17.01.2020

CES 2020 – Schaufenster in die Zukunft

Die Consumer Electronics Show (CES) wird für die Autoindustrie immer interessanter. Auch 2020 gaben zahlreiche Hersteller und Zulieferer einen Ausblick auf zukünftige Technologien – von modernen Bedienkonzepten bis hin zu neuen Sicherheitssystemen.

Seit 1967 schon versammelt sich auf der Consumer Electronics Show (CES), zunächst in New York, alles was in Sachen Unterhaltungselektronik Rang und Namen hat. Kassenschlager wie Videorecorder, CD-Spieler und Commodore 64, der Spiele-Klassiker Tetris oder die DVD feierten auf der Messe ihre Premiere. Inzwischen findet die Show in Las Vegas statt, und auch die Themen haben sich geändert: Mit Aufnahmegeräten oder iPods lockt man heute niemanden mehr, inzwischen stehen Smart-Home-Lösungen, gebogene Laptops und neueste Handys oder die Rundum-Vernetzung im Fokus. Seit einigen Jahren wird die CES auch für Autobauer immer attraktiver: Moderne Infotainmentsysteme orientieren sich schließlich stark an Smartphones, viele neue Features haben mehr mit Digitalisierung denn klassischem Fahrzeugbau zu tun und autonome Autos sind ohnehin High-Tech-Produkte.

Die Autohersteller zeigen nur wenige neue Serienfahrzeuge

Während in den vergangenen Jahren nur wenige Tage zwischen der CES und der Motor-Show in Detroit lagen und mancher Hersteller den Auftritt in Las Vegas daher scheute, konnten sich die Autobauer 2020 ganz auf die Elektronik-Messe konzentrieren – die Autoschau in Michigan wurde in den Sommer verlegt. Dementsprechend groß war der Reigen an Ausstellern, die sich mit dem Thema Mobilität beschäftigen. Anders als auf den klassischen Automessen gab es auf der CES allerdings nur wenige neue Serienfahrzeuge zu sehen: Jeep zeigte eine Plug-in-Variante des Wranglers, Byton stellte wieder einmal sein irgendwie ständig quasi-fertiges Elektro-SUV aus und auch der hochbeinige Stromer Fisker Ocean soll bald beim Händler stehen.

Das Auto der Zukunft soll nachhaltig und benutzerfreundlich sein

Ansonsten aber blickten die Hersteller in Las Vegas eher weit in die Zukunft. Was viele dabei umtreibt, ist die Frage, wie Mensch und Maschine zukünftig zusammenarbeiten. Mercedes läutet mit dem Vision AVTR nicht nur eine umfangreiche Kooperation mit dem Avatar-Filmteam ein, sondern versucht in seiner von Nachhaltigkeitsgedanken geprägten Studie Auto und Insassen sprichwörtlich zu einer Einheit zu verschmelzen. Honda zeigte mit dem Augmented Driving Concept eine Cabrio-Studie, die nahtlos zwischen autonomem und manuellem Fahren wechseln kann und auch bei der Chrysler-Studie Airflow steht die User-Experience im Vordergrund. Eine große Rolle spielen hier wie da die Displays: Zum einen packen die Autobauer immer größere Bildschirme in die Fahrzeuge, zum anderen gibt es auch bei der Technik Fortschritte. Audi etwa zeigte, wie ein transparenter Bildschirm auf dem Armaturenbrett als Kombiinstrument dienen kann, ohne die Sicht auf die Straße zu behindern, Bosch stellte eine durchsichtige Sonnenblende vor, die sich automatisch verdunkelt und auch 3D-Darstellungen sind stark im Kommen – sowohl als Head-up-Display wie auch in der Instrumententafel.

Hightech für Unterhaltung und Sicherheit beim autonomen Fahren

Wer sich mit User Experience beschäftigt, kommt unweigerlich auch zu der Frage, wie sich die Gäste zukünftig in automatisierten Autos die Zeit vertreiben. Schenkt man Visionen wie dem BMW i Interaction Ease Concept Glauben, werden wir häufig entspannt in gemütlicher Lounge-Atmosphäre im Fahrzeug lümmeln – was wiederum die Sicherheitstechniker auf den Plan ruft. Ein Airbag beispielsweise ist heutzutage auf eine übliche Sitzanordnung ausgelegt. Zulieferer ZF hat sich Gedanken gemacht, wie die Lebensretter in Zukunft gestaltet sein müssten, und zeigte ein System, das die Größe des Luftsacks beim Aufblasen je nach Sitzposition variieren kann, um auch Passagiere in Liegeposition gut zu schützen.

Hyundai geht in die Luft

Apropos Luft: Hyundai will sich zukünftig nicht mehr nur auf die Straße beschränken, sondern stellte auf der CES ein hubschrauberartiges Lufttaxi vor. Den elektrisch betriebenen S-A1 haben sich die Koreaner allerdings nicht alleine ausgedacht, sondern zusammen mit dem Fahrdienstleister Uber. Der bietet derzeit schon in New York einen Helikopter-Shuttle zwischen dem Flughafen JFK und Manhattan an und will in einigen Jahren bis zu vier Passagiere mit dem Hyundai-Flieger rund 500 Meter über der Erde transportieren – zunächst noch mit einem Piloten am Steuer, später sogar autonom.

Neue Sensoren erfassen scharfe Bilder, auch wenn‘s ruckelt

Unabdingbar für selbstlenkende Fahrzeuge – ganz gleich ob auf der Straße oder in der Luft – sind präzise Lasersensoren, sogenannte Lidar. Die radar-ähnlichen Sensoren haben bislang mit rotierenden Spiegel gearbeitet, was im Automobilbereich zu Problemen führen konnte: Schon kleinste Erschütterungen konnten die Bilderfassung stören. Auf der CES 2020 zeigten nun gleich mehrere Hersteller sogenannte Solid-State-Sensoren, die ohne bewegliche Teile auskommen; unter anderem arbeitet Sony an dieser Technik, was dem großflächigen Lidar-Einsatz in Fahrzeugen den Weg ebenen dürfte.

Trotz seinem Überraschungs-Coup Vision-S wird Sony wohl nicht unter die Autobauer gehen

Übrigens: Der neue Laser ist nur einer von 33 Sensoren, die Sony in seiner ersten, zusammen mit Magna, Continental und ZF entwickelten Fahrzeug-Studie zeigte. Der Vision-S soll demonstrieren, welche Entwicklungen Sony in den Bereichen Sicherheit, Zuverlässigkeit, Komfort und Unterhaltung vorantreibt. Doch obwohl die Japaner sogar konkrete Fahrdaten veröffentlichten – der Vision-S soll zwei 200 kW/272 PS starke E-Motoren haben und in 4,8 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen – dürften sie nicht vorhaben, wirklich selbst in den Fahrzeugbau einzusteigen.