Meine Apps im Auto – wofür soll das denn wieder gut sein?“, „Das ist doch garantiert wieder teurer Schnickschnack“ und „Um das zu nutzen, braucht man garantiert ein Technikstudium“ – so oder so ähnlich klangen die Reaktionen vieler Skeptiker, als Apple 2014 CarPlay vorstellte und Google ein Jahr später mit Android Auto nachzog. Doch die Vorbehalte verpufften schnell. Denn anders als bei sonstigen technischen Neuerungen sind die Schnittstellen, die beliebte Apps wie Spotify, WhatsApp oder die Google-Navigation ins Auto bringen, meist kostenlos sowie kinderleicht per Sprachbefehl zu bedienen. Im Fall von Apple muss man nicht einmal etwas installieren. Damit haben die Silicon-Valley-Größen den Auto-Herstellern mächtig die Leviten gelesen und das Entertainment im Auto längst gekapert.
Sogar ältere Gebrauchtwagen lassen sich nachrüsten
Und das Schöne daran: Anders als bei sonstigen technischen Neuheiten gelingt die Revolution auch von unten. So war der Druck bei Mercedes offensichtlich so groß, dass das neue Infotainment-System nicht etwa in S-Klasse, GLS oder gar EQC debütierte, sondern in der A-Klasse. Doch das modernste Infotainment ist nicht mehr nur Kunden von Premiummarken vorbehalten. Für unter 300 Euro lassen sich selbst ältere Gebrauchtwagen wie ein Opel Vectra C, Baujahr 2002, mit Digitalradio, Freisprecheinrichtung, Kartennavigation sowie einfachem Zugriff auf alle Kontakte nachrüsten.
In Zukunft könnten Smartphones Verkehrsprobleme lösen
Ist dafür heute noch eine Kabelverbindung zwischen Smartphone und Auto notwendig, wird sich im nächsten Schritt das induktive Laden und die Wireless-Verbindung zwischen Smartphone und Auto durchsetzen. Die Hersteller wollen diesmal den Anschluss nicht verpassen und integrieren Smart-Home-Apps, mit denen sich die Heizung oder auch die Kaffeemaschine fernsteuern lassen. Bei BMW, VW und Tesla ist das heute bereits möglich. Und wozu das Ganze? Weil „always on“ mittlerweile Realität geworden ist, die nächste Generation an Autofahrern sich überhaupt nicht mehr vorstellen kann, digitale und analoge Mobilität voneinander zu trennen. Bei Mercedes läuft die Navigation auf dem Smartphone weiter, wenn das Auto geparkt ist, zeigt an, ob man vom Parkplatz nach links oder rechts gehen muss, oder ruft bei Bedarf ein Taxi. So können Smartphones dabei helfen, Staus und damit unnötigen Schadstoffausstoß in der Stadt zu vermeiden – vor allem, wenn in Zukunft auch noch Bus und Bahn in die Routenempfehlung integriert werden.
Update fürs Infotainment
Erst für relativ neue Autos ab etwa 2015 gibt es die volle Smartphone-Integration ab Werk. Doch Android Auto oder Apple CarPlay lassen sich auch nachrüsten. Voraussetzung ist meist ein doppelter Radio-Schacht. Ab etwa 300 Euro geht es für Radios bei den Marken-Herstellern los. Allround-Lösungen bieten Empfang von Digitalradio (DAB+), können CDs, MP3s und sogar DVDs abspielen (aus Sicherheitsgründen nur bei angezogener Handbremse). Mit ein bisschen handwerklichem Geschick ist die Nachrüstung möglich. In der Werkstatt kostet der Einbau je nach Aufwand etwa 200 Euro. Interessant ist das vor allem, wenn das Navi schon etwas älter oder noch gar keine Freisprechanlage verbaut ist.
So steht der ACE dazu
Mt Alexa, Siri und Co. ziehen immer mehr virtuelle Helfer ins Auto. Und sie sind intelligent, können uns auch am Steuer lästige Arbeiten abnehmen, an Termine erinnern und dafür sorgen, dass wir den nächsten Stau vermeiden. Doch auch wenn die Sprachbedienung immer komfortabler wird – selbst die beste Spracheingabe lenkt ab. Die Verkehrssicherheit sollte aber immer oberste Priorität haben. Außerdem generieren Google und Co. immense Datenmengen. Wer navigieren möchte, muss auf ihre Dienste zugreifen und "zahlt" mit seinen Daten. Wer das nicht möchte, hat keine Wahl, denn die Plattform-Betreiber entscheiden, welche App ins Auto kommt. Der ACE sieht dies kritisch: Jeder von uns muss das Recht haben, darüber zu bestimmen, wer seine Daten kriegt.