28.08.2023

Gebrauchte E-Autos – Darum lohnt sich der Kauf

Noch sind E-Autos auf dem Gebrauchtwagenmarkt ein rares Gut, die Nachfrage ist hoch. Denn im Vergleich zum Verbrenner haben sie geringere Wartungskosten. Doch beim Akku müssen Käufer von Stromern genau hinschauen.

Für viele Verbraucherinnen und Verbraucher sind batterieelektrische Fahrzeuge schlicht zu teuer. Neu kosten sie immer noch einige tausend Euro mehr als vergleichbare Diesel und Benziner. Anfang des Jahres kürzte die Bundesregierung zudem die staatlichen Kaufprämien für Elektroautos, das verunsichert viele Menschen zusätzlich.

Wenige E-Autos auf dem Gebrauchtwagenmarkt

Doch es gibt eine Alternative: gebrauchte Elektroautos. Einen VW up oder Renault Zoe gibt es aus zweiter Hand bereits für unter 10.000 Euro. Die Gebrauchten gilt es aber erstmal zu finden.

Nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamtes betrug ihr Anteil an den Besitzumschreibungen im ersten Halbjahr 2023, also den Gebrauchtwagen, die in diesem Zeitraum verkauft wurden, lediglich 1,25 Prozent.

Niedrige laufende Kosten

Wer fündig geworden ist, kann sich nicht nur über einen günstigen Kaufpreis freuen. Auch bei Unterhalt und Wartung können E-Auto-Fahrende sparen.

So sind Elektroautos zehn Jahre von der Kfz-Steuer befreit, maximal jedoch bis 2030. Auch das Laden kann erheblich günstiger sein als der Sprit an der Tankstelle – insbesondere für Menschen mit Eigenheim und idealerweise einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. 

Teurer ist der Strom dagegen an öffentlichen Ladepunkten. Vor allem das Schnellladen auf Reisen geht mit aktuell bis zu 79 Cent pro Kilowattstunde ins Geld. Manche Anbieter berechnen zusätzlich Kosten für die Standzeit an ihrer Ladesäule oder erheben Blockiergebühren ab einer bestimmten Ladedauer.

Ein weiterer Pluspunkt von Elektroautos ist der geringere Wartungsaufwand. Durch den E-Antrieb fallen viele Verschleißteile eines Verbrenners wie Kupplung, Zahnriemen oder Abgasanlage weg. Auch die Bremsen können erheblich länger halten: Bei hoch eingestellter Rekuperation bremsen E-Autos von selbst so stark ab, dass man die Stromer mehr oder weniger mit einem Pedal fahren kann – das sogenannte One-Pedal-Driving.

THG-Quote

Seit Anfang 2022 können Privatpersonen die von ihnen eingesparten CO2-Emissionen über ihren THG-Quotenschein in bares Geld ummünzen. Pro Jahr sind das mehrere hundert Euro.

Bremsen testen

Wird ein Auto ständig durch Rekuperation gebremst, besteht im Extremfall die Gefahr, dass die Bremsscheiben beginnen zu rosten. Deswegen sollten unbedingt auch die Bremsen auf ihren Zustand überprüft werden. Da Laien hier in der Regel die entsprechenden Kenntnisse fehlen, sollte ein Profi ran.

Prüforganisationen wie die GTÜ bieten für alle Fahrzeuge professionelle Gebrauchtwagengutachten an. Dabei wird der Zustand und damit der Wert des Fahrzeugs ermittelt. Kosten etwa 100 Euro, Dauer etwa 45 Minuten.

Zustand der Antriebsbatterie

Die Batterie ist das teuerste und empfindlichste Bauteil eines Elektroautos. „Auch bei sehr wenig Fahrten sowie bei langen Standzeiten ohne Ladung kann die Batterie Schaden nehmen, wenn es durch sogenannte Tiefentladungen zu Zellschäden kommt“, erklärt Constantin Knack, Experte bei der Kfz-Sachverständigenorganisation GTÜ.

Fachleute wie er empfehlen daher, die Batterie eines gebrauchten E-Autos oder Hybriden vor dem Kauf von einer unabhängigen Prüfstelle auf ihren Gesundheitszustand („State of Health“) untersuchen zu lassen. Denn ein SOH von beispielsweise 75 Prozent bedeutet, dass nur noch 75 Prozent der ursprünglichen Reichweite übrig sind.

Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Batterie komplett getauscht werden muss, ist allerdings gering und von den Kosten mit einem Motor- oder Getriebeschaden vergleichbar. Moderne Antriebsbatterien überleben in der Regel das Auto. Sie sind für eine Laufleistung von 800.000 Kilometern ausgelegt. Je nach Schadensbild können sie auch repariert werden.

Augen auf bei der Garantie

Oft geben Hersteller acht oder noch mehr Jahre Garantie auf den Antriebs-Akku. Beim Gebrauchtwagen-Kauf sollten Kunden unbedingt nach der genauen Laufzeit der Garantie und den exakten Konditionen fragen. Denn diese spendablen Versprechen haben oft einen Haken.

Missachtet der Kunde etwa Anweisungen in der Betriebsanleitung – zum Beispiel zum Aufladen oder zu Standzeiten – können Hersteller bei einem Defekt vom Garantieversprechen zurücktreten. „Die Kosten für den Batterie-Austausch trägt dann der Endverbraucher“, warnt Constantin Knack. Und die können sich, selbst bei einem kleinen Stromer, schnell auf 10.000 Euro oder mehr belaufen.

Alternative: Batterie-Miete

Besser geschützt seien Verbraucher bei einer Batterie-Miete, wie sie Händler auch bei gebrauchten Elektroautos inzwischen häufig anbieten.

In diesem Fall verbleibt der Akku im Besitz des Fahrzeughändlers bzw. Herstellers. Zum Kaufpreis addiert sich dann allerdings ein monatlicher Mietpreis für den Akku, der sich meist nach der jährlichen Fahrleistung richtet.

Geringer Wertverlust

Und der Wertverlust? Studien bescheinigten gebrauchten Elektroautos in der Vergangenheit stets einen deutlich höheren Preisverfall als bei vergleichbaren Verbrennern. Der Grund ist die schnelle Weiterentwicklung der Akku- und Lade-Technik, die Reichweiten von E-Fahrzeugen haben sich stark erhöht. Inzwischen beobachten Experten jedoch eine Trendumkehr. 

So zeigten sich nach einer Untersuchung des CAR-Center Automotive Research zuletzt vollelektrische Pkw am wertstabilsten. Danach entsprach der Gebrauchtwagenwert nach drei Jahren 79 Prozent des durchschnittlichen Listenpreises als Neuwagen.

Plug-in-Hybride erreichten 73 Prozent des Neuwagenpreises. Am schlechtesten schnitten Verbrenner mit 69 Prozent ab. Dieser Trend wird sich vermutlich fortsetzen.

Fazit und Tipps für den Kauf eines gebrauchten E-Autos

Vorteile von gebrauchten E-Autos

  • Evtl. von der Kfz-Steuer befreit
  • Niedrige Wartungskosten
  • Niedrige Stromkosten möglich
  • Teilweise Förderung möglich
  • Geringer Wertverlust
  • THG-Quote

Checkliste für den Kauf gebrauchter E-Autos

  • Gesundheitszustand der Batterie testen
  • Garantie der Batterie beachten
  • Gebrauchtwagencheck durchführen lassen
  • Besonderes Augenmerk auf die Bremsen der Hinterachse legen
  • Dazu Tipps für den Kauf gebrauchter Verbrenner beachten, wie etwa: Worauf muss ich beim Kauf von Privatpersonen oder im Internet achten? Service-Scheckheft, HU-Berichte...