CBR – dieses Modellkürzel hat bei Honda Tradition. Die drei Buchstaben kennzeichnen schon seit 1983 Hondas Sportbikes, erstmals war das bei der CBR400 der Fall, die es allerdings nur in Japan zu kaufen gab. Aber schon sie trug einen 16-Ventil-Vierzylinder-Reihenmotor in ihrem Rahmen, allerdings noch einen luftgekühlten. 36 Jahre später sind zwar viele Änderungen im Detail zu beobachten – beispielsweise gibt es Benzineinspritzung, geregelten Katalysator, Antihopping-Kupplung und ABS –, doch die Bedeutung von CBR ist nach wie vor gültig.
Ein Sportbike, das auch auf Touren für Fahrspaß sorgt
Supersportlich ist eine CBR stets dann, wenn hinter der Hubraumbezeichnung ein RR folgt; das einfache R drückt aus, dass man es mit einem Sportbike zu tun hat, das keinerlei Rennstreckenambitionen aufkommen lässt. Damit ist klar, was die taufrische Honda CBR650R (ab 9290 Euro) darstellt: das aktuelle Honda Mittelklasse-Sportbike, das auch durchaus tourengeeignet ist. Mit 70 kW/95 PS ist die Motorleistung so bemessen, dass sie auch auf 35 kW/48 PS gedrosselt werden kann, sodass Inhaber des Führerscheins A2 das Bike fahren dürfen.
Superbike-Optik mit schicken Farben und dynamischer Front
Optisch ist die neueste Generation der CBR650R stark dem aktuellen Superbike, der CBR1000RR Fireblade, angeglichen worden. Dasselbe Rot dient als Grundfarbe, dieselben Farben, Blau und Weiß, werden für das Dekor verwendet. Beim flüchtigen Hinschauen kann man die 650er fast mit der „Blade“ verwechseln. Das gilt insbesondere für die Front, die nun LED-Doppelscheinwerfer aufweist. Die Blade bringt mit 141 kW/192 PS zwar die doppelte Leistung und kostet mit rund 18.000 Euro auch ungefähr doppelt so viel wie die CBR650R, spricht aber einen weitaus kleineren Kundenkreis an. Das hohe Prestige der Fireblade färbt natürlich auf die vollverkleidete 650er ab.
Die Honda CBR650R bietet neue technische Details und einen stärkeren Motor
Technisch entspricht diese weitgehend dem unverkleideten Schwestermodell CB650R, Motor, Fahrwerk und Bremsen sind sogar identisch. Der Fahrer hat es also mit solider, aber nicht wirklich aufregender Technik zu tun. Neu gegenüber dem Vormodell sind die 4,1-Zentimeter-USD-Gabel, das in der Vorspannung siebenfach einstellbare Zentralfederbein, die nun radial angelenkten Vierkolben-Bremssättel an den beiden vorderen Scheibenbremsen und der etwas leistungsfähigere Motor. Dank höherer Verdichtung und einer deutlich vergrößerten Airbox stehen statt 66 kW/90 PS nun 70 kW/95 PS zur Verfügung. Dafür muss der kleine Vierzylinder immerhin 12.000 Touren drehen, was er mit links macht. Wer sportlich unterwegs sein will, darf vor fünfstelligen Drehzahlen keine Scheu haben, obwohl der Durchzug bereits ab etwa 6000 Umdrehungen pro Minute sehr ordentlich ist und bei 8500 sein Maximum von 64 Newtonmetern erreicht. Fünf bis sechs Liter Benzin auf 100 Kilometern fließen dann durch die Einspritzdüsen, so dass ein Radius von 250 Kilometern ohne Nachtanken gesichert ist.
Fahrwerk, Schaltung und Bremsen machen das Fahren angenehm
Das Fahrwerk muss, der Preisklasse entsprechend, ohne Raffinessen auskommen, ist aber sehr sorgfältig abgestimmt. Die USD-Gabel führt das Vorderrad unter allen Bedingungen sauber, das hintere Federbein erfüllt ebenfalls die Erwartungen, die man an ein Sportmotorrad der unteren Mittelklasse haben kann. Kraftaufwand ist beim Fahren nicht vonnöten, denn die 207 Kilogramm schwere CBR650R ist leicht zu fahren; sie lenkt schon mit geringem Druck auf die Lenkerstummel ein und gibt sich auf gutem Asphalt in Kurven mustergültig stabil. Sehr gut gefällt das leicht und präzise schaltbare Sechsganggetriebe, für das gegen den Aufpreis von 200 Euro ein prächtig funktionierender Quickshifter erhältlich ist. Das kupplungslose Herunterschalten ist in diesem Sonderangebot allerdings nicht enthalten. Ein dickes Lob gebührt der neuen Bremsanlage an der Front, die echte Zweifingerqualitäten aufweist.
Der Fahrer blickt auf ein übersichtliches Zentralinstrument
Neu ist an der CBR650R auch die Instrumentierung. Das Zentralinstrument ist volldigital und sehr aufgeräumt gestaltet. Zu den üblichen Anzeigen gesellt sich eine Ganganzeige, der Bordcomputer ist unter anderem mit Verbrauchsanzeigen bestückt. Die Verstellung erfordert, der Preisklasse gemäß, eine Direktbedienung am Display; Finessen wie eine Lenkerfernbedienung des Bordcomputers oder auch eine automatische Blinkerrückstellung gibt es nicht.
Honda bietet in der CB(R)-Familie Motorräder für jeden Geschmack
Dass die Blütezeit von Sportbikes auf dem deutschen Markt seit längerer Zeit vorbei ist, weiß auch Honda Deutschland. Entsprechend vorsichtig hat man in Japan disponiert: Etwa 600 Fahrzeuge meint man im Laufe dieser Saison hierzulande verkaufen zu können. Alle diejenigen, die das gebückte Fahren dem aufrechten Sitzen vorziehen, kann im Falle der 9290 Euro teuren Honda CBR650R zugeraten werden. Allen anderen sei das Schwestermodell CB650R für eine Probefahrt ans Herz gelegt; der fehlt zwar das R zum symbolträchtigen Kürzel CBR, aber bis auf den nicht vorhandenen Windschutz kann sie alles ähnlich gut wie die sportliche Schwester mit der Fireblade-Attitüde.
Honda CBR650R – Technische Daten
- Motor: Flüssigkeitsgekühlter Vierzylinder-Reihenmotor, 16 Ventile, DOHC, 649 ccm Hubraum, 70 kW/95 PS bei 12.000/min., 64 Nm bei 8500/min; Einspritzung, 6 Gänge, Kettenantrieb
- Fahrwerk: Stahl-Brückenrahmen; vorne USD-Telegabel ø 41 mm, 10,8 cm Federweg; hinten Leichtmetallguss-Zweiarmschwinge, Zentralfederbein, Vorspannung einstellbar,12,8 cm Federweg; Leichtmetallguss-Räder; schlauchlose Reifen 120/70 ZR 17 (vorn) und 180/55 ZR 17 (hinten). 31 cm Doppelscheibenbremse vorne, 24 cm Einscheibenbremse hinten
- Assistenzsysteme: Zweikreis-ABS, abschaltbare Traktionskontrolle, Antihopping-Kupplung
- Maße und Gewichte: Radstand 1,45 m, Sitzhöhe 81 cm, Gewicht fahrfertig 207 kg, Zuladung 168 kg; Tankinhalt 15,4 Liter
- Fahrleistungen: Höchstgeschwindigkeit 197 km/h, 0-100 km/h ca. 3,8 s, Normverbrauch lt. EU4 4,9 l/100 km
- Farben: Rot, Mattschwarz
- Preis: ab 9290 Euro