Quadratisch, praktisch gut: Der Kia Soul und vor allem sein Design tanzt seit jeher aus der Reihe. Gut, aber nicht wirklich überraschend, dass sich die Koreaner in diesem Detail auch in der dritten Generation treu geblieben sind. Aufmerksamkeit erzeugte diesmal die Ankündigung, dass es den Designer-Würfel – zumindest in Europa – nur noch mit elektrischem Antrieb gibt.
Schon die Basisversion punktet mit umfangreicher Serienausstattung
Das hat vor allem Auswirkungen auf den Einstiegspreis: So geht es statt bei knapp 17.000 Euro nun erst bei 33.990 Euro los. Die von uns gefahrene Top-Version mit 150 kW beziehungsweise 204 PS kostet sogar 37.790 Euro. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn erstens gehen noch 6000 Euro Umweltprämie ab. Und zweitens ist der E-Soul auch bei weitem kein nacktes Kassengestell, sondern überzeugt durch eine lange Liste an Extras: bereits die Basisversion Edition 7 bietet einen adaptiven Tempomaten inklusive Stop & Go-Funktion, ein autonomes Notbremssystem mit Fußgängererkennung, Klimaautomatik, LED-Nebelscheinwerfer und Voll-LED-Scheinwerfer. Gleiche PS-Zahl und ähnliche Ausstattung hatte in der Vergangenheit erst der große Benziner, der dann auch schon 28.460 Euro kostete.
Praktisch für die Stadt, komfortabel für die Langstrecke
Doch selbst ohne diese Extras zählt der Soul zu den interessantesten E-Auto-Angeboten, auf jeden Fall was das Preis-Leistungs-Verhältnis angeht. 590 Euro kostet die Kilowattstunde Akkukapazität beim Top-Modell. Das unterbietet aktuell nur der Seat Mii electric. Doch der hat nur knapp 32 kWh an Bord und ist auch mit seinen Kleinstwagen-Abmessungen vor allem für die Kurzstrecke und den Stadtverkehr ausgelegt. Der Soul dagegen kann mit seinem 64 kWh-Akkupaket beides: Er ist mit 4,20 Metern vergleichsweise kurz und wendig im Stadtverkehr. Und für die Langstrecke bietet er genug Platz im Kofferraum, ausreichend Beinfreiheit und bequeme Sitzplätze auch in der zweiten Reihe sowie Schnellladen mit bis zu 80 kW. In Kombination mit dem großen Akku (offiziellen Reichweite: 452 km (nach WLTP) sollten damit selbst längere Distanzen drin sein.
Im Winter ist der Normverbrauch nicht zu schaffen
Wir haben das an einem der wenigen kalten Tage im Winter getestet. Bei –5 Grad geht’s in Stuttgart los, das Ziel: Berlin. Per App lässt sich der Soul vorheizen. Das erspart Laternenparkern das müßige Kratzen und senkt den Stromverbrauch für die Heizung auf den ersten Kilometern. Wir kommen im Sparmodus „Eco+“ auf der Landstraße mit sensationell niedrigen 14,3 kWh auf 100 Kilometer aus. Mit 130 auf der Autobahn nähern wir uns der 18, noch etwas zügiger überschreiten wir die 20er Marke. Der offizielle Normverbrauch von 15,3 kWh scheint im Frühjahr erreichbar.
Das Navi hilft nicht optimal bei der Suche nach Ladestationen
Die 640 Kilometer schaffen wir trotzdem nicht ohne Zwischenladung. Am Ende sind es drei á 30 Minuten. Ein Problem dabei: Zwar kann der Soul theoretisch mit 80 kW laden, tatsächlich erreicht er nur einmal über 70 kW. Denn bereits unter 50 Prozent Akkufüllung flacht die Ladekurve deutlich ab. Ebenfalls unpraktisch: Zwar kennt das eingebaute Navi die Ladestationen auf dem Weg, doch eine optimale Route mit den schnellsten Ladestopps kann der Soul leider nicht berechnen. Der Beifahrer und Google Maps müssen helfen – so brauchen wir am Ende knapp über neun Stunden für die Strecke.
Der Fahrspaß entschädigt für die lange Ladedauer
Und das etwas langatmige Laden begleitet den E-Soul auch im Alltag. Denn leider hat Kia seinem Kubus nur ein einphasiges Ladegerät für Wechselstrom gegönnt. An den weit verbreiteten 22-kW-Ladesäulen zapft der E-Soul daher maximal mit 7,2 kW Strom, manchmal sogar mit deutlich weniger. Ein Ladevorgang kann dann schon mal 24 Stunden dauern, am 80-kW-Schnelllader braucht er theoretisch nur 54 Minuten. Wer allerdings nicht ständig lange Strecken fährt, wird das lästige Ladethema schnell vergessen. Denn der E-Soul macht einfach Lust aufs Fahren. Knapp 400 Newtonmeter Drehmoment sorgen für einen wuchtigen Antritt und machen den E-Soul trotzdem nicht zum harten Sportler, die fast zwei Tonnen Leergewicht und die komfortable Abstimmung hemmen jegliche Ambitionen.
Mit dem e-Soul bietet Kia einen praktischen und günstigen Alltagsbegleiter
Fazit: Kia ist mit dem kultig-kantigen e-Soul konsequent den nächsten Schritt gegangen. Der Elektromotor macht Spaß und passen gut zum Charakter. Die Reichweite und das Preis-Leistungs-Verhältnis passen. Auch wenn er optisch aus dem Rahmen fällt, ist der E-Soul ein idealer Alltagsbegleiter. Nur bei der Langstrecken-Navigation und beim Laden am Wechselstrom gibt es noch Luft nach oben.