Auto und Smartphone wachsen immer mehr zusammen. Immer mehr Wettbewerber kämpfen um die Hoheit im automobilen App-Store. Zu den frischesten Anbietern zählt das Berliner Start-up Pace, das seit wenigen Monaten eine Kombination aus Funkstecker für das Auto und App auf dem Handy anbietet. Der Nutzer erhält auf diese Weise ein Multifunktions-Werkzeug inklusive Fahrtenbuch, Spritspartrainer und Notruf-Assistent. Ein Test.
Mit dem Auto per Handy „kommunizieren“
Die Technik die Pace nutzt ist so bekannt wie simpel: Zunächst wird der für 120 Euro erworbene OBD-Stecker, auch -Dongle genannt, in die entsprechende Schnittstelle im Auto (meist unterhalb des Lenkrads) gestöpselt. Das funktioniert problemlos, solange die Stelle einigermaßen erreichbar ist, denn der sogenannte Pace-Link-Stecker ist vergleichsweise klein. Anschließend wird die kostenlose App geladen und gestartet. Nach wenigen Sekunden koppeln sich Handy und Stecker per Bluetooth, Fahrzeugtyp und Kilometerstand werden eingegeben und fertig.
Vor dem Kauf Kompatibilität prüfen
Die App startet anschließend bei jedem Fahrtantritt automatisch und verbindet sich selbstständig. Das klappt in der Regel reibungslos; im redaktionellen Testwagenfuhrpark waren aber auch einige Autos, die Ärger machten. Meist waren die Fahrzeugtypen im umfangreichen, aber nicht kompletten Katalog der App nicht anwählbar. Vor dem Kauf empfiehlt sich daher ein Kompatibilitäts-Check auf der Webseite des Anbieters.
Klappt es mit Verbindung und Erkennen, zeigt sich die App durchdacht und optisch ansprechend. Während der Fahrt zeigt der Handy-Bildschirm ausschließlich den sogenannten Performance-Monitor. Zu sehen sind vor allem die aus der OBD-Schnittstelle ausgelesenen Daten, je nach Fahrzeug etwa Motordrehzahl, Öltemperatur, Batteriespannung, Geschwindigkeit oder Turbodruck. Interessant ist das vor allem für Autos mit eingeschränktem Instrumentarium – bei ihnen wird die App zum Super-Bordcomputer. Aber auch moderne und vollausgestattete Fahrzeuge bieten nicht unbedingt jede Info des Performance Monitors. Die Anzeige ist bedingt durch den Handybildschirm relativ klein, aber dafür klar und nicht zu verspielt. Ein größeres Maß an Ablenkung muss man auch nicht fürchten, denn die meisten Funktionen der App sind während der Fahrt deaktiviert.
Per OBD-Stecker Fahrtenbuch führen
Auf das elektronische Fahrtenbuch etwa lässt sich nur im Stand zurückgreifen. Die App speichert auf Basis der GPS-Daten des Handys jede Fahrt, anschließend lassen sich die Einträge bearbeiten. Auch dabei fällt wieder die durchdachte Bedienung auf, die neben der schicken Optik zu den Stärken des Pace-Systems zählt. Wichtiger dürfte vielen Nutzern jedoch sein, dass die Daten des Fahrtenbuchs exportiert und dem Finanzamt vorgelegt werden können. Die Funktion allein könnte daher schon ein Kaufgrund sein. Ergänzt wird sie von etwas weniger spektakulären Diensten wie einem Spritspartrainer, der unter anderem Gangwahl und Gaspedalnutzung auswertet, einem Benzinpreisfinder, einem Staumonitor, einem Spritkostenrechner und einer Merkfunktion für den Stellplatz des geparkten Autos. Der Reiz dürfte hier nicht in den einzelnen Funktionen liegen, sondern darin, dass sie unter einem Dach zusammengefasst sind.
Notruf mit dem Dongle absetzen
Interessanter ist die Notruf-Funktion, die bei einem Unfall wie ein nachgerüstetes E-Call-System wirkt und automatisch die Verbindung zu einem Callcenter herstellt, das bei Bedarf den Rettungsdienst informiert. Dafür ist dann allerdings eine umfangreiche Registrierung mit Name und Handynummer nötig. Ebenfalls nützlich im Notfall kann die Fehlercode-Analyse sein. Dabei nutzt die App die gleiche Technik, die auch der Kfz-Mechaniker in der Werkstatt anwenden würde: Über den OBD-Anschluss wird zunächst der Fehlerspeicher ausgelesen. Der dort eventuell hinterlegte Fehlercode soll bei der App direkt in Klarsprache übersetzt werden, so dass der Fahrer einschätzen kann, ob ein direkter Werkstattbesuch nötig ist oder noch weitergefahren werden kann. Im Test hatte Pace nur einmal die Gelegenheit, sich zu bewähren. Ironischerweise beim Code U0155 – einem Kommunikationsfehler der durch die Belegung des OBD-Ports entstehen kann. Nach dem Ziehen des Pace-Steckers war alles wieder ok. Übersetzt hat Pace den Code übrigens nicht. Allerdings soll die Datenbank ständig erweitert werden.
Fazit: Nach mehreren Wochen Test an unterschiedlichen Autos überzeugt das Pace-System unterm Strich. Vor allem die intuitive Bedienung auch komplexerer Funktionen gefällt. Genauso wie die gefällige, aber nie aufdringliche grafische Umsetzung. Preislich rangiert Pace deutlich über Bastellösungen aus dem Internet-Shop, wirkt dafür aber solider und zuverlässiger. Zudem ist kein Abo nötig, der Stecker wird einmal gekauft und soll dann jahrelang genutzt werden können. Eine Funktions-Garantie gibt es aber nicht. Je nach Fahrzeug-Handy-Kombination kann es Probleme geben. Pace räumt daher ein 30-tägiges Rückgaberecht ein.