Die Liste derjenigen Hersteller, die 2018 nicht auf dem Pariser Autosalon zu sehen sind, ist lang. Unter den Firmen, die der Messe fernbleiben, sind unter anderem VW, Ford, Mazda, Volvo, Opel, Nissan und Alfa Romeo. Ein Grund: Für ihre Premieren bevorzugen die Autohersteller mittlerweile eigene Veranstaltungen, bei denen eine Berichterstattung gesichert ist und nicht durch neue Modelle der Konkurrenz gestört wird. Außerdem kostet ein Messeauftritt sehr viel Geld, das sich werbewirksamer in Instagram-Kampagnen oder teure Werbespots auf Youtube investieren lässt.
Peugeot schwelgt mit einer Hybrid-Studie in Nostalgie
Trotzdem: Besonders einheimische Marken wie Citroën, DS und Peugeot, aber auch europäische Nachbarn aus Stuttgart oder München zeigen zumindest ein paar neue Autos auf der „Mondial de l‘Automobile“, die dieses Jahr immerhin 120 Jahre alt wird. Für Sportwagen-Fans dürfte wohl der Blick in Halle 4 besonders interessant sein. Hier steht mit dem 911 Speedster das jüngste limitierte Sondermodell des Porsche 991, den erwarteten neuen 992 bekommt man an der Seine jedoch nicht zu sehen. Und das, obwohl der elektrifizierte Elfer enorm spannend gewesen wäre. Das gilt aber nicht nur für den Traumsportler, sondern auch für den Münchner Dauerbrenner BMW 3er. Hier heißt die Plug-in-Variante künftig ganz simpel 330e und soll bis zu 60 Kilometer ohne Abgase fahren können. Die Brücke zwischen biederer Hybrid-Limousine und aufregendem Sportwagen schlägt mit Peugeot übrigens eine französische Marke, die eine betörend schöne Retro-Studie namens „e-Legend Concept“ in Anlehnung an den 504 im Gepäck hat.
Die deutschen Marken präsentieren bereits bekannte Autos
Schnörkelloser geht es bei den anderen deutschen Herstellern Audi und Mercedes zu. Die Stuttgarter zeigen neben dem bereits bekannten GLE und dem ebenfalls schon enthüllten AMG A 35 immerhin die neue B-Klasse mit viel Infotainment-Tamtam und schickerer Optik. Für die jüngere Kundschaft ist außerdem die Limousine des kompakten A-Benz zu sehen. Wenig aufregend? Nun, bei Audi gibt es noch weniger ganz Unerwartetes: Die Neuauflagen von A1 und A6 sind mittlerweile beinahe altbekannt und die SUV Q3 und e-tron sind ebenfalls schon im Vorfeld enthüllt worden. Einzig der SQ2 war erst wenige Tagen vor der Messe zu sehen. BMW? Die haben zwar den neuen Z4 im Gepäck, der wurde aber bereits im Vorfeld medial zelebriert. Interessanter wäre da schon die verwandte Supra gewesen, die Toyota aber wohl noch etwas für sich behalten will. Nicht nur die deutschen Hersteller geizen in Paris also mit echten Weltpremieren, auch andere Marken hatten schon mal mehr Neuigkeiten in der französischen Metropole am Start.
Die Beliebtheit von SUVs ist ungebrochen
Weiterhin beliebt sind SUV. DS hat mit dem DS 3 Crossback einen schicken City-Crossover, der 2019 auch elektrisch kommt und mit dem „E-Tense“ die Hybrid-Variante des schönen DS 7 Crossback im Gepäck, Seat das neue große SUV Tarraco und Skoda die Performance-Variante des Kodiaq, den schon seit Monaten angeteaserten RS. Bei Kia gibt es den schon im Vorfeld gezeigten Proceed zu sehen. Man merkt: Mit bedeutenden Neuheiten tun sich alle Marken dieses Jahr schwer, mit echten Weltpremieren noch schwerer. Frischer Wind kommt dabei aus Vietnam, und zwar in Form von Vinfast, die mit Pininfarina-Design, einer Limousine und einem SUV punkten. Auch Tesla scheint sich seiner Konkurrenz langsam bewusst zu werden und überrascht mit einem Stand samt Model S, Model X sowie Model 3. Genauso beeindruckend wie der plötzliche Auftritt in Paris ist allerdings auch die unterirdische Verarbeitungsqualität im Innenraum des Model 3. Ob sich Mercedes, Audi und Co. so schocken lassen?
Drei Messe-Trends: E-Studien, klassisches Tuning und Individualisierung
Groß in Mode sind dafür – auch ein Paris-Phänomen – immer noch elektrische Studien. Nicht nur Peugeot oder Skoda („Vision RS“) zeigen schicke Stromer fernab jeglicher Serienreife, auch Smart („Forease“) und Renault („EZ-Ultimo“) stellen lieber einen solchen Stimmungsmacher auf den Stand als ein interessantes neues Serienmodell. Wie kurzlebig solche Konzepte sind, zeigt sich in der liebevollen, aber kaum beachteten Sonderausstellung zu besonderen französischen Fahrzeugen im Untergeschoss der Halle fünf: Hier steht mit dem Peugeot Instinct Concept eine Studie, die gerade einmal ein Jahr alt ist, bereits wieder auf dem Abstellgleis. Ein weiterer Trend – neben den E-Studien – ist die Rückkehr des klassischen Tunings und die anhaltende Begeisterung für Individualisierung. Kaum ein Hersteller verzichtet auf spektakuläre Sonderausstattungen und unzählige Kombinationsmöglichkeiten von Leder, Farbe und Felgen. Bei Hyundai gibt es mit den „N Option“-Teilen sogar wieder Nachrüstteile für einen sportlichen Kompakten zu kaufen. Mit großen Rädern, viel Carbon und einem Hauch D&W-Feeling.
Luxusmarken werden nur noch von Händlern vertreten
Wirkliche Emotionen weckt kaum ein Hersteller in Paris noch. Ferrari landet zwar mit den beiden ultralimitierten Monza-Modellen einen Überraschungs-Coup, andere Branchengrößen wie Lamborghini, Aston Martin oder Lotus werden dagegen nur noch von einem Händler repräsentiert. Im Großen und Ganzen ist man also mit strammem Schritt in 30 Minuten einmal durch alle Pavillons gelaufen – auch, weil man einfach nirgends stehen bleiben muss, um etwas wirklich Neues zu entdecken.