Der nächste Winter kommt. Ob er schneereich ist oder ins Wasser fällt, wird sich zeigen. Wer plant, sich neue Reifen zu kaufen, sollte daher überlegen, ob ihm Ganzjahresreifen reichen (mehr im ACE-Ganzjahresreifen Test 2022) oder ob er öfter in schneereicheren Regionen wie etwa den Alpen, Skandinavien oder dem Bayerischen Wald unterwegs sein wird.
Diese Winterreifen der Dimension 235 / 55 R18 haben wir getestet
- HANKOOK i*cept evo3 x
- MICHELIN Pilot Alpin 5 SUV
- GOODYEAR UltraGrip Performance + SUV
- NOKIAN Snowproof 2 SUV
- PIRELLI Scorpion Winter 2 XL
- BRIDGESTONE Blizzak LM005
- SAILUN ICE Blazer Alpine Evo1
- FORTUNA Winter SUV
- CONTINENTAL WinterContact TS870 P
- AUSTONE SKADI SP-901
Auf diese Autos passen die Reifen*:
- Citroën C5 X
- Hyundai Tuscon
- Jeep Compass
- Kia Sportage
- Land Rover Range Rover Evoque
- Mercedes-Benz EQA, EQB, GLA, GLB
- Nissan Qashqai
- Opel Grandland, Grandland X
- Peugeot 3008, 5008
- Renault Austral
- Seat Tarraco
- Škoda Kodiaq
- Toyota RAV4
- VW Tiguan
- Volvo XC40
*abhängig vom Baujahr, Modelljahr, ggf. der Ausstattungslinie. Quelle: reifen-groessen.de.
Allgemeiner Hinweis: Testergebnisse sind niemals eins zu eins auf andere Automodelle oder Reifendimensionen übertragbar, sie geben lediglich einen Anhaltspunkt.
Die Ansprüche an Winterreifen sind vielfältig
Als das Testteam von ACE, ARBÖ und GTÜ mit den Wintertests im Arctic Center Ivalo, Finnland, beginnt, herrschen anfangs für uns fast schon unbekannte Temperaturen: um minus 18 Grad Celsius.
Während die Autos dort im Winter meist mit Spikereifen unterwegs sind – in Deutschland nicht erlaubt – und sich eine kurvige Überlandfahrt dabei ähnlich sicher anfühlt wie bei uns eine Sommerfahrt mit Breitreifen auf griffigem Asphalt, haben wir bei uns keine Alternative: Wenn Winterreifen, brauchen wir einen, der einerseits gut mit Schnee kann, falls es doch mal richtig winterlich werden sollte, der aber auch gut mit Nässe umgehen kann.
Denn der Regenanteil im Winter nimmt kontinuierlich zu. Bis etwa plus zehn Grad Celsius sind Winterreifen durch ihre Anpassungsfähigkeit oft schon im Vorteil gegenüber Sommerreifen.
Anpassungsfähigkeit liegt in der Konstruktion
Das vor allem in Winterreifen verstärkt vorkommende Silica ist ein „Flexibelmacher“, eine Art Quarzsand. In Kombination mit weiteren Zusätzen macht er den Kunstkautschuk und damit den Reifen flexibler für Untergrund, Wind und Wetter.
Flexibel, um bei einem schnellen Temperaturwechsel nicht spröde zu werden und flexibel dahingehend, dass das Profil sich schnell der Fahrbahnsituation – Schnee oder Nässe – anpassen kann.
Doch gibt es natürlich auch hier Gewinner und Verlierer, denn ein Reifen definiert sich maßgeblich über seine Gesamtkonstruktion und Gesamtbeschaffenheit. Und da kann es gravierende Unterschiede geben.
Wir sind gespannt, wie sich die drei günstigen Reifen von Austone, Fortuna und Sailun neben den sieben etablierten Marken- und Premiumreifen in unserem Winterreifen Test schlagen. Vor allem der Sailun macht neugierig, ist die Marke doch eine der aufstrebenden in Europa.
Die Wintereigenschaften im Test
Die Winter-Tests erfolgten im Arctic Test Center in Ivalo Finnland. Das Testgelände und das technische Equipment stellte unser diesjähriger Test-Partner Goodyear zur Verfügung. Die Testtemperaturen lagen bis -3,5 bis -4,5 Grad Celsius.
Beschleunigen auf schneebedeckter Fahrbahn
Das Beschleunigen auf Schnee klappte bei allen von uns getesteten Reifen der Dimension 235/55 R18 ohne Probleme. Grundsolide. Es gab keine Ausreißer.
Bremsen auf Schnee
Auch beim Bremsen auf Schnee aus 35 km/h lag lag das Testfeld nah beieinander, lieferte ein solides Ergebnis ab. Nach dem Bridgestone (12,26 m) kam überraschenderweise der Austone auf den zweiten Rang, das machte die Tester neugierig.
Handling auf Schnee
Hier geht es um die Handhabung der Reifen auf der winterlichen Straße, hier gab es keine schlechten Reifen. Der Austone lieferte überraschenderweise das gleiche Niveau wie der Michelin. Sie waren hier die besten. Beide ließen sich auf Schnee gut lenken, hatten eine gute Seitenführung und reagierten schnell auf Fahrbahn-Veränderungen, insgesamt ein gutes Lenkgefühl.
Der letzte in dieser Disziplin war der Sailun – trotzdem immer noch im gelben Bereich. Er offenbarte vor allem bei Bergaufpassagen leichte Schwächen in der Bodenhaftung und Fahrstabilität in Kurven, insgesamt aber beherrschbar.
Der Rest bildete ein solides Mittelfeld im Fahrverhalten auf Schnee. Die Reifen von Goodyear und Nokian zeigten minimale Schwächen in Traktion bei Bergauffahrten und Seitenführung.
Die Sommereigenschaften im Test
Die Sommer-Tests fanden im April 2023 im französischen Mireval statt. Auch hier stellte Goodyear das Testgelände und die technische Ausstattung. Die Temperaturen während der Tests lagen bei 13 bis 18 Grad. Die Tester waren gespannt: Wie würden sich die „Billigreifen“ der Dimension 235/55 R 18 gegenüber den Etablierten schlagen?
Bremsen auf trockener Fahrbahn
Das Bremsen auf trockener Strecke aus 100 km/h war bei fast allen von uns getesteten Winterreifen der Dimension 235/55 R18 grundsolide. Nur der Fortuna tanzte mit 45,3 Metern Bremsweg aus der Reihe, hatte im Vergleich zum Besten, in dieser Disziplin, dem Michelin (40,4 Meter) einen knapp fünf Meter längeren Bremsweg. Das ist eine Wagenlänge und deutlich zu viel.
Handling auf trockener Fahrbahn
Hier zeigten mehrere Reifen, dass sie es gut können. Die besten waren die von Hankook, Goodyear, Nokian, Pirelli, Bridgestone und Continental. Sie ließen sich alle präzise lenken und sich sicher in Kurven führen.
Der Michelin und der Sailun sind hier fahrtechnisch gleichauf. Minimal schwächer als die Spitzengruppe, aber immer noch sicher zu fahren.
Einen schwächeren Eindruck hingegen lieferten die Reifen von Fortuna und Austone: zu ausgeprägtes Untersteuern, schwieriger in Kurven zu lenken und insgesamt zu schwammig und unpräzise lenkbar.
Bremsen auf nasser Fahrbahn
Das Bremsen auf nasser Fahrbahn aus 80 km/h ist die eigentliche Königsdisziplin, auch für Winterreifen. Hier müssen die Reifen alles geben, denn der Bremsweg auf nasser Fahrbahn verlängert sich gegenüber dem Bremsen auf trockener Fahrbahn deutlich.
Während so gut wie alle, selbst der Reifen von Sailun, ein durchaus homogenes Bremsbild zwischen 30 und 32 Meter abgaben, fielen der Fortuna (41 m) und Austone (38,8 m) komplett durch das Raster.
Der Beste im Test, der Hankook, hatte einen Bremsweg von 30,4 m. Der Austone kam nach knappen neun, der Fortuna erst nach mehr als zehn weiteren Metern zum Stand. Das entspricht der Länge von zwei kurzen Sprintern.
Handling auf nasser Fahrbahn
Auch hier gab es massive Unterschiede. Am besten und sehr präzise zu lenken und zu fahren waren die Reifen von Bridgestone, Goodyear und Nokian. Der Rest der Premium- und Qualitätsreifen der Dimension 235/55 R 18 war auf einem gut beherrschbaren Niveau.
Die Günstigeren hingegen enttäuschten. Während der Sailun hier noch gerade so akzeptabel war, entpuppten sich die Reifen von Austone und Fortuna als Katastrophe. Diese Reifen haben teils zu extremes Untersteuern, zu wenig Grip und sind unpräzise in der Lenkung. Das Fahrverhalten dieser Reifen stuften unsere Tester hier als gefährlich für den Normalfahrer ein. In dieser Disziplin durchgefallen.
Aquaplaning
Da ein plötzlich auftretendes Aquaplaning bei hoher Geschwindigkeit lebensgefährlich sein kann, kommt auch dieser Disziplin eine besondere Bedeutung innerhalb des Tests zu. Wie unsere Tester inzwischen vermuteten, gab es auch hier gravierende Unterschiede. Der Bridgestone meisterte den Längs- und Quertest am besten, der Austone und der Fortuna entpuppten sich als extrem anfällig und schwierig bei Aquaplaning. Der Rest legte ein solides Fahrverhalten an den Tag.
Die Winterreifen Test-Ergebnisse im Überblick (pdf)
Unser Fazit: Testsieger Bridgestone ist fast perfekt
Ob es den perfekten Winterreifen gibt, kann man pauschal immer noch nicht sagen, doch der Bridgestone ist nah dran. Er zeigte in unserem Winterreifen Test in allen Disziplinen mehr als ein grundsolides Gesamtbild, dicht gefolgt vom Hankook und Continental. Der Sailun erreichte noch ein bedingt empfehlenswert, obwohl er sich auch als lautester Reifen im Test keine Lorbeeren verdient. Er lag mit 74,77 dB zwei Dezibel über dem EU-Label-Wert.
Der Austone und der Fortuna enttäuschten komplett. Nach einem starken Start auf Schnee zeigten sie, wie gefährlich es sein kann, bei Wetterwechsel den falschen Reifen drauf zu haben. Sie fallen unter den gegebenen Bedingungen durch den Test. Sicher, Reifen werden bei uns unter Extrembedingungen gefahren. Aber selbst in solche können Normalfahrende – z. B. bei Aquaplaning durch plötzlich auftretende Regengüsse – geraten. Jedenfalls sollte beim Reifenkauf nicht nur auf den Preis geschaut werden. Vergleichen lohnt. Reifentests liefern eine klare Orientierung.
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