Der Lack ist matt, der Chrom wirkt stumpf. Eindeutig haben die Belastungen des vergangenen Winters ihre Spuren am Fahrzeug hinterlassen. Das vermehrt als Solelösung auf die Straße aufgebrachte Streusalz hat sich in jedem Hohlraum festgesetzt, Blätter und trockene Kiefernnadeln erinnern an die Winterstürme. Zeit für den großen Frühjahrsputz. Das Waschen vor der Haustür ist jedoch nicht gestattet. Zu groß ist die Gefahr, dass Öl und nicht abbaubare Verschmutzungen ins Grundwasser gelangen könnten. Wer sich darüber hinwegsetzt, riskiert ein vierstelliges Bußgeld wegen Umweltverschmutzung.
Über 18 000 Waschanlagen in Deutschland
Bleibt die Fahrt zur Waschanlage. Rund 14 000 Portalanlagen finden sich bundesweit meist an Tankstellen, dazu kommen etwa 1 850 Waschstraßen und mehr als 2 400 SB-Waschanlagen. In einer Portalanlage wird der Wagen einfach abgestellt und das Programm mittels Chip oder Zahlencode gewählt. Die Tore schließen sich, der Fahrer wartet draußen auf den Abschluss des Waschvorgangs. Auf dem Weg durch die Waschstraße muss der Wagen dagegen nicht verlassen werden. Motor aus, Gang raus und schon wird das Fahrzeug per Schleppkette durch die einzelnen Stationen gezogen. Dabei dürfen weder Bremse noch Lenkung oder Scheibenwischer aktiviert werden. Was für die einen wie eine aufregende Fahrt durch einen Wasserfall anmutet, kann allerdings bei anderen auch Angst auslösen. Für Menschen, die unter Platz- oder Tunnelängsten leiden, sind Portalanlagen besser geeignet.
Für welche Form der maschinellen Reinigung man sich auch entscheidet, wichtig ist die richtige Vorbereitung. Dass Fenster und Schiebedach geschlossen sein müssen, versteht sich von selbst. Antennen müssen vor der Einfahrt eingefahren oder abmontiert, die Spiegel eingeklappt sein. Rasten die Spiegel, vor allem bei älteren Fahrzeugjahrgängen, nicht mehr richtig ein, können sie durch Bürsten- und Wasserdruck hin und her schlagen, was Schäden zur Folge haben kann. Die Verantwortung hierfür liegt beim Benutzer, nicht beim Betreiber einer Waschanlage. Einen kritischen Blick sollte man zudem auf Anzeichen von Steinschlag werfen, der sich unter der Schmutzschicht verbergen kann. Ist der Lack beschädigt, droht das Abplatzen von Farbflächen. Wird eine Vorreinigung angeboten, sollte der Mitarbeiter mit dem Hochdruckreiniger auf bekannte Vorschäden und Macken hingewiesen werden.
Bleibt die Wahl des richtigen Waschprogramms. Faustregel ist, dass der Aufwand steigt, je länger die letzte Wäsche her ist. Sinnvoll ist nach dem Winter eine Hochdruckvorwäsche, um den groben Dreck zu lösen. Aktivschaum löst fest haftende Verschmutzungen. Wachs konserviert und schützt den Lack. Gerade nach dem Winter sollte nicht auf die gründliche Reinigung des Unterbodens verzichtet werden, auch empfiehlt sich eine Felgenwäsche.
Fahrt durch die Waschanlage allein reicht nicht
Nach der Fahrt durch die Waschanlage steht eigenhändiges Wirken an. Einstiegsleisten und Türschweller werden von Bürsten oder Lappen nicht erfasst und müssen nachträglich gesäubert werden. Ein Eimer mit Seifenlauge sowie ein weicher Schwamm wirken Wunder. Dabei sollte nicht mit Wasser gegeizt werden, nur das Wischen mit einem feuchten Lappen kann zu Kratzern führen.
Als Alternative bietet sich die Nutzung von SB-Anlagen an, wo der Besitzer selbst Schlauch und Schwamm in die Hand nimmt. Mit einem Dampfstrahler sollte man nie näher als 20 bis 30 Zentimeter an Lack und Felgen herankommen. Auch zur Reinigung eines Wohnmobils bieten sich die Freiwaschplätze an SB-Anlagen an. Die Benutzung einer Lkw-Waschanlage sollte nur in Betracht gezogen werden, wenn diese über ein spezielles Wohnmobilprogramm verfügt. Schließlich will man weder die Dachaufbauten beschädigen noch die Kratzempfindlichkeit der Acrylfenster überprüfen.
Staubsauger an der Waschanlage sind besser als Haushaltssauger
Zur inneren Reinigung der Fenster bewährt sich Fensterreiniger, der, auf Haushaltstücher aufgetragen, den Schmutzfilm nimmt. Wurde beim Waschgang eine Konservierung gewählt, müssen die Scheibenwischerlippen von Rückständen befreit werden. Eine Extra-Gebühr wird für die Benutzung von Industriestaubsaugern an Tankstellen und Waschstraßen fällig. Dennoch eignen sich diese besser zur Schmutzentfernung im Bodenbereich und Kofferraum sowie bei Fächern und Ablagen als Haushaltssauger. Zur Reinigung von Polstern empfiehlt sich Polsterschaum, der nach dem Einwirken abgesaugt wird. Ledersitze benötigen spezielle Pflegemittel.
Erstrahlt der Wagen nach der großen Wäsche dann wieder in neuem altem Glanz, kann man sich nicht nur gut damit sehen lassen. Man wird auch besser wahrgenommen. Ein sauberes, glänzendes Fahrzeug wird bis zu vier Sekunden eher gesehen als ein verschmutztes. Und die Finger bleiben beim Türenzuschlagen auch sauber.