11.08.2017

Diesel-Umweltprämie – Fragen und Antworten

Kurz nach dem Dieselgipfel starten die Autohersteller nun mit ihren Umweltprämien für Autokäufer mit alten Dieseln. ACE rät Verbrauchern: Mit Umtausch des älteren Diesel bis September abwarten. Neukauf ist derzeit nicht zu empfehlen.

Mit einer Wegwerf-Prämie für alte Diesel kämpfen die Autohersteller nun gegen den einbrechenden Diesel-Absatz und drohende Fahrverbote. Die wichtigsten Fragen und Antworten für interessierte Autokäufer.

Wer bietet Wegwerf-Prämien an?

Die sogenannten „Umweltprämien“ wurden von den Autoherstellern im Rahmen des Dieselgipfels Anfang August angekündigt. Die Idee ist, durch Erneuerung der Flotte die Luftbelastung in den Innenstädten zu reduzieren und so drohende Fahrverbote zu verhindern. An dem Treffen zwischen Industrie und Regierung nahmen von Herstellerseite VW, Porsche, Audi, Daimler, BMW, Opel und Ford teil – also ausschließlich deutsche Unternehmen. Die genannten Firmen waren dann auch die ersten, die entsprechende Programme aufgelegt haben. Kurz darauf sind einige Importmarken nachgezogen, darunter Renault und Toyota. Jeder Hersteller kann die Prämie nach eigenem Gusto ausgestalten, entsprechend unterschiedlich sind Höhe und Randbedingungen.

Gibt es auch eine staatliche Umweltprämie für Diesel?

Aktuell nicht. Entsprechende Vorschläge sind aus der Politik aber bereits gekommen. Auch andere Fördermodelle wie Kfz-Steuer-Boni sind im Gespräch.

Wie hoch fällt der Rabatt aus?

Über die Höhe der „Umweltprämie“ entscheidet jeder Hersteller selbst, da es sich um eine freiwillig, nicht-staatliche Aktion handelt. Auch die genauen Regularien legt er fest. Dazu zählt meist auch, dass sich der Nachlass am Wert des Neuwagens orientiert. Für große und teure Modelle fällt er höher aus als für Kleinwagen. Volkswagen etwa lässt beim Kleinstwagen Up 2.000 Euro nach, beim Luxus-SUV Touareg und dem Bus Multivan 10.000 Euro. Einige Hersteller wie Daimler und BMW zahlen zusätzlich zur Prämie noch den Restwert des Altfahrzeugs.

Was rät der ACE

Wer seinen älteren Diesel umtauschen möchte, der sollte unbedingt bis September 2017 abwarten und zwar bis Fahrzeuge mit der neuen Abgasnorm Euro 6d auf den Markt kommen. Darüber hinaus dürfen die Autofahrerinnen und Autofahrer nicht vergessen, wenn Gerichte ein generelles Dieselfahrverbot für Innenstädte aussprechen, dann hilft auch kein neuer Diesel. Besser jetzt die Alternativen prüfen.

Für welche Altfahrzeuge gelten die Wegwerf-Prämien?

In der Regel gilt das Angebot für Diesel-Pkw der Schadstoffklasse Euro 4 und schlechter, in einigen Fällen ist aber auch Euro 3 die Grenze. Insgesamt sind in Deutschland rund 6,4 Millionen Fahrzeuge als Euro 4 oder schlechter eingestuft – gut ein Drittel der rund 15 Millionen Diesel-Pkw. Der größte Teil davon entfällt auf Euro-4-Modelle (3,5 Millionen), gefolgt von Euro-3-Fahrzeugen (1,2 Millionen). Überwiegend handelt es sich um Autos deutscher Hersteller, da diese vor allem in den dieselrelevanten Klassen schon damals den Neuwagenmarkt dominiert haben.

Für Euro-5-Modelle gibt es kein Geld?

Die Verschrottung derart neuer Autos würde sich bei den aktuell angebotenen Neuwagenrabatten kaum lohnen. Die deutschen Hersteller wollen einen Teil der Fahrzeuge mit Software-Nachbesserungen sauberer machen, anstatt sie ganz aus dem Verkehr zu ziehen.

Gibt es weitere Bedingungen?

Die meisten Hersteller verlangen, dass das Altauto mindestens seit sechs Monaten auf den Halter zugelassen ist. Zudem ist das Angebot auf Privatkunden beschränkt, je nach Hersteller dürfen auch gewerbliche Einzelabnehmer zuschlagen. Da jeder Hersteller in der Ausgestaltung des Angebots frei ist, gibt es unter Umständen weitere Bedingungen. BMW etwa gewährt den Rabatt nur für neue Autos mit einem CO2-Ausstoß bis 130 Gramm, Toyota nur beim Kauf eines Hybridmodells. Zudem kann die Modellauswahl je nach Marke auf bestimmte Fahrzeuge begrenzt sein. Was immer gilt: Die ganze Aktion läuft zunächst maximal bis Ende des Jahres.

Muss das Altauto verschrottet werden?

Die meisten deutschen Teilnehmer des Dieselgipfels und ihre Konzerntöchter knüpfen die Prämie an die Verschrottung des Altfahrzeugs bei einem zertifizierten Verwerter. Diese muss belegt werden, wofür in der Regel eine Frist von einigen Wochen nach Zulassung des Neufahrzeugs gesetzt wird. Einige Hersteller übernehmen die Entsorgung sogar selbst. Die Verschrottung ist aber nicht immer und überall Bedingung, BMW und Renault etwa nehmen das Altauto lediglich in Zahlung, bei Mercedes können Euro-4-Modelle in Zahlung gegeben werden.

Muss ich unbedingt einen Neuwagen kaufen?

Nein, Audi beispielsweise bietet die Umweltprämie auch für junge Gebrauchte an. Dann allerdings in geringerer Höhe.

Ich hab kurz vor dem Dieselgipfel mein neues Auto gekauft. Gehe ich jetzt leer aus?

Wahrscheinlich. Einzelne Hersteller bieten die Prämie aber auch rückwirkend, zumindest bis Anfang August an.

Kann ich die Wegwerfprämie mit der E-Auto-Prämie kombinieren?

Beide Prämien sind komplett unabhängig. Während für die Diesel-Abwrackaktion die Hersteller allein verantwortlich sind, ist es bei der E-Auto-Prämie die Hersteller gemeinsam mit dem Staat. Wer als Neuwagen ein E-Auto ordert, erhält also neben der Wegwerf-Prämie 4.000 Euro zusätzlich, für ein Plug-in-Hybridmodell sind es 3.000 Euro. Darüber hinaus bietet Volkswagen unter der Bezeichnung „Zukunftsprämie“ einen zusätzlichen Rabatt für Fahrzeuge mit alternativem Antrieb. Wer geschickt kombiniert, spart so über 10.000 Euro.

Lohnt sich die Wegwerfprämie finanziell für mich?

Wer sowieso einen Neuwagenkauf plant, dürfte über die Prämie glücklich sein. Ob die Teilnahme an dem Programm jenseits von Mitnahme-Effekten lohnt, hängt vom Einzelfall ab. Für einen elf Jahre alten Opel Corsa mit Euro-4-Diesel gibt es aktuell auf dem Gebrauchtwagenmarkt durchaus 4.000 Euro und mehr; selbst das Vorgängermodell mit 15 Jahren und mehr auf dem Buckel erlöst unter Umständen noch knapp 3.000 Euro. Das müsste die Wegwerfprämie erst einmal überbieten, wenn der betreffende Hersteller keinen Wertausgleich für das Fahrzeug zahlt. Die Rechnerei muss aber auch eine Unbekannte berücksichtigen: Sollte es nämlich im Herbst oder im kommenden Jahr zu Innenstadt-Fahrverboten für ältere Diesel kommen, würden die Altfahrzeuge noch einmal stark an Wert verlieren – bis hin zur Unverkäuflichkeit in den betroffenen Regionen.

Worauf sollte ich bei der Wahl des Neuwagens achten?

Wer schon einen Neuwagen kauft, sollte idealerweise ein Modell mit der kommenden Abgasnorm Euro 6d wählen. Das bedeutet für einen Diesel, dass in der Regel eine Abgasreinigung mit SCR-Katalysator vorhanden ist – und dass diese auch funktioniert. Beim Benziner ist dann meist ein Rußfilter an Bord. Entsprechende Modelle sind allerdings nicht immer einfach zu finden. Am größten ist die Chance bei ganz neu auf den Markt kommenden Pkw-Typen, die Euro 6d ab dem Herbst erfüllen müssen. Alle anderen Neuwagen sind erst im Herbst 2019 dran. Immer auf der sicheren Seite dürfte man mit einem Elektroauto sein.

Kann ich im Rahmen der Aktion auch einen Diesel kaufen?

Im Prinzip schon. Allerdings besteht weiterhin das Risiko genereller Fahrverbote für Diesel-Pkw – und zwar komplett unabhängig von der Abgasnorm. Wer jetzt einen Euro-6d-Selbstzünder bestellt, kann mit ihm unter Umständen schon bei der Auslieferung einige deutsche Innenstädte nicht mehr befahren. Ob es soweit kommt, ist aktuell kaum abzuschätzen, da verschiedene Gerichtsurteile noch ausstehen.

Woran erkenne ich, welche Abgasnorm mein Auto erfüllt?

Diesel-Autos mit roter gelber oder gar keiner Umweltplakette erfüllen maximal die Euro-3-Norm, sind also bei den meisten Wegwerf-Aktionen teilnahmeberechtigt. Die grüne Plakette gibt es für Fahrzeuge von Euro 3 bis Euro 6. Hier hilft nur der Blick in den Fahrzeugschein. Bei der 2005 eingeführten Zulassungsbescheinigung findet sich die Angabe im Klartext im Feld 14, bei den älteren Fahrzeugscheinen geht die Abgasnorm aus der Schlüsselnummer hervor. Im Internet gibt es zahlreiche Datenbanken, die das Finden der passenden Norm erleichtern.