Antonia Jung hatte etwas auf dem Wochenmarkt vergessen einzukaufen und fuhr umgehend zurück. Da sie es eilig hatte, stellte sie ihr Pedelec kurz vor dem Markt in der Düsseldorfer Altstadt ab und sicherte es lediglich mit dem Rahmenschloss. Als sie nach nur fünf Minuten wiederkam, war das Gefährt verschwunden. Ein Schock! Denn das Pedelec war nicht einmal in der Hausratpolice abgesichert.
Nur wenn das Fahrrad korrekt gesichert war, zahlt die Versicherung
Dafür hätte der Vertrag um eine Radklausel erweitert werden müssen. Doch selbst, wenn Versicherungsschutz bestanden hätte, wäre der Ärger womöglich groß gewesen. Denn alle Assekuranzen schreiben heute als Pflicht vor, dass Fahrräder und E-Bikes immer an einem festen Gegenstand, vorzugsweise an einem Laternenpfahl, gesichert werden müssen.
E-Bikes boomen – aber auch die Fahrraddiebstähle
Derzeit boomen E-Bikes. Sie sind in der Corona-Pandemie für viele zum Vehikel für eine infektionssichere Alltagsmobilität geworden. So wurden mitten in der Krise im Jahr 2020 über 43 Prozent mehr E-Bikes verkauft als im Jahr 2019. Ohne Diebstahlschutz geht es aber auf keinen Fall. 2020 wurden laut dem Bundeskriminalamt bundesweit über 260.000 Fahrräder gestohlen – und zwar in aller Regel auf Nimmerwiedersehen. Die Aufklärungsquote liegt im Schnitt gerade einmal bei 9,8 Prozent.
Hausratschutz mit Lücken
Klassisch wurden Räder bisher in der Hausratversicherung geschützt. In den letzten Jahren hat sie sich deutlich gemausert. So sind zum einen auch E-Bikes mitversichert. Zum anderen verzichten moderne Policen auf den sogenannten Nachtausschluss. Daher sollten Hausratversicherte mit sehr alten Policen ihren Radschutz unbedingt erneuern. In modernen Policen ist das Fahrrad oder Pedelec rund um die Uhr versichert. Doch die Hausratversicherung deckt nur den Diebstahl im Freien und den Einbruchdiebstahl in Keller, Wohnung oder Haus ab.
Hausrat-Police wird teuer
Gleichzeitig lassen sich die Assekuranzen die Erweiterung der Hausratpolice oft fürstlich entlohnen. Die Aufschläge schwanken aber nicht nur je nach Anbieter, sondern sind auch regional sehr unterschiedlich. Die Versicherer preisen nämlich das Diebstahlrisiko ein. Das zeigt ein Vergleich über das Portal Smartinsurtech, das Versicherungsmakler nutzen. Analysiert wurden Top-Hausratpolicen in München, Köln und Leipzig. So verlangt der günstigste Anbieter in München, die Ammerländer Versicherung, 66 Euro pro Jahr mehr für die Absicherung von Fahrrädern oder Pedelecs im Gesamtwert von 5.000 Euro. Im Extremfall kann Radschutz per Hausratpolice echt teuer werden. So verlangt etwa die Janitos Versicherung jährlich 154 Euro in München. In Leipzig sind es sogar bis zu 372 Euro und in Köln bis zu 303 Euro. Daher lohnt es für E-Bike-Besitzer schon aus preislichen Gründen, auf eine Extra-Radversicherung umzusteigen und den Radschutz aus der Hausratpolice ganz zu streichen. Oftmals sparen sie dann Geld und erhalten trotzdem deutlich mehr Schutz.
Extra-Radschutz lohnt sich
Über 20 Versicherungen und Vermittler bieten heute spezielle Fahrrad- und Pedelec-Policen an. Allen ist gemein: Sie leisten deutlich mehr als die klassische Hausratversicherung. So sind neben dem Diebstahl des Gefährts oder seiner Teile auch Unfall- und Vandalismusschäden sowie Defekte an der wertvollen Elektronik und am Akku mitabgesichert. Die Solo-Policen übernehmen so die Reparaturschäden, wenn das Rad durch einen selbstverschuldeten Unfall oder Sturz zu Schaden kommt oder Vandalen das wertvolle Gefährt böswillig beschädigen. Als Höchstentschädigung gilt der Kaufpreis. Versicherbar sind Pedelecs heute bei den meisten Anbietern bis zu einem Kaufpreis von 10.000 Euro. Trotzdem gibt es leistungsmäßig noch einen großen Wildwuchs und bei den Preisen finden sich extreme Spannen am Markt.
Große Unterschiede bei Preisen und Leistungen
So ist hochwertiger Schutz schon für eine Prämie von rund 150 Euro pro Jahr möglich, wenn zwei Pedelecs oder Fahrräder im Gesamtwert von 5.000 Euro versichert werden sollen. Am Ende der Preisskala verlangen Anbieter für den gleichen Schutz über 700 Euro. Ein Grund ist, dass manche Anbieter die Prämien auch bei den speziellen Fahrradpolicen nach Wohnorten staffeln. Wer Pech hat und nach Meinung des Anbieters in einem sehr risikoreichen Ort wohnt, muss dann oft eine enorme Prämie zahlen. Verbraucher sollten daher unbedingt die Preise der Angebote vergleichen. Das gilt zudem für die Leistung. Denn sogar sehr teure Fahrradpolicen können leistungsschwach sein.
Stolperfallen bei den Bedingungen
So haben wir am Markt Tarife gefunden, die schon nach einem Jahr die Versicherungssumme – das ist in aller Regel der Kaufpreis – absenken. Je älter die Pedelecs oder Räder werden, desto höher fällt die Kürzung bei der Versicherungssumme aus. Auch die Laufzeit des Vertrages kann begrenzt sein. Solche Tarife sind nur für Kunden interessant, die ihr Zweirad relativ regelmäßig gegen ein neues Modell eintauschen. Mitversichert ist beim Pedelec immer das Herzstück, der Akku. Das gilt für Diebstahl, Schäden oder sogar bei Verschleiß. Gute Tarife leisten eben auch dann, wenn der Akku gar keinen Schaden erleidet, sondern lediglich durch Verschleiß an Leistung einbüßt. In der Regel gibt es aber nur eine Zahlung, wenn die vom Hersteller angegebene technische Leistungskapazität dauerhaft um 50 Prozent unterschritten wird.
Diebstahl unbedingt der Polizei melden
Wichtig ist, dass man unterwegs sein Fahrrad oder Pedelec mit dem vom Versicherer vorgeschriebenen Schloss sichert. Teilweise schreiben die Assekuranzen besonders hochwertige Schlösser vor, die ein VdS-Prüfsiegel haben. Zudem: Nach einem Diebstahl gilt es nicht nur die Versicherung zu informieren, vorher muss die Tat bei der Polizei angezeigt werden.
Beratung ist sinnvoll
Eine individuelle Beratung zum Fahrradschutz ist derzeit sinnvoll. Nicht jede Police ist für jeden Nutzer geeignet. Versicherungsberater oder Versicherungsmakler können einen Marktüberblick geben und auf die individuellen Bedürfnisse und Risiken eingehen und hinweisen.