Das Pedelec geht ab, nicht nur im wortwörtlichen Sinn. Die Zahlen des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV) künden von einer anhaltenden Erfolgsgeschichte. Allein vergangenes Jahr wurden laut ZIV rund 605.000 elektrounterstützte Fahrräder verkauft. Damit wurde das bisherige Rekordjahr 2015 um 13 Prozent übertroffen. Den gesamten Bestand schätzt der Verband auf rund drei Millionen E-Bikes. Rund 98 Prozent aller verkauften Elektroräder funktionieren laut ZIV nach dem Prinzip Pedelec. Der Motor unterstützt nur, wenn in die Pedale getreten wird.
Pedelecs werden immer beliebter
Die wachsende Beliebtheit der Pedelecs ist auch auf die wachsende Vielfalt zurückzuführen. Das gilt sowohl für die Antriebe als auch für die Fahrradtypen. Wir erinnern uns: Die ersten serienmäßigen elektrounterstützten Fahrräder waren Tiefeinsteiger, im Volksmund auch Damenräder genannt, entweder mit einem eher schwächlichen Radnabenmotor im Vorderrad oder einem Panasonic-Mittelmotor ausgestattet. Das gibt es zwar beides heute noch, doch speziell der Frontantrieb ist in einer Nische verschwunden. Denn außer dass er billig und leicht nachzurüsten ist, gibt es nicht viele Kaufgründe. Nabenmotoren im Vorderrad sind allenfalls eine Hilfe bei Stadtfahrten, sie haben den Nachteil, dass die Traktion bergauf und auf losem Untergrund eher schwierig ist, außerdem beeinflusst der Frontantrieb auch die Fahr- und Lenkeigenschaften des Fahrrads negativ.
Beliebtester Antrieb ist heute der Mittelmotor. Panasonic, einst exklusiver Ausstatter des Pedelec-Pioniers Flyer, ist nach wie vor im Rennen, wurde allerdings in den letzten Jahren von Bosch überholt. Die Vorteile dieser Konfiguration liegen auf der Hand. Der Motor ist mittig am tiefsten Punkt des Fahrrads eingebaut. Wenn dann der Akku nicht im Gepäckträger, sondern im Rahmendreieck eingebaut ist, sorgt das für eine ausgewogene Gewichtsverteilung, verbunden mit hoher Agilität und Fahrsicherheit.
Der Mittelmotor lässt sich sogar mit Rücktrittbremsen kombinieren, was ungeübte und ältere Radler zu schätzen wissen. Der einzige Wermutstropfen: Der Verschleiß von Kette und Ritzeln ist im Vergleich zu anderen Antriebssystemen höher, schließlich werden hier bereits im Tretlager Muskel- und Motorkraft addiert und von dort über die Kette aufs Hinterrad übertragen. Wem Kettenpflege und -tausch ein Gräuel sind, greift zu einem Rad mit Zahnriemenantrieb. Zahnriemen kennen wir als langlebige Kraftübertragung auch aus Automotoren. Im Fahrrad arbeiten sie annähernd geräuschlos, zuverlässig, wartungs- und schmierungsfrei.
Bei allen Erfolgen und Fortschritten der Mittelmotor-Systeme, der Radnabenmotor im Hinterrad hat keineswegs ausgedient. Sein großer Vorteil: Er stellt die Kraft direkt da zur Verfügung, wo sie gebraucht wird, eben am Hinterrad. Die Belastung von Kette und Zahnriemen ist also so niedrig wie bei einem rein muskelbetriebenen Fahrrad. Außerdem kann er als verschleißfreie Dauerbremse bei Bergabfahrten genutzt werden und speist dabei Strom in den Akku ein. Eine nennenswerte Reichweitenverlängerung lässt sich dadurch aber bisher nicht erzielen. Kombinieren lassen sich Radnabenmotoren mit einer klassischen Kettenschaltung, aber auch mit modernen Getriebeschaltungen im Tretlager – auch in Verbindung mit Zahnriemenantrieb. Solche – wartungsfreien – Getriebeschaltungen baut der schwäbische Hersteller Pinion, der von zwei ehemaligen Porsche-Entwicklungsingenieuren gegründet wurde. Inzwischen beliefert Pinion mehr als 70 Fahrradhersteller.
Auch Mountainbikes gibt es als Pedelec
Ebenso groß wie bei den Antrieben ist die Vielfalt bei den Rahmenformen. Nahezu alle Radgattungen sind heute mit Elektrounterstützung zu haben. Das beginnt beim platzsparenden Faltrad und endet bei Trikes und Lastenrädern. Die beliebtesten Radgruppen sind laut ZIV City- (Marktanteil 45 Prozent) und Trekkingräder (35,5 Prozent).
Das Reha-Image hat das E-Bike längst abgelegt. Vielmehr gilt es bei den Nutzern als Spaß bringende und umweltfreundliche Art der Fortbewegung. Der Motor gleicht Leistungsunterschiede bei Paaren oder ganzen Gruppen aus und verlängert die Reichweite der meisten Radler. Ein buntes Beispiel für den Imagewandel ist die wachsende Gruppe von E-Mountainbikern. Der ZIV gibt für deren Marktanteil 2015 rund 15 Prozent an. „Bergauf können sie komplett neue Wege und Trails erkunden. Die Räder machen also nicht nur Lust auf Downhill, sondern auch auf Uphill – und die Zielgruppen werden jünger“, sagt Ingo Beutner vom Hersteller Haibike. So wird das Geländefahren neu definiert und zu einem eigenen Sport.
Die höheren Kräfte, Geschwindigkeiten und das zusätzliche Gewicht des Antriebssystems – circa sieben Kilogramm – verlangen nach stabileren Rahmen und Bauteilen, die für diesen Einsatz konzipiert sind. Das wirkt sich nach wie vor auf Gewicht und Kaufpreis aus. Pedelecs unter 20 Kilogramm bleiben die Ausnahme. Der Durchschnittspreis der 2016 verkauften Pedelecs lag laut ZIV bei rund 3300 Euro. Der Einstiegspreis liegt jedoch um einiges niedriger. Billigpreise wird man meistens nur im Baumarkt oder bei Versendern finden. Dies birgt den Nachteil, dass es keine oder nur sehr rudimentäre Beratung gibt und meist auch keine Probefahrt möglich ist. Gerade diese ist aber wichtig, weil man erst dann merkt, wie einem ein Rad zusagt. Der Fachhandel dagegen hat Alternativen am Lager, berät und kümmert sich später auch um den Service. Den kann man, weil Elektronik im Spiel ist, nicht komplett selbst machen. Auch Radler, die selbst einen Schlauch flicken können, sind mit einem E-Bike beim Fachhändler besser aufgehoben.
Zubehör für‘s E-Bike
- Auf die richtige Beleuchtung kommt es an: Busch & Müller macht die Nacht zum Tag. Der Lichtspezialist bietet seit kurzem den Scheinwerfer „Lumotec IQ-X E“ (149,90 Euro) an. Dieser wird durch den E-Bike-Akku gespeist und erreicht so die enorme Beleuchtungsstärke von 150 Lux. „Bei der baugleichen Version für Nabendynamos liegen wir bei 100 Lux“, erläutert Marketingmanager Sebastian Göttling. Wer zu seinem E-Bike-Scheinwerfer eine Zusatzbeleuchtung oder als E-MTBler einen Nightride-fähigen Strahler haben möchte, der ist mit dem „Ixon Space“ von Busch & Müller gut bedient. Der neue LED-Scheinwerfer hat eine Leuchtkraft von bis zu 150 Lux und ist in acht verschiedenen Helligkeitsstufen erhältlich (199 Euro). Tern baut nicht nur Falträder, sondern auch smartes Zubehör. Besonders gut gefällt das „Vizy Light“. Es projiziert mit 60 Lumen einen kreisrunden Lichtschein auf den Boden rund um das Fahrrad und erzeugt so eine leuchtende Schutzzone in der Dunkelheit. Dieser Lichtkreis signalisiert anderen Verkehrsteilnehmern, mit entsprechendem Sicherheitsabstand zu überholen. Für die Sichtbarkeit sorgt außerdem ein nach hinten gerichteter LED- Strahler, der in fünf verschiedenen Blink-Modi geschaltet werden kann (40 Euro).
- Schutzhülle für den Akku: Wenn’s kalt wird, werden E-Bike-Akkus schneller leer. Abhilfe schafft der Accessoire-Hersteller Fahrer Berlin mit handlichen Neopren-Schutzhüllen für Akku und Motoreinheit. Im Winter sorgt das „Akku Cover“ für die nötige Isolierung, damit der Akku weiterhin eine möglichst hohe Leistung bringt. Zudem werden die empfindlichen Teile vor Spritzwasser und Matsch geschützt. Die Hüllen passen für Bosch-, Yamaha-, Shimano-Systeme sowie im Unterrohr integrierte Akkus (39 Euro).
- Pedelec-Träger fürs Auto: Wenn die Fahrt mit dem Pedelec nicht vor der Haustür beginnt, muss am Auto ein Fahrradträger montiert werden. Dachträger sind für Pedelecs definitiv keine Option, der Dachtransport dieser schweren Fahrräder ist viel zu gefährlich. Wer keinen großen Van oder ein Wohnmobil besitzt, greift am besten zum Fahrradträger, der auf die Kugel der Anhängekupplung gesetzt wird. Produkte von Uebler, Thule und Westfalia haben in einschlägigen Tests gut abgeschnitten. Der Akku und andere lose Teile sollten vor der Fahrt entfernt werden.
- Der richtige Reifen: Die Reifenindustrie, allen voran die Hersteller Schwalbe und Continental, hat Pedelecs fest im Blick und bietet speziell für diese Bikes konzipierte Reifen an. Für S-Pedelecs sind ohnehin nur Reifen erlaubt, die die Norm ECE-R75 erfüllen. Für den wachsenden Markt der E-Mountainbikes hat Schwalbe eine „Double Defense“-Version des Klassikers „Nobby Nic“ entworfen, die zusätzlich zum bekannten Schutzgewebe „Snake Skin“ mit einer Pannenschutzschicht unter der Lauffläche ausgerüstet ist. Das verhindert so manchen ungeliebten Platten. Der Reifen ist für die Laufradgrößen 26, 27,5 und 29 Zoll zum Preis von 39,90 Euro erhältlich.
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