Elektromobilität findet in Deutschland im Wesentlichen auf zwei Rädern statt. Während 2015 gerade mal 12.363 Elektroautos und 11.101 Plug-in-Hybride neu zugelassen wurden, verkaufte die Zweiradbranche nach Auskunft des Zweirad-Industrie-Verbandes (ZIV) im gleichen Jahr rund 535.000 Fahrräder mit Elektrounterstützung. Derzeit wird der Bestand auf rund 2,5 Millionen geschätzt.
Der Markt für Elektro-Fahrräder ist vielschichtiger geworden
Zu 95 Prozent, so sagt der ZIV, funktionieren sie nach dem Prinzip Pedelec ("Pedal Electric Cycle"): Nur wer tritt, spürt den Schub. Somit wird die Geschwindigkeit wie beim klassischen Fahrrad über die Tretkraft gesteuert, diese wird lediglich mittels Motor verstärkt. Die Bandbreite elektrisch unterstützter Fahrräder ist groß. Während am Anfang schwere, robuste Alltagsräder den Ton angaben, hat sich dieser Markt gründlich diversifiziert. Alles wird elektrifiziert – vom Rennrad übers Mountainbike, Tourenräder sowieso, neuerdings sogar Jugendfahrräder und Trikes. Autofahrer, die gerne am Stadtrand parken und sich in der City geschmeidig auf zwei Rädern fortbewegen wollen, greifen zu Pedelecs, die sich zusammenfalten lassen und so im Kofferraum Platz finden.
Ab 1500 Euro bekommt man ein gutes E-Bike
Die höheren Kräfte, Geschwindigkeiten und das zusätzliche Gewicht des Antriebssystems – circa sieben Kilogramm – verlangen nach stabileren Rahmen und Bauteilen. Qualitätshersteller achten bei der Konstruktion von Rahmen sowie bei den verwendeten Komponenten auf diese höheren Lasten. Das wirkt sich auf Gewicht und Kaufpreis aus. Pedelecs unter 20 Kilogramm sind die Ausnahme. "Als Faustregel gilt: Ab 1500 bis 2000 Euro Kaufpreis macht man qualitativ kaum einen Fehlgriff", sagt Gunnar Fehlau, Leiter des Pressediensts Fahrrad. Hier könne man sich nur in der Wahl des E-Bike-Typs irren, weshalb man sich beim Fachhändler beraten lassen solle. Dort kann man die Modelle, die in die engere Auswahl kommen, auch Probe fahren.
Bei den Antrieben sind heute die Mittelmotoren von Bosch, Yamaha, Shimano und Panasonic in der Mehrzahl. Sportliche Bikes setzen auch auf Radnabenmotoren im Hinterrad. Nabenmotoren im Vorderrad bergen den Nachteil, dass die Traktion bergauf und auf losem Untergrund eher schwierig ist, außerdem beeinflusst der Frontantrieb auch die Lenkeigenschaften.
Akkureichweite wird oft geschönt
Ihre Kraft holen sich E-Bikes aus Akkus mit einer Kapazität von 400 bis 500 Wh. Diese unterscheiden sich nicht von den Batterien von Handy oder elektrischer Zahnbürste. "Das Risiko explodierender Akkus ist genau so niedrig wie bei Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräten, an die wir uns längst im Alltag gewöhnt haben", sagt Ivica Durdevic vom schweizerischen E-Bike-Pionier Flyer.
Mit der Akku-Reichweite verhält es sich wie mit dem Spritverbrauch von Autos, sie wird sehr optimistisch angegeben. Wir haben im Selbstversuch zwar schon 100 Kilometer mit einer Batterieladung (500 Wh) geschafft, aber nur in der niedrigsten Unterstützungsstufe – auf fast ebenem Gelände. Wird’s hügeliger oder fährt der Fahrer stets im hohen Unterstützungsmodus, braucht das mehr Energie, die Reichweite sinkt. Autofahrer kennen diese Form des Expresszuschlags.
Zubehör für mehr Sicherheit
Sehen, aber auch gesehen werden sind wichtige Faktoren fürs sichere Fahren mit dem E-Bike. Dazu trägt auffällige Kleidung einen wesentlichen Teil bei. Manche tragen schlicht die Warnweste aus dem eigenen Auto. Mit der leuchtgelben Fahrradjacke von Gore-Bikewear (ab 150 Euro) geht’s aber schicker und dank Windstopper-Membran auch funktioneller. Und wer den rückwärtigen Verkehr noch besser auf sich aufmerksam machen will, wählt einen Helm mit integriertem Rücklicht, wie ihn beispielsweise Abus (ab 55 Euro) anbietet. Dieselbe Firma bietet auch adäquaten Schutz für das geparkte Fahrrad, beispielsweise mit dem Schloss Bordo Light (ab ca. 45 Euro). Wie beim Auto hängt aktive Sicherheit auch von der Qualität des Reifens ab. Reifen mit integriertem Pannenschutz verhindern viele Plattfüße, spezielle Fahrradwinterreifen sorgen auch in der kalten Jahreszeit für den richtigen Grip. Den bringt eine weichere Gummimischung in Kombination mit Lamellen in den Profilblöcken, der beim Kurvenfahren und Bremsen ein gehöriges Sicherheitsplus bietet. Ein auf diese Verhältnisse abgestimmter Reifen ist der Continental Top Contact Winter (ca. 45 Euro). Sobald Schnee und Eis auf den Straßen drohen, montieren Allwetter-Fahrer sogar Spike-Reifen wie den Marathon Winter von Schwalbe (ca. 30 Euro), der sich mit hohem Luftdruck auch auf trockener Straße gut fahren lässt.
Pedelecs und Paragraphen
"Das E-Bike hat sich zu einer eigenen Fahrzeuggattung entwickelt", meint Felix Puello vom E-Bike-Hersteller Winora Staiger. Einheitliche gesetzliche Regelungen gibt es aber nicht. So werden sogenannte S-Pedelecs (Elektrounterstützung bis 45 km/h und Anfahrhilfe bis 20 km/h) behandelt wie ein Motorroller mit Benzin- oder Stromantrieb – nämlich als Kraftfahrzeug. Dagegen werden Pedelecs, die bis 25 km/h unterstützen, als Fahrräder angesehen. Daraus leiten sich rechtliche Unterschiede ab. So brauchen Fahrer von S-Pedelecs einen Kleinkraftradführerschein (Klasse AM, ab 16 Jahre, in der Auto-Fahrerlaubnis enthalten), die Räder müssen zudem mit einem Versicherungskennzeichen ausgerüstet sein. Innerorts dürfen diese Bikes den Radweg nicht benutzen, außerorts können sie es. Wichtig: Ohne Motorunterstützung sind alle Pedelecs und E-Bikes einfach Fahrräder und dürfen auch wie solche gehandhabt werden. Eine Helmpflicht existiert nur für S-Pedelecs, aber grundsätzlich ist jedem Radler zu empfehlen, einen Helm zu tragen. Die letzte Änderung der StVZO kippte die Dynamopflicht für Fahrräder, wovon E-Bikes ganz besonders profitieren. "Die Akkus von E-Bikes verfügen ohnehin über genügend Stromreserve, sodass die Lichtanlage mindestens noch zwei Stunden lang versorgt werden kann, wenn der Motor schon abgeschaltet werden muss", sagt Sebastian Göttling vom Leuchtenspezialisten Busch und Müller.
ACE-Tipp
E-Bikes sind der umweltfreundliche Nahverkehrs-Ersatz fürs Auto. CO2-neutral werden sie mit Ökostrom. ACE-Mitglieder sparen beim Wechsel zum Ökostrom-Anbieter Entega. Exklusiv gibt es beim Wechsel 100 Frei-Kilowattstunden geschenkt und darüber hinaus eine zwölfmonatige Preisgarantie.