E-Mobilität pur, zwei Veranstaltungsorte und komplette Hallen nur für Fahrräder: Bei der diesjährigen IAA MOBILITY war vieles anders. Statt neuester Auto-Modelle sollte die Mobilitätswende im Mittelpunkt stehen. Unter dem Motto „What will move us next“ („Was uns als Nächstes bewegen wird“) sollte eine neue Ära eingeläutet werden. Als Deutschlands zweitgrößter Autoclub und Mobilitätsbegleiter wollten wir natürlich wissen, was dahintersteckt.
Von der Auto-Show zur Mobilitätsmesse – und so manche Frage bleibt offen
Und so sehr wir uns über den Wandel von einer reinen Auto-Show hin zu einer Messe rund um Mobilität gefreut hätten: Wirklich überzeugt hat uns das neue Konzept nicht. Auch wenn der Austausch von Automobil-Konzernen und Verbänden mit Start-ups vielleicht so intensiv war wie noch nie: Die Antwort auf die Frage, was uns als Nächstes bewegt, ist die IAA MOBILITY leider schuldig geblieben.
Die Mobilitätswende stockt auf der "Blue Lane"
Diesen Eindruck untermauern auch konkrete Zahlen. Von 7.000 gebuchten Testfahrten berichtet die IAA-Website. Das klingt zunächst mal toll – doch bei insgesamt 400.000 Besuchern konnten nicht mal zwei Prozent E-Mobilität wirklich erleben. Die Testfahrten waren viel zu schnell ausgebucht, weil es viel zu wenig E-Autos gab. Und wer es in den elitären Kreis der Probefahrer geschafft hat, stand in der angeblich für die Testfahrer reservierten, zwölf Kilometer langen Blue Lane im Stau. Mit der U-Bahn waren die Besucher in nur 23 Minuten und damit meist doppelt so schnell unterwegs. Besser kann man die Notwendigkeit einer Mobilitätswende kaum verdeutlichen. Ein „erfolgreicher Start für Deutschlands erste Umweltspur“, wie die Website der IAA MOBILITY stolz verkündet, sieht definitiv anders aus.
Elektromobilität muss erlebbar werden – auf zwei und vier Rädern
Ähnlich ambivalent wirkte die Präsentation von E-Bikes. Natürlich ist es toll, dass es auf einer Automesse auch E-Bikes zu sehen und zu testen gibt – einige Highlights haben wir in unserem Artikel "IAA MOBILITY – Fahrrad-Neuheiten" zusammengestellt. Die besten Hallen und Plätze blieben aber den großen Autokonzernen vorbehalten. Warum gab es keine gemeinsamen Flächen? So wurde in gewohnter IAA-Manier die Lust auf Glamour und Glitzer bedient. Dazu gab es bei den meisten Automobil-Herstellern große und teure Modelle mit einem hohen Energieverbrauch zu bestaunen. Hilfreich für die Mobilitätswende ist das ganz sicher nicht – so bleibt E-Mobilität für viele entrückt und das Argument „unbezahlbar“ wird zu leicht untermauert.
Ganzheitliche Mobilität mit Auto, ÖPNV und Fahrrad als Weg zur Mobilitätswende
Die Frage, wie sich Auto, ÖPNV und Fahrrad besser miteinander zu einer ganzheitlichen Mobilität verbinden lassen, bleibt hingegen unbeantwortet. „Wir müssen E-Mobilität erlebbar machen, um Scheu zu überwinden und Mythen aufzubrechen“, brachte es Kerstin Hurek, beim ACE Leiterin Stab Verkehrspolitik, bei einer Podiumsdiskussion auf den Punkt. Das ist sicherlich nicht die alleinige Aufgabe einer von Autoherstellern dominierten Messe. Aber wer, wenn nicht die Branche selbst, kann Mobilität neu definieren und somit Verbrauchern das Gefühl vermitteln, wo es in Zukunft langgeht?
Immerhin gab es neue und kreative automobile Konzepte von mehreren Start-ups. Hier bleibt zu hoffen, dass die „Großen“ mit den „Kleinen“ zunehmend kooperieren. Einige dieser innovativen Ideen, aber auch die Neuvorstellungen der großen Automobilhersteller, finden Sie im Artikel "IAA MOBLITY 2021 – Auto-Neuheiten von A bis Z"
Wir freuen uns auf jeden Fall auf eine nächste IAA MOBILITY in 2023, die ein paar mutige Schritte weiterdenkt.