01.10.2016

Neue Typ- und Regionalklassen

Jedes Jahr im Herbst berechnet der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) das Unfall und Schadenrisiko für die Autoversicherungen neu. Für viele Autofahrer ändert sich damit der Versicherungsbeitrag. Teuer bleibt es vor allem für Autofahrer im Süden und Westen, im Osten fährt es sich weiterhin günstiger.

Von den 28 teuersten Zulassungsbezirken in Deutschland entfallen 15 auf Bayern und sieben auf Nordrhein-Westfalen. Preiswerter ist die Kfz-Versicherung weiterhin vor allem auf dem Land. In Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachen sind viele Bezirke sehr günstig eingestuft. Mit dem bundesweit geringsten Schadenaufkommen kann der Bezirk Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern glänzen. Der Indexwert liegt mit 71,6 weit unter dem Bundesdurchschnitt von 100. Die "schlechtesten" Autofahrer verkehren hingegen im hessischen Offenbach. Hier liegt der Index bei 133,81 – was die höchste und teuerste Klasse zwölf bedeutet.

Versicherungsschutz wird teilweise deutlich teurer

 

In insgesamt elf Zulassungsbezirken müssen die Autofahrer für ihren Versicherungsschutz bald deutlich mehr zahlen. So werden die bayerischen Städte Ansbach und Bamberg, Wolfsburg und Cloppenburg in Niedersachsen sowie das nordrhein-westfälische Gütersloh gleich um zwei Klassen in der Haftpflichtstatistik höhergestuft. In weiteren sechs Zulassungsbezirken steigen sowohl die Haftpflicht- als auch die Vollkasko-Klasse jeweils um eine Stufe.


Mittlerweile haben die meisten Autofahrer ihr Auto vollkaskoversichert. Natürlich gibt es auch in der Teilkaskoversicherung Veränderungen. Die Mehrbeiträge fallen hier aber deutlich weniger ins Gewicht. Besonders umfangreich werden Autofahrer in 14 Regionen entlastet, weil die Regio-Klasse um zwei Stufen oder in zwei Versicherungsarten sinkt. Freuen dürfen sich Autofahrer im bayerischen Schweinfurt: Sie fahren in der Kfz-Haftpflicht um zwei Stufen und in der Vollkasko immerhin um eine Stufe besser.

Unverbindliche Einstufung wird meist berücksichtigt

 

Jährlich berechnet der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) das Unfall- und Schadenrisiko für jeden der 415 deutschen Zulassungsbezirke neu. Für die Vollkasko gibt es neun, für die Haftpflicht zwölf und für die Teilkasko 16 Regional-Klassen. Die Einstufung ist unverbindlich, wird aber von den meisten Assekuranzen berücksichtigt. Für Neuverträge gelten die Umstufungen sofort, für bestehende Verträge ab 2017. Unfälle, die Autobesitzer in einer anderen Region verursachen, werden immer dem heimischen Zulassungsbezirk zugeschlagen. "Das ist der Unterschied der Versicherungsstatistik zur polizeilichen Statistik", erläutert GDV-Sprecherin Kathrin Jarosch. Die Experten haben festgestellt, dass die meisten Autofahrer sich überwiegend in ihrem Zulassungsbezirk bewegen. Sie wären daher meist dem dort herrschenden Unfallrisiko ausgesetzt und die Versicherungsprämie somit gerecht. Die Gothaer Versicherung aus Köln schätzt, dass die Kunden pro Klassenschritt fünf bis sechs Prozent mehr bezahlen müssen.

Wohnort und Fahrzeugmodell sind Haupt-Risikomerkmale

Neben dem Wohnort ist das Fahrzeugmodell ein wesentliches Risikomerkmal für die Höhe der Prämie. In die Statistik fließt auch ein, wie teuer die Reparatur eines Autos wahrscheinlich ausfällt. Tendenziell gelten daher für große, teure und schnelle Fahrzeuge höhere Typklassen. So sind etwa Tesla Model S und Mercedes S 63 AMG mit der Vollkasko-Typklasse 32 sehr hoch eingestuft, während das Smart Fortwo Cabrio 1.0 in der günstigen Typklasse 12 fährt.

Auch viele Automodelle wurden aktuell wieder nach oben oder unten gestuft. Dabei gibt es Pechvögel und Glückskinder. Zu der ersten Kategorie gehören Autobesitzer, die beispielsweise einen BMW 218i Active Tourer oder einen Kia Carens 1.7 CRDI fahren. Der BMW wird in der Haftpflicht- und in der Vollkasko-Typklasse um drei Stufen teurer, beim Kia steigt die Haftpflicht um vier Stufen nach oben. Autofahrer, die ein solches Modell besitzen und beispielsweise in Düsseldorf, Ansbach oder Hannover wohnen, werden künftig sehr tief für ihren Versicherungsschutz in die Tasche greifen müssen. Der Münchener Versicherungsmakler Check24 hat ein Extrembeispiel gerechnet. So zahlt der Halter eines vollkaskoversicherten BMW 218i Active Tourer, der durch Umzug von der niedrigsten (Wesermarsch) in die höchste (Ostallgäu) Vollkasko-Regionalklasse wechselt, im kommenden Jahr 1108 Euro statt 598 Euro für seine Kfz-Versicherung – satte 85 Prozent mehr.

Wer ein Automodell fährt, das günstiger wird, und in einer Region wohnt, die besser eingestuft wurde, kann sich über sinkende Beiträge freuen. Doch insgesamt sieht es für die meisten Autofahrer eher düster aus, denn sie müssen für 2017 zusätzlich mit einer allgemeinen Beitragserhöhung rechnen. So schätzt die Kölnische Rück, dass es bei den meisten Assekuranzen auch künftig nach oben geht.

Versicherungswechsel ist oft empfehlenswert

Doch höhere Preise können die meisten Autofahrer durch einen Wechsel des Anbieters abfedern. "Noch gibt es sehr große Preisunterschiede am Markt", bestätigt Ivana Höltring von der Unternehmensberatung Nafi aus Höxter. Bei einer Beitragserhöhung gilt ein Sonderkündigungsrecht. Regulär – auch ohne Beitragserhöhung – können Kfz-Besitzer noch bis zum 30. November aus ihrer Autoversicherung aussteigen.

Die Typklasseneinstufung
In der Kfz-Haftpflichtversicherung gibt es 16 Typklassen (10–25), in der Vollkaskoversicherung 25 (10–34), in der Teilkasko 24 (10–33). Je höher die Typklasse, desto teurer die Kfz-Versicherung. Für die Haftpflicht gibt es zwölf, die Teilkasko 16 und die Vollkasko neun Regional-Klassen.