28.01.2025

Sekundenschlaf – Die unterschätzte Gefahr

Müdigkeit am Steuer ist eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Fallen einem auch nur kurz die Augen zu – der sogenannte Sekundenschlaf – kann dies schon einen schweren Verkehrsunfall nach sich ziehen.

Schlafmangel und Übermüdung fördern den gefährlichen Sekundenschlaf am Steuer. „Nur eine Sekunde mit geschlossenen Augen, das sind bei Tempo 100 knapp 28 Meter Blindflug“, weiß Marcel Mühlich, Verkehrssicherheitsexperte beim ACE. Auf einer kurvenreichen Landstraße oder einer viel befahrenen Bundesstraße oder Autobahn eine immense Gefahr für sich selbst und andere Verkehrsteilnehmende.

Ein Blick in die Unfallstatistik

Ein Rückblick auf die Statistiken für das Jahr 2023 offenbart, dass die Zahl der Verkehrsunfälle wieder angestiegen ist. Auch im Hinblick auf durch Übermüdung verursachte Unfälle. Demnach war in Deutschland Übermüdung die Ursache von 1.902 Verkehrsunfällen mit Personenschaden. Im Jahr 2022 waren es 1.872, im Jahr 2021 während der Corona-Pandemie 1.507 Unfälle.

Viele Experten gehen nach wie vor davon aus, dass bis zu einem Viertel aller Verkehrsunfälle auf Müdigkeit zurückzuführen sind. Sekundenschlaf spielt da eine erhebliche Rolle.

Gleichzeitig wird das Risiko des Sekundenschlafs unterschätzt: Eine Umfrage des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) unter 1.000 Autofahrenden aus dem Jahr 2022 ergab, dass sich 43 Prozent sicher sind, rechtzeitig zu bemerken, bevor sie einschlafen würden.

Das passiert beim Sekundenschlaf

„Im Sekundenschlaf schließt eine Person oft die Augen, Reize von außen werden weniger gut oder gar nicht mehr wahrgenommen und auch der Kopf kann nach vorne kippen“, erklärt Dr. Christine Blume. Sie ist Schlafforscherin an der Universität Basel und forscht auch an den Ursachen für den Sekundenschlaf. Demnach ist dieser ein Schutzmechanismus, mit dem sich der Körper von sehr erschöpften Menschen zwangsläufig den Schlaf holt, den er braucht. Das Gehirn macht dann einfach dicht und fährt alles runter.

Ursachen für extreme Müdigkeit

Schlafmangel oder ein ungewohnter Schlafrhythmus sind die Hauptursachen für starke Müdigkeit. Wer also zum Beispiel ungewohnterweise am Abend zu einer Urlaubsfahrt startet, ist besonders betroffen. Ist es dann noch warm und kuschelig, beispielsweise im beheizten Auto, und wird es dann monoton und dunkel, zum Beispiel bei einer Nachtfahrt im Winter, steigt das Risiko eines Sekundenschlafs immens.

Den Sekundenschlaf erkennen

Der Sekundenschlaf kündigt sich durch verschiedene Anzeigen an:

  • Gähnen, Unaufmerksamkeit und brennende Augen
  • Doppelbilder und "Tunnelblick" (die Straße scheint sich zu verengen)

In Neufahrzeugen sind Müdigkeitswarner Pflicht. Sie analysieren Fahrzeug- oder Augenbewegungen der Fahrerin oder des Fahrers und schlagen oft rechtzeitig Alarm.

Mittel gegen den Sekundenschlaf

Wenn die genannten Anzeigen auftreten:

  • umgehend einen Rast- oder Parkplatz aufsuchen und eine Pause einlegen und diese für einen etwa 20-minütigen "Powernap" nutzen, um die Fahrtüchtigkeit kurzfristig wiederherzustellen
  • danach regelmäßig erneut pausieren, bei längeren Fahrten alle zwei Stunden
  • während der Pause entweder nochmals ein Nickerchen einlegen oder sich an der frischen Luft bewegen und durch Gymnastik den Kreislauf wieder in Schwung bringen
  • während der Fahrt nur leichte Kost zu sich nehmen, ausreichend Wasser trinken
  • Kaffee am besten vor dem Powernap trinken, da das Koffein in etwa 20 Minuten braucht, bis es wirkt
  • generell gilt: am besten immer ausgeruht ins Auto steigen