25.05.2023

So finden Sie den passenden Gebrauchtwagen

Gebrauchtwagen sind derzeit sehr gefragt. Gleichzeitig haben sich die Preise seit 2013 verdoppelt. Wo finden sich die passenden Gebrauchten und worauf gilt es zu achten? Unser Ratgeber gibt Hilfestellung. 

Wer über die Anschaffung eines Neuwagens nachdenkt, muss lange Lieferfristen hinnehmen. Da ist ein Gebrauchtwagen eine gute Alternative. Doch worauf muss man beim Kauf achten?

Wo kaufe ich einen Gebrauchten?

Kauf beim Händler

Hier muss in Kauf genommen werden, dass die Kosten rund zehn Prozent höher sind als bei Privatverkäufen. Dafür sind meist Inspektion, Hauptuntersuchung, Finanzierung, gesetzliche Gewährleistung und vieles mehr inklusive.

Aufpassen, wenn

  • der Händler nicht Mitglied im Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) ist,
  • kein Autofachmann, am besten ein Kfz-Meister, hinter dem Betrieb steckt,
  • Aussagen wie „tipptopp“, „Bestzustand“, „technisch einwandfrei“ den schlechten Zustand des Fahrzeugs verschleiern sollen.

Kauf im Internet

Vorsicht: Online-Autobörsen fungieren meist nur als Kontaktbörse. Sie treten in der Regel nicht als Vertreter des Käufers bzw. Verkäufers in Aktion auf. Dies bedeutet, dass der Kauf bzw. Verkauf eines Gebrauchtwagens zu den ganz normalen Konditionen stattfindet – je nachdem, ob man den Kaufvertrag irgendwann später
mit einem Händler oder einer Privatperson abschließt.

Wichtig: Ohne Probefahrt sollte ein Fahrzeug niemals gekauft werden.

Kauf von Privat

Da beim Privatkauf die Gewährleistung in der Regel ausgeschlossen wird, lassen sich dem Verkäufer schwerlich nachträgliche Mängel in Rechnung stellen.

  • Nehmen Sie in jedem Fall eine fachkundige Person Ihres Vertrauens mit, die sich das Fahrzeug gründlich ansieht.
  • Prüfen Sie, ob Verkäufer und Pkw-Halter identisch sind. Falls nicht: Schriftliche Vollmacht zeigen lassen und Passnummer des Verkäufers notieren.

Welchen Antrieb soll ich wählen?

„Der Benziner ist für viele Menschen, die in der Stadt und auch über Land unterwegs sind, in Bezug auf Verbrauch und Reichweite eine gute Wahl“, sagt Constantin Knack, Experte bei der Kfz-Prüforganisation GTÜ. Im Schnitt seien Pkw mit Ottomotor nicht nur in der Anschaffung günstiger, sondern auch am wertstabilsten mit Blick auf einen späteren Wiederverkauf.

Eine Alternative dazu bieten laut Knack Hybridfahrzeuge, die hinsichtlich Verbrauch und Reichweite ebenfalls punkten können.

Seit dem Abgasskandal haben Diesel einen schweren Stand. Ältere Modelle werden in immer mehr Städten ausgesperrt. „Zudem sind Diesel in der Wartung oft kostspieliger“, erklärt der GTÜ-Experte und gelernte Kfz-Meister.

Das Angebot an E-Autos aus zweiter oder dritter Hand ist deutlich gewachsen. Ein Pluspunkt ist der deutlich geringere Wartungsaufwand, durch den E-Antrieb fallen viele Verschleißteile wie Kupplung, Getriebe oder Abgasanlage weg.

Besonders sparsam und überdies umweltfreundlich können CNG-Modelle (Antrieb mit Benzin und Erdgas) sowie Fahrzeuge mit LPG (Autogas) sein. Gebrauchte CNG-Fahrzeuge sind für relativ wenig Geld zu haben. Zu beachten: die Zahl der CNG-Tankstellen ist sehr gering.

Der "Lebenslauf" des Autos sollte lückenlos sein

Was den allgemeinen Pflegezustand eines Gebrauchtwagens betrifft, sollten Interessenten die Grundregeln beachten, die auch vor 30 Jahren schon galten: Je penibler der Verkäufer die Fahrzeughistorie dokumentiert hat und nachweisen kann, desto besser.

  • Das Service-Scheckheft sollte belegen, dass der Wagen
    regelmäßig zur Inspektion in der Werkstatt war. Auch Reparatur-Rechnungen tragen zur Transparenz bei.
  • Anhand von HU-Berichten lässt sich überprüfen, ob die angegebene Laufleistung stimmt. Bei auffällig niedrigen Kilometerständen ist Skepsis angebracht: Tachomanipulation ist weit verbreitet. Bei jedem dritten gebraucht verkauften Pkw in Deutschland ist nach Ermittlungen der Polizei der Kilometerstand gefälscht, um höhere Preise beim Verkauf zu erzielen.

"Lebenserfahrung" muss kein Nachteil sein

Dabei müssen höhere Kilometerstände kein Kaufhindernis sein. „Gerade der Kauf eines älteren Gebrauchtwagens von vier bis sieben Jahren kann sich rentieren“, sagt GTÜ-Fachmann Constantin Knack. Bei diesen Fahrzeugen seien technische Kinderkrankheiten in der Regel ausgemerzt, zusätzliche Wartungsarbeiten hat mitunter schon der Vorbesitzer durchführen lassen.

Was bei gebrauchten E-Autos zu beachten ist

Elektroautos haben eine andere Schwachstelle: die Batterie. Sie ist das teuerste und empfindlichste Bauteil am Fahrzeug. „Auch bei sehr wenig Fahrten sowie Standzeiten ohne Ladung kann die Batterie Schaden nehmen, wenn es durch sogenannte Tiefentladungen zu Zellschäden
kommt“, erklärt Constantin Knack von der GTÜ.

Experten wie er empfehlen daher, die Batterie eines gebrauchten E-Autos oder Hybriden vor dem Kauf von einer unabhängigen Prüfstelle auf ihren Gesundheitszustand („State of Health“) untersuchen zu lassen. Denn vom Akku hängt die gesamte Performance des Elektroautos ab, inklusive seiner Reichweite.

ACE-Tipp: Prüforganisationen wie die GTÜ bieten für alle Fahrzeuge professionelle Gebrauchtwagengutachten an. Dabei wird der Zustand und damit der Wert des Fahrzeugs ermittelt. Kosten: ca. 100 Euro,  Dauer: ca. 45 Minuten, Erkenntnisgewinn: hoch.

Checkliste für den Gebrauchtwagenkauf

  • War der Wagen regelmäßig bei der Inspektion? Dies ist im Service-Scheckheft dokumentiert.
  • Wurde der Wagen regelmäßig gewartet? Reparatur-Rechnungen dienen als Beleg.
  • Ist die Laufleistung realistisch? Ein Blick in die HU-Berichte lohnt sich.
  • Wie ist die Batteriegesundheit bei E-Autos? Die Untersuchungsergebnisse stehen im "State of Health"-Zertifikat.

Weitere hilfreiche Tipps sowie Musterkaufverträge finden Sie auch auf unseren Ratgeberseiten rund um Autokauf und -verkauf.