26.05.2021

Aiways U5 – Der China-Preisknaller

Der Aiways U5 ist eines der ersten elektrischen SUV aus China auf dem deutschen Markt. Der Hersteller verspricht hohe Qualität zum Tiefpreis. Wir sind den U5 gefahren.

Kein Knopf, kein Taster – sondern mit einem Druck auf das Bremspedal werden die Systeme zum Leben erweckt. Jetzt noch die Parkbremse lösen, und der U5 kann losgleiten. So unkonventionell der Motorstart auch ist, Hersteller Aiways verspricht volle Alltagstauglichkeit und eine Reichweite von "400+“. Das 2017 gegründete Start-up tritt selbstbewusst auf. Ziel sei, „die Elektromobilität im Premiumsegment neu zu definieren“.

Ein vielversprechender Einstieg

Nähert man sich mit dem Funkschlüssel, stellen sich die im Blech integrierten Türgriffe surrend nach außen. Der lichtdurchflutete Innenraum empfängt mit freundlichem Ambiente. Der Fußraum ist vorn wie hinten gigantisch groß, die Verarbeitung solide. 

Fahrkomfort und Kurvenverhalten

Als wir losfahren, werden 374 Kilometer und 94 Prozent Ladung angezeigt. Die Beschleunigung ist elektrisch-spritzig, doch neigt der frontgetriebene 1,7-Tonnen-Stromer beim Durchstarten zu Schlupf. Der Federungskomfort geht in Ordnung, der tiefe Schwerpunkt lässt das Auto souverän auf der Straße liegen. Das grundsätzlich gute Kurvenverhalten wird von der Lenkung jedoch eingetrübt: Sie ist zu leichtgängig und eher gefühllos.

Der Ladevorgang sollte transparenter sein

Während der Ladevorgänge geizt der U5 mit Informationen: Lediglich, dass geladen wird, nicht aber die Ladeleistung oder die griffige Angabe „Kilometer pro Minute“ gibt er preis. Die Batterie fasst 63 Kilowattstunden, eine konkurrenzfähige Kapazität. Laut Airways dauert die CCS-Schnellladung von 20 auf 80 Prozent 35 Minuten, wir schaffen es an einer Ladesäule nicht ganz so schnell. Der WLTP-genormte Verbrauch liegt bei nur 17 kWh, angezeigt bekommen wir nach 200 Kilometern moderater Fahrt auf Autobahn und Bundesstraße aber 24 kWh.

Die Fahrassistenten sind noch nicht ganz ausgereift

Dass das China-SUV im Detail nicht ganz ausgereift ist, zeigen der unverhofft auf Englisch kommunizierende und ruppig anfahrende Einparkassistent, der mit fortwährendem Zucken störend nachkorrigierende Spurhalteassistent oder das "intelligente Fernlicht“, das zu oft auf- und abblendet.

In puncto Sicherheit und Bedienerfreundlichkeit ist noch Luft nach oben

Im Euro-NCAP-Crashtest schnitt der U5 2019 mit drei von fünf Sternen mittelmäßig ab, daraufhin hat Aiways den Zeitpunkt der Airbagauslösung geändert. Das zentrale 12,3-Zoll-Touchdisplay nimmt Befehle zudem nicht ganz verzögerungsfrei entgegen – das ist birgt Ablenkungspotenzial. Auch fehlt ein Navi, der U5 hat Technik und Kosten aufs Smartphone outgesourct. Premium geht anders, aber dafür unterbietet der U5 beim Preis viele andere Stromer am Markt.

Ein Auto vom Elektrohändler mit Rundum-sorglos-Paket

Beim Vertriebsmodell kooperiert das Start-up mit Euronics. Erstmals wird ein E-Auto in Deutschland über einen Elektrogeräte-Händler verkauft. Für Service, Reparaturen und Updates sorgt die Werkstattkette ATU. Und für die ersten drei Jahre ab Kauf gibt’s ein Versprechen: eine kostenlose Pannenhilfe, selbst wenn man selbstverschuldet mit vollständig entladener Batterie nicht weiterkommt. Das hört sich schon eher nach Premium an – doch muss man abwarten, inwiefern der neue Player am deutschen Markt seine Versprechen einhalten wird.

Aiways U5 Premium – Technische Daten

  • Motor/Antrieb: Elektromotor, 150 kW/204 PS, 310 Newtonmeter
  • Batterie: Lithium-Ionen-Akku mit 63 kWh, Reichweite max. 400 km, maximale Ladeleistung 90 kW
  • Abmessungen: 4,68 Meter lang, 1,87 Meter breit, 1,70 Meter hoch. Kofferraum 432 bis 1555 l (bei umgeklappten Sitzen, Beladung bis Fensterkante) plus Aufbewahrungsfach unter der Fronthaube für Ladekabel
  • Fahrleistungen: Vmax 160 km/h, von 0 auf 100 km/h in 7,8 Sekunden (von 0 auf 50 km/h in 3,2 Sekunden)
  • Verbrauch: (laut Hersteller nach WLTP) kombiniert 17,0 Kilowattstunden (kWh)
  • Preis: 42.070 Euro ("Standard“-Version: 38.993 Euro; abzüglich Hersteller- Umweltprämie von 3000 Euro); Überführungskosten: 590 Euro