SUV ist nicht gleich SUV. Das wird beim Erstkontakt mit dem kleinen elektrischen Dacia Spring schnell deutlich. Denn er ist eigen. Keine protzig-bullige SUV-Persönlichkeit. Eher schlank und nicht unattraktiv.
SUV-Look, aber kein Allradantrieb
Natürlich besitzt auch er typische SUV-Merkmale. Etwa die auffallende Kunststoffbeplankung, markante Seitenschweller und vergrößerte Radkästen. Und nicht zuletzt SUV-Praktisches: eine erhöhte Bodenfreiheit von 15 Zentimetern. So lässt sich der kleine Städter auch eine Runde über leicht unwegsames Gelände bewegen. Einen Allradantrieb gibt es allerdings nicht.
Für gut 22.000 Euro gibt's die Vollausstattung
Dafür LED-Tagfahrlicht in Serie. Unser Testwagen (22.390 Euro ohne Prämie) hatte Vollausstattung: mit 7-Zoll-Touchscreen inklusive Navi, Apple Carplay und Android Auto, manueller Klimaanlage, Geschwindigkeitsbegrenzer, Einparkhilfe mit Rückfahrkamera sowie Sitze in Lederoptik.
Gute Motorleistung für die Stadt
Mit einer Leistung von 33 kW/44 PS ist der 1.045 Kilo leichte Stromer für den urbanen Raum ausreichend motorisiert. Vor allem von unten raus, bis etwa 50 km/h, hält er durchaus mit herkömmlichen Verbrennern seiner Klasse mit.
Die technischen Daten des Dacia Spring haben wir für Sie kompakt zusammengefasst.
Bei hohen Geschwindigkeiten leidet das Fahrgefühl
Der Spring packt maximal 125 km/h, das reicht auch für Autobahnfahrten. Im ECO-Modus und leicht bergauf, mit zwei Leuten an Bord, kämpften wir hingegen schon mal mit der 90-km/h-Marke. In diesem Modus wird bei 100 km/h abgeriegelt. Das soll Energie sparen. Bei Tempo 110 fiel uns Lenkradflattern auf und der Spring fuhr sich etwas schwammig, die Straßenlage fühlte sich hier nicht sonderlich stabil an.
Leise und komfortabel auch durch die Rushhour
In der Innenstadt spielt der Kleinwagen seine Stärken aus: eine gute Rundumsicht, das sofort verfügbare volle Drehmoment und zusätzlich zur Emissionsfreiheit die weiteren Qualitäten eines E-Antriebs, die ihm gegenüber einem Kleinwagen-Benziner im quälenden Stadtverkehr Vorteile verschaffen: die Geräuscharmut des E-Motors und die Automatik.
Im Klartext: kein lästiges Pedalwechseln und Kuppeln im Stop-and-go-Verkehr und damit auch kein verkrampfter „Pedal-Fuß“ mehr.
Mehr Sicherheit wäre wünschenswert
Der Spring verfügt zwar über den ab Juli 2022 gesetzlich vorgeschriebenen Notfall-Bremsassistenten – radarbasiert, mit Fußgängererkennung. Dazu bietet er standardmäßig sechs Airbags und neben dem Antiblockiersystem (ABS) auch eine Elektronische Bremskraftverteilung (EBV), sowie das Elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) und den Bremsassistent (BAS). Der hilft, den Bremsweg so kurz wie möglich zu halten. Dennoch hat der Spring im Euro NCAP-Crashtest nur einen von fünf Sternen erreicht – der Renault Zoe erreichte übrigens keinen, 2013 hingegen fünf Sterne. Die Ausstattung und das Crash-Verhalten des Dacia Spring haben Defizite. Vor allem im Bereich des Insassenschutzes ist hier noch Handlungsbedarf. Zu hoffen bleibt, dass Dacia hier schnell nachbessert.
Im Fond kann es eng werden
Das Platzangebot im Spring ist vorne für große Personen ausreichend. Hinten wird‘s etwas eng. Der Kofferraum ist für seine Klasse ordentlich dimensioniert.
170 Kilometer Reichweite sind locker drin
In Sachen Reichweite sind aus unserer Sicht realistische 170 Kilometer drin. Sicher lassen sich die maximal möglichen Kilometer noch näher an die vorgegebene WLTP-Angabe von 230 km bringen. Aber nur, wenn die Batterie voll geladen und dann unter Idealbedingungen fast leer gefahren wird.
Tipps fürs Laden und Energiesparen
Der ACE empfiehlt für einen effizienteren Einsatz, eine längere Lebensdauer der Batterie und ein effektiveres Laden, den Akku nur auf maximal 80 Prozent zu laden und auf zehn Prozent runterzufahren. Für ein schnelles und batterieschonendes Laden sollte ein E-Fahrzeug zudem warmgefahren oder vorkonditioniert werden. Über die „My Dacia App“ lässt sich der Mini-SUV vorklimatisieren. Auch Ladevorgänge lassen sich aus der Ferne steuern.
Übrigens: Viele weitere Informationen finden Sie auch im Internet auf unseren Ratgeberseiten rund um die Elektromobilität.
Laden im Praxistest
Um zu zeigen, dass das Laden in kaltem Zustand länger dauern kann, führten wir einen kleinen Praxistest an einer Schnellladesäule durch: In kaltem Zustand benötigte der Akku von zehn auf 40 Prozent Ladung 34 Minuten. Das Laden begann mit 11,3 kW und steigerte sich langsam auf bis zu 17,2 kW.
Im warmen Zustand lag die Ladeleistung gleich bei 27,9 kW und schaffte kurzzeitig sogar 32 kW. Der WLTP-Wert liegt bei 30 kW. Das Laden von zehn auf 40 Prozent dauerte so nur knapp 17 Minuten. Damit ein Schnellladen möglich ist, muss der Spring über einen CCS-Ladeanschluss verfügen. Der kostet 600 Euro extra.
Ladekomfort mit der Dacia-App
Über die „My Dacia App“ lässt sich der Mini-SUV vorklimatisieren. Dazu lassen sich aus der Ferne die Ladevorgänge steuern sowie die aktuelle Batteriekapazität und die aktuelle Restreichweite anzeigen. Um die App einsetzen zu können, müssen mit dem Fahrzeug Daten synchronisiert werden. Dazu ist das Bestätigen der Datenschutzerklärung notwendig. Die Bestätigung erfolgt per Schalter in der Mittelkonsole des Autos, mit dem die Online-Verbindung aufgebaut werden kann.
Unser Fazit: Ein solider Begleiter vor allem in der Stadt
Wer Ansprüche aus dem Premiumsegment mitbringt oder ein Langstreckenfahrzeug sucht, sollte sich lieber gleich woanders umschauen. Denn für große Fahrten ist er nicht ausgelegt, und auch die Sicherheitsstandards könnten besser sein - ob Dacia hier tatsächlich nachbessert, ist fraglich.
Wer hingegen ein kleines, praktisches Stadtfahrzeug oder einen preisgünstigen Einstieg in die E-Mobilität sucht, für den könnte der puristische Spring ein attraktiver Partner sein. Etwa als Zweitwagen.
Fahrleistungen in der City, Ladeleistung und Reichweite stimmen. Er ist solide verarbeitet und bietet moderne Konnektivität sowie genug Platz für eine kleine Familie, Einkäufe oder das kleine Hobby.