Hybrid neu gedacht: Tankt Benzin, fährt elektrisch.“ So bewirbt Nissan seine e-Power-Modelle.
So funktioniert die e-Power-Technologie
Bei einem herkömmlichen Hybrid treibt entweder der Elektromotor oder der Verbrennermotor die Räder an. Bei der laut Nissan "einzigartigen Technologie" treibt nur der Elektromotor die Räder an. Seinen Strom erhält dieser von einem Generator, der von einem Verbrennermotor betrieben wird.
Damit hat das Auto alle Vorteile eines E-Autos: sofort verfügbares Drehmoment und gleichmäßige Beschleunigung. Dafür fällt der Nachteil des langen Ladeprozesses weg.
Klingt nach einem perfekten Verbrenner-E-Auto. Wir haben mit dem Qashqai e-Power einige Werbebotschaften von Nissan überprüft.
Werbebotschaft 1: "Agiles Fahrverhalten"
Trotz seines Gewichts von über 1,6 Tonnen ist der Qashqai relativ flott und wendig unterwegs. Das typische elektrische Fahrgefühl könnte sich also schnell einstellen. Tut es aber nicht. Denn es stört der nächste Punkt.
Werbebotschaft 2: "Leise und entspannend"
Das ist der Qashqai definitiv nicht. Schon im Stadtverkehr mit einem zu drei Vierteln gefüllten Akku brummt der Verbrenner oft nervig vor sich hin. Auch wenn er vor der roten Ampel steht.
Unangenehm wird es außerorts. Wer hier zum Beschleunigen aufs Gas tritt, bringt den Motor zum Aufröhren. Entspannend ist das nicht. Zum elektrischen Fahrgefühl gehört neben dem Drehmoment eben auch die dauerhaft fehlende Lärmkulisse.
Werbebotschaft 3: "Ideal für Pendler und in der Stadt"
Über 1.000 Kilometer sind wir mit dem Qashqai gefahren, auf der Autobahn und in der Stadt. Der errechnete Verbrauch im Gesamtdurchschnitt lag bei 5,8 Litern auf 100 Kilometern. Die WLTP-Angabe liegt bei 5,3 l/100 km.
Deutlich höher war der Verbrauch im Test auf kurzen Strecken im Stadtverkehr. Hier ergaben sich Spitzenwerte von 7,6 bzw. 8,4 Litern, die im Bordinstrument angezeigt wurden. Im Stop-and-go-Verkehr erreichten wir den niedrigsten Verbrauch von 4,0 Litern. Auf einer Strecke von 46 Kilometern wurden laut Bordinstrument 18 Kilometer durch das e-Pedal, also die Rekuperation, wieder zurückgewonnen.
Bei defensiver Fahrweise lassen sich auch auf Langstrecke Verbräuche um 5,5 Liter erzielen. Damit ist er eigentlich idealer für die Langstrecke als in der Stadt.
Werbebotschaft 3: "Umweltbewusstes Fahren"
„Dank der e-Power-Technologie wird im Vergleich zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren weniger CO₂ produziert“, wirbt Nissan. Das ist richtig, doch sollte ein Hybrid ja eher auch mit einem Hybrid verglichen werden.
Laut Datenblatt hat der Qashqai einen CO2-Ausstoß von 116 g/km. Das ist deutlich weniger als das, was der Qashqai als Mildhybrid ausstößt (141 g/km). Der Toyota C-HR hat als Vollhybrid hingegen einen CO2-Ausstoß von nur 108 g/km, bei vergleichbaren Maßen.
Wie umweltbewusst das Fahren ist, hängt also immer vom gewählten Vergleich ab.
Unser Fazit
Einzigartig mag der e-Power-Antrieb in dieser Form sein. Revolutionär ist er nicht. Ein Vollhybrid ist sparsamer, ein E-Auto leiser. Nissan verspricht viel, kann aber nicht alles halten. So bleibt der Qashqai ein durchschnittliches SUV, das für sich genommen solide ist, im Vergleich mit anderen allerdings nicht mithalten kann.