Opel Corsa – Der Kleine macht auf Sport
Seit einigen Wochen steht der neue Corsa bei den Opel-Händlern. In der sechsten Generation macht der Kleinwagen den größten Sprung in seiner Historie: Das Fahrzeug steht jetzt auf einer PSA-Plattform und ist damit baugleich mit dem Peugeot 208.
Im Fond ist der Platz sehr begrenzt
Das merkt man durchaus auch beim Design, selbst wenn man die Ähnlichkeiten mit dem Franzosen erst auf den zweiten Blick erkennt. Aber: die deutlich modernere Außenhaut steht dem Corsa gut, auch wenn – wie heute üblich – der Fensteranteil an der Karosserie ziemlich klein geworden ist. Passagiere im Fond wünschen sich schon etwas mehr Luftigkeit. Das Platzangebot ist zufriedenstellend. Hinten geht es viel zu eng zu, vor allem, wenn vorne zwei normal große Erwachsene Platz genommen haben. Erhält man dafür einen besonders großen Kofferraum? Keineswegs, er fällt mit 310 Litern sogar eher bescheiden aus. Vorne finden Kopf und Füße genügend Platz, allerdings stößt man gelegentlich mit den Unterschenkeln an die breite Mittelkonsole.
Das Instrumente sind übersichtlich, aber teils schwerfällig in der Bedienung
Große Unterschiede zum Peugeot offenbaren sich vor allem bei Instrumentierung und Bedienung, hier punktet der Opel. Die Rüsselsheimer Ingenieure sind nicht bekannt für einen Hang zu Spielereien und das macht sich in diesem Fall sehr positiv bemerkbar. Das Lenkrad steht so, wie man es von einem Lenkrad erwartet und eben nicht so tief wie im 208. Die Instrumente sind klar gezeichnet und gut ablesbar. In der Mitte finden wir ein großes 10-Zoll-Display, das zusammen mit dem Navi Pro für einen Tausender zusätzlich ins Cockpit wandert. Dessen Bedienung allerdings nervt, der Touchscreen reagiert nur auf starken Druck und dann auch nicht besonders schnell. Probleme, die wir schon aus dem Peugeot 208 kennen. Auch der Start-Stopp-Knopf benötigt zu viel Druck, um sich zur Arbeit bewegen zu lassen.
Der sportliche Corsa macht Spaß, ist aber durstig
Pluspunkte sammelt der Corsa vor allem im Antriebsbereich. Der schon aus dem Schwestermodell bekannte 1,2-Liter-Benziner arbeitet mit Turbounterstützung und macht einfach nur Spaß. Typisch für einen Dreizylinder gibt er sich etwas knurrig, wird aber – außer unter Volllast – nie unangemessen laut. Zudem wird dieser Motor immer in Kombination mit einer formidablen Achtgang-Automatik ausgeliefert. Das ist ungewöhnlich und treibt natürlich den Preis, bewährt sich aber im Alltag. Die 130 PS des Corsa lassen sich ganz nach Gusto zurückhaltend und entspannt bewegen, wird es notwendig zeigt er aber auch seine Krallen. Bis zu 208 km/h sind dann möglich. Leider erkauft man sich jede Form Sportlichkeit mit sprunghaft ansteigendem Verbrauch. Trotz überwiegend zurückhaltender Fahrweise standen deshalb am Ende des Tests enttäuschende 7,4 Liter Spritverbrauch je 100 Kilometer zu Buche.
Der Opel ist härter abgestimmt als der Peugeot
Bei der Abstimmung des Fahrzeugs hat es Opel mit der Sportlichkeit ein wenig zu weit getrieben. Anders als das eher weich und komfortabel abgestimmte Fahrwerk des Peugeot-Schwestermodells gibt sich der Corsa gerne ruppig und vermittelt seinem Fahrer ein etwas zu genaues Bild der Straßenlage. Im Alltag ist das eher nervig, geht es aber mal raus aus der Stadt, vielleicht sogar ins bergige, hat man an der sportlichen Grundausrichtung, am leistungsstarken Motor und der exakten Lenkung seine Freude.
Viele Assistenzsysteme sind Serie
Der Corsa zeigt sich ansonsten als ein in jeder Hinsicht modernes Fahrzeug, zahlreiche Assistenten – etwa der Frontkollisionswarner, ein Temporegler mit Begrenzer, ein Spurhalte-Assistent, die Verkehrs- und die Müdigkeitserkennung – sind sogar Serie. Empfehlenswertes Extra ist neben dem Navi Pro auf jeden Fall das Paket aus Rückfahrkamera, Parkpiepsern, Tot-Winkel-Warner und die elektrisch einklappbaren Außenspiegel für zusammen 650 Euro sowie das brillante LED-Matrix-Licht für 600 Euro.
Opel folgt dem Trend zu gut ausgestatteten, aber teuren Kleinwagen
Normales LED-Licht ist beim Corsa bei dieser Motorisierung Serie. Ebenso wie eine Klimaanlage (keine Automatik), 16-Zoll-Alus, Sportsitze, das abgeflachte Lederlenkrad und die Alu-Sportpedalerie. Das liegt daran, dass es den Corsa mit 130 PS nur in der GS-Line gibt, womit schon der Grundpreis 23.440 Euro beträgt. Das ist ein für die meisten Interessenten wahrscheinlich zu teurer Spaß für einen Kleinwagen, allerdings liegt diese Preisgestaltung im Trend. Die Hersteller rüsten bei den Kleinwagen teils wegen gesetzlicher Vorgaben, teils aber auch aus ökonomischen Gründen stark auf.
Die Preise beginnen bei 14.000 Euro
Mit Basisangeboten, im Fall des Corsa sind das 14.000 Euro für ein mehr oder weniger nacktes Autos mit 75 PS und Fünfgang-Handschaltung, lässt sich kaum noch Geld verdienen. Die goldene Mitte könnte für einen Corsa-Käufer die Variante mit gleichem Motor, aber mit 100 PS und Sechsgang-Handschaltung sein, die in der annehmbaren Edition-Ausstattung auf 17.530 Euro kommt. Immer noch eine Menge Geld für einen Kleinwagen, aber doch ein ganzes Stück erträglicher als die Investition in die Spaß-Variante.