Wissen Sie, was ein Crossover ist? Nein? Wir eigentlich auch nicht! Die erste Generation des 3008 soll einer gewesen sein, also eine Mischung verschiedener Fahrzeuggattungen: Kombi, Van und SUV. Alles drin, alles dran – und trotzdem weder Fisch noch Fleisch. Die Autofahrer quittierten das mit Desinteresse. Die erste Generation verkaufte sich schlecht. So schlecht, dass Peugeot das Crossover-Experiment wohl schnellstmöglich vergessen machen wollte und 2016 die zweite Generation ganz klar als SUV positionierte.
Der „Crossover“ ist zum SUV gewachsen
Was hat sich dadurch geändert? Vor allem die äußere Erscheinung. Peugeot setzt nun voll auf die Optik als Großstadt-Kraxler, die zweite Generation ist deshalb länger (82 mm), breiter (69 mm), die Motorhaube höher, das Fahrzeug insgesamt aber niedriger (15 mm). Das soll kräftig und modern wirken und kommt bei Jung und Alt gut an. Doch hat das Auto dadurch an Nutzen im Alltag verloren? Das wollten wir im Dauertest herausfinden. Peugeot Deutschland hat uns dafür einen 3008 in der Ausstattungslinie Allure für ein Jahr zur Verfügung gestellt. An Bord: der kleine Diesel mit 1,5 Litern Hubraum und 130 PS.
Der Peugeot 3008 hat trotz weniger Gewicht ordentlich Durst
Der zeigte sich auf 42.000 Kilometern leider als nicht besonders sparsam − im Schnitt über sieben Liter verbrannte der Vierzylinder. Deutlich zu viel, auch wenn wir ihn häufig für schnelle Autobahnetappen genutzt haben. Gerade die quittiert er mit großem Durst. Rechnen wir sie raus, sind es trotzdem noch über sechs Liter und damit 50 Prozent mehr als die offizielle Angabe (4,1 l/100 km nach NEFZ). Nicht alles ist dem „Formfaktor“ geschuldet, also dem Wandel von Crossover zu SUV. Denn trotz Wachstum hat Peugeot den 3008 auf Diät gesetzt, beachtliche 100 Kilogramm weniger als sein Vorgänger wiegt er jetzt und sollte daher laut offiziellem Zyklus sogar weniger als sein Vorgänger verbrauchen.
Der kleine Dieselmotor ist sauber, aber etwas träge unterwegs
Dass er im Alltag mehr verbraucht hat, liegt vielleicht auch daran, dass der Vierzylinder etwas träge anspricht: Wer zügig vorankommen will, muss ihn – nicht nur wegen des langen Pedalwegs – ordentlich treten. Wer das nicht möchte, muss auf die stärkeren Benzin- und Dieselvarianten umsteigen, denn die Sport-Taste neben dem Automatikwählhebel ändert nichts Grundsätzliches an der Charakteristik; sie macht zwar die Lenkung etwas zackiger und den Motorklang etwas rauer, am Vorwärtsdrang ändert das aber wenig. Das ist etwas schade, denn das straffe Fahrwerk und die präzise Lenkung würden auch einen aktiveren Fahrstil vertragen. Um die Abgasnorm Euro 6d-TEMP zu erreichen, hat Peugeot dem 3008 einen SCR-Kat mit AdBlue-Einspritzung spendiert. 1,8 Liter Harnstoff laufen beim 3008 auf 1000 Kilometern durch die Leitung – und zwar recht unabhängig davon, ob im Winter in den Alpen oder im Hochsommer in Südspanien. Ein Hinweis dar-auf, dass die Stickoxid-Reinigung funktioniert.
An das “iCockpit“ muss man sich gewöhnen, aber Navi und Interieur überzeugen
Kritik gab es hier und da für das „iCockpit“ – so heißt Peugeots Interpretation von digitalem Tacho und Infotainment. Optisch sehr ansprechend, ist die Menüführung arg verschachtelt. Gerade wer neu einsteigt, muss sich dar-an gewöhnen, dass sich zum Beispiel die Klimaanlage nur über den Touchscreen einstellen lässt. Das dauert ein bisschen, bis man das verinnerlicht hat. Ansonsten ist Peugeot der Innenraum gut gelungen, die (Textil-)Stoffe und die sehr gute Verarbeitung machen Eindruck. Das 3D-Navigationssystem überzeugt ebenfalls, allerdings ist der Aufpreis (850 Euro) hoch.
Zur umfangreichen Serienausstattung gibt es zahlreiche Extras
Obwohl der 3008 schon ab Werk eine umfangreiche Serienausstattung mitbringt (u. a. einen Frontkollisionswarner, eine Verkehrsschilderkennung und ein Notbremssystem, das bis zum Stillstand bremst), lässt er sich noch mit vielen weiteren Extras bestücken. Beim Testwagen waren es der schlüssellose Zugang (850 Euro), ein Geschwindigkeitsregeltempomat (500 Euro) sowie LED-Scheinwerfer (950 Euro) und Komfortsitze (1100 Euro). So ausgestattet kostet er 38.900 Euro. Positioniert sich also selbstbewusst zwischen Ford Kuga, Honda CR-V und VW Tiguan.
Im Alltag bewährt sich der 3008 mit großzügigem Laderaum und praktischen Fächern und Halterungen
Die wichtigste Frage war für uns aber, ob sich mit dem Wandel zum SUV etwas an der Variabilität und Nutzbarkeit geändert hat. Und da muss man dem Peugeot auch nach täglichem Einsatz gute Noten ausstellen: Wer beispielsweise den Beifahrersitz umklappt (ab Allure Serie), schafft eine bis zu drei Meter lange Ladefläche. Selbst Bettrahmen lassen sich dann gut und sicher transportieren. Die asymmetrisch umklappbare Rücksitzbank lässt sich vom Kofferraum entriegeln, der Laderaum ist dann fast 1500 Liter groß und bietet echte Van-Qualitäten. Sehr praktisch auch: Auf dem Beifahrersitz befindet sich eine Isofix-Halterung für einen weiteren Kindersitz oder die Kühlbox. 12-V- Stromversorgung dafür gibt es vorne, hinten und im Kofferraum reichlich, was fehlt, ist dagegen ein weiterer USB-Anschluss. Ebenfalls sehr praktisch: In der Mittelarmlehne findet sich ein riesiges Fach, in das locker mehrere 1,5-l-Flaschen passen und das sogar von der Klimaanlage gekühlt wird.
Die Investition in die 360-Grad-Kamera lohnt sich
Wo wir beim praktischen Nutzen sind: Die Ladekante ist recht hoch (72 cm), doch durch die breite Luke lässt sich der Kofferraum einfach beladen. Dabei hilft auch der doppelte und dadurch ebene Ladeboden, der sich einfach arretieren und bei Bedarf noch tiefer legen lässt. Einzig die Breite ist ein echter Makel: Mit knapp 2,10 Metern von Spiegel zu Spiegel ist der 3008 zu breit für viele Autobahn-Baustellen und Parkhäuser. Dazu kommt die trotz hoher Sitzposition schlechte Sicht vor das Fahrzeug, was an der hohen Motorhaube liegt. Gut, dass unser Fahrzeug über ein 360-Grad-Kamerasystem mit Vogelperspektive verfügte.
Der Peugeot 3008 bietet Van-Qualitäten im flotten SUV-Outfit
Fazit: Wer wirklich sparsam unterwegs sein will oder regelmäßig die Großfamilie samt Kinderwagen und Dreirad einladen muss, ist entweder im Kompaktwagen oder eben in einem Hochdachkombi besser aufgehoben. Sämtliche Spielarten verschiedener Marken bietet der Peugeot-Konzern auf der EMP-2-Plattform. Wer dagegen auf eine hohe Sitzposition Wert legt und bereit ist, den Mehrverbrauch zu akzeptieren, der wird im Peugeot 3008 einen treuen Begleiter für den Alltag finden – und zumindest in Deutschland auffallen. Allerdings nicht wie beim Vorgänger durch ein zusammengewürfeltes Design, sondern durch viele Van-Qualitäten im schicken SUV-Kleid.
Technische Daten Peugeot 3008 (pdf)
Der Peugeot 3008 im Leserurteil
Diese Schulnoten gaben die Leser
Ausstattung 1,4 | Fahrverhalten 1,7 | Geräusch 1,8 | Komfort 1,6 | Kundendienst 2,0 |
MOTOR 1,6 | UNTERHALT 2,0 | VERARBEITUNG 1,8 | VERBRAUCH 2,1 | ZUVERLÄSSIGKEIT 1,7 |
Das Fazit: „Die Strecken sind immer zu kurz!“
Rundum gute Noten verteilten die von uns befragten 3008-Fahrer. Die schlechteste Durchschnittsnote ist eine 2,1 – und die gab es für den Verbrauch. Ansonsten herrscht durchweg Zufriedenheit mit der „guten, bequemen Reiselimousine“ (Ralf Engelmann, Sulz am Neckar). Für Karl Dechantsreiter können die Strecken im französischen SUV beispielsweise nie lang genug sein, was sicherlich nicht nur an den Sitzen liegen wird. Denn die wurden von den Lesern wie auch von der Redaktion vollkommen unterschiedlich bewertet, für manche waren sie „absolut bequem“, andere erachteten sie als „vollkommen untauglich“. Doch Peugeot-Fahrer sind auch besonders treue Kunden und drücken vielleicht eher das ein oder andere Auge zu: Drei Viertel der von uns befragten 3008-Besitzer haben vorher auch schon einen Peugeot besessen. Und fast jeder würde wieder bei den Franzosen zuschlagen. Besonders gut gefallen hat den Lesern das eigenständige Design. Auch der Fahrspaß und die gute Serienausstattung wurden oft genannt. Letztere wurde oftmals noch erweitert, einerseits durch die beliebteste Ausstattungsvariante Allure, immerhin 40 Prozent greifen bei ihr zu. Und andererseits durch City- (54 Prozent) und Easy-Paket (64) und zusätzlich die LED-Scheinwerfer (70). Beim Getriebe ist die Verteilung zwischen Automatik und manuellem Getriebe genau pari. Trotz Dieselskandal ist der Selbstzünder etwas beliebter als der Otto-Motor, auch wenn ein paar Mitglieder bemängeln, dass der 3008 nur Euro 6d-TEMP erfüllt. Großes Interesse herrscht auch an alternativen Antrieben, viele der befragten 3008-Besitzer können sich auch vorstellen, einen Plug-in zu fahren. Lediglich Michael Kubiak scheint vom Pech verfolgt. Zunächst war eine Zündspule defekt, danach waren die Ventile verkokt, Resultat: Sein 3008 musste schon mehrfach in die Werkstatt.