Wer die Umwelt und seinen Geldbeute schonen möchte, sollte vielleicht mal über ein Erdgas-Auto nachdenken. Denn der Kraftstoff ist subventioniert und verursacht weniger CO2, Feinstaub und Stickoxide. Auf dem Markt gibt es schon einige Fahrzeuge, den Seat Leon ST 1.4 TGI zum Beispiel (aktuell ersetzt durch den 1.5 TGI, siehe unten). Er baut auf alt bekannte Stärken aus der VW-Familie und kombiniert die sportlichen Tugenden der spanischen Tochter mit der sauberen Erdgas-Technik.
Optisch bietet der Kompakt-Kombi dagegen nichts Neues: Denn obwohl das sportliche Design des Seat-Kombis eine junge Zielgruppe ansprechen soll, bietet der Leon wenig Überraschendes und orientiert sich an den soliden Vorgängermodellen und dem Design der Seat-Familie.
Trotz Gas-Tank spielt der Seat Leon ST die Vorteile eines Kombis aus
Das muss kein Fehler sein. Das zeigt sich schnell, denn der Seat Leon wird den Anforderungen an einen kompakten Kombi gerecht: Trotz großem Gas-Tank (15 Kg, reicht für ca. 300–350 km) bietet der Kofferraum mehr als ausreichend Platz für Kind und Kegel (482 l), gegenüber der Benzin-Variante schrumpft er um knapp 100 Liter. Wer die Rückbank umgeklappt, findet sogar 1365 Liter Platz. Sehen lassen kann sich auch die Ausstattung: Der Erdgas-Leon fährt immer in der Variante „Style“ vor: unter anderem Lederlenkrad, Tempomat und 16-Zoll-Leichtmetallfelgen sind also inklusive. Der variable Ladeboden und der Notbrems-Assistenten zählen beim Leon ohnehin zur Serienausstattung.
Modernes Infotainment
Auch hinsichtlich Connectivity kann der Erdgas-Leon-ST mithalten: Android Auto und Apple CarPlay sind via Full-Link-Technologie immer an Bord. Damit können E-Mails oder Kurznachrichten abgerufen, Termine koordiniert oder die Lieblingslieder von Spotify und Co. gestreamt werden. Selbst der Zugriff auf Amazons Sprachdienst Alexa funktioniert. Zusätzlich bietet Seat eine App Namens Seat Media Control: Damit lässt sich zum Beispiel Musik vom Tablet streamen. Das funktioniert im Alltag nicht immer reibungslos und ist dank Android Auto und Apple CarPlay eigentlich auch nicht mehr nötig.
Keine Unterschiede beim Fahrverhalten
Doch nun zur vielleicht wichtigsten Frage: Wie fährt sich die Erdgas-Variante? Einfache Antwort: Vollkommen unauffällig! Wer nicht direkt an der zweiten Tankanzeige erkennt, dass es sich um eine „bivalente“ Variante handelt, wird den Unterschied kaum merken. Bivalent deshalb, weil der Leon sowohl mit Super-Benzin als auch mit Erdgas (CNG, Compressed Natural Gas) fährt. Er startet zum Beispiel immer mit Benzin, schaltet dann auf Gas-Versorgung um. Doch das merkt man im Alltag nicht. Selbst als der Gas-Tank auf der Autobahn plötzlich leer ist und der Leon vollautomatisch auf Benzin umstellt, ist davon nichts zu spüren. Lediglich die kurzen Gas-Tankintervalle sind gewöhnungsbedürftig. Weil in der von uns getesteten Variante nur 15 Kilogramm CNG in die Tanks passen, müssen wir spätestens alle 300 bis 350 Kilometer zum Tankstopp, zumindest wenn wir sparen wollen. Denn an Bord sind ja auch noch 50 Liter Benzin, die uns theoretisch auch noch 1000 Kilometer tragen würden. Allerdings weder günstiger noch schadstoffärmer als mit einem konventionellen Benziner. Wer also sparen will, trifft öfter mal seinen Tankstellenpächter. Ansonsten fährt sich der Leon wie sein Konzern-Bruder VW Golf, vielleicht fühlt sich das Fahrwerk eine Spur härter an, die Lenkung ist aber weiterhin präzise, das Fahrverhalten sicher. Im Alltag gibt es daher weder an den Sitzen noch am Fahrwerk oder Motor etwas auszusetzen.
Günstige Alternative zum E-Auto
Den Erdgas-Leon gibt es sowohl mit 6-Gang-Getriebe als auch mit einer 7-Gang-Automatik (DSG). Klare Kaufempfehlung ist die 7-Gang-Doppelkupplungsautomatik, die hat zwar ihre kleinen Macken, bietet insgesamt aber den größeren Komfort. Die Preise für den 1,4-Liter-Handschalter haben bei 24.560 Euro begonnen, die Automatik kostete 1.700 Euro Aufpreis. Seit Anfang des Jahres gibt es den Nachfolger: Der um 0,1 Liter Hubraum erweiterte 1.5 TGI hat 20 PS mehr (jetzt 130 PS) und kostet mindestens 24.850 Euro. Die Neuerungen des Erdgas-Kombis betreffen insbesondere den Tank: Statt 50 Litern fasst der Benzin-Tank nun neun, der Erdgas-Tank wächst um 2,7 auf 17,7 Kilogramm. Am Laderaum ändert sich dagegen nichts. Theoretisch sind durch den größeren Tank etwa 70 Kilometer mehr Erdgas-Reichweite drin, allerdings sinkt die Benzin- und dadurch die Gesamt-Reichweite. Wer vor der Kaufentscheidung steht, sollte sich also genau überlegen, ob für ihn die Erdgas- oder die kombinierte Reichweite entscheidender ist.
Erdgas günstiger im Unterhalt
Im Hinblick auf den Anschaffungspreis ist ein Erdgas-Auto auf jeden Fall eine Alternative zu dem teuren Elektroauto. Günstiger als mit Diesel fährt es sich ohnehin: Die Steuer ist niedriger und Erdgas mit 1,10 Euro pro Kilo günstiger als Diesel. Weil der CNG-Leon pro Kilogramm etwa zehn Prozent weiterkommt als mit einem Liter Diesel, amortisiert sich der Aufpreis (450 Euro). So wird der Seat mit CNG-Antrieb zur Alternative für Vielfahrer. Bleibt nur das Problem der dürftigen Infrastruktur: weil es nur rund 850 CNG-Tankstellen gibt, kann auf die zusätzliche Unterstützung des Benzintankes noch nicht völlig verzichtet werden.