27.08.2019

Caravansalon – Schlanke Taille

Anfang September ist Düsseldorf Mittelpunkt der Caravaning-Welt. ACE LENKRAD stellt eine Auswahl kompakter Reisemobile vor. Sie sind handlicher, leichter und verbrauchen weniger Kraftstoff.

Mitunter gelten sie in der Öffentlichkeit als weiße Riesen, manche Wohnmobile sehen auch so aus. Doch wie im richtigen Leben: Wer ein wenig auf seine Figur achtet, wirkt attraktiver. Fällt weniger auf, muss keine missbilligenden Bemerkungen ertragen. Auch nicht für Emissionen: Mit dem Modelljahrgang 2020 hält flächendeckend die Abgasstufe Euro 6d-TEMP Einzug, das bedeutet erheblich weniger NOX im Abgas. Nur Mercedes Sprinter und Vito fahren noch nach Euro 6c. Hier und heute aber geht es um die inneren Werte vergleichsweise kompakter Reisemobile aller Klassen und Bauarten.

Kompakt unterwegs: VW California und Mercedes Marco Polo

Von Hause aus schmuck und wegen ihrer knappen Abmessungen gleichzeitig im Straßenbild dezent sind Kompakt-Campingbusse. Traditionell führt der VW California diese Gruppe an. VW hat ihn jetzt zusammen mit der Transporter-Generation T6.1 aufgefrischt, zu erkennen am veränderten Gesicht. Innen hat VW das Konzept beibehalten, indes an vielen Stellen Hand angelegt: Schiebetüren statt Jalousien, eine Lümmel-Lounge mit aufstellbarer Bettverlängerung im EG, Federteller als komfortable Bett-Unterlage im OG, ein neues Kontrollboard mit Funktionen bis zur integrierten Wasserwaage – Hinschauen lohnt sich. Das betrifft ebenfalls den Mercedes Marco Polo als härtesten Wettbewerber des VW. Hier lockt das farbenfrohe Sondermodell „ArtVenture“, auch fährt die komplette Modellfamilie bereits mit den neuen Dieselmotoren nach Euro 6d-TEMP.

Pössl, Hymer und Sortimo bieten günstige und praktische Alternativen

Für VW und Mercedes sind allerdings deftige Beträge fällig. Ausweg ist der knapper geschnittene, nicht ganz so perfekt gearbeitete, aber erheblich billigere Campster aus der Pössl-Großfamilie voller Marken und Modelle. Er bekommt nun mit dem Vanster ein Geschwisterchen, ebenfalls auf der Basis Citroën Spacetourer oder hier auch Jumpy Kombi. Aufstelldach mit Bett, Drehsitze vorn, im Heck eine trickreiche Campbox mit herausnehmbaren Elementen und faltbarer Liegefläche, fertig ist der Bus für alle Tage. Darf es etwas mehr sein? Die Alternative zum Campster heißt Crosscamp und kommt aus der Hymer-Gruppe. Er fährt mit vollwertiger Schrank- und Küchenzeile vor. Sie ist auf Wunsch herausnehmbar. Basis ist der Citroën-Zwilling namens Toyota Proace Verso.
Weil manchmal weniger mehr ist, legt Ford zusammen mit Sortimo den Flexibus aus. Seine Basis bildet der kompakte und eher rustikale, aber auch unempfindliche Transit Custom Kombi. Die Einrichtung ist ebenso schlicht wie flexibel: Im Erdgeschoss gibt es auf Basis eines Schienensystems auf Wunsch Einzelsitze oder eine Klappsitzbank, dazu auf Wunsch Einrichtungen vom Tisch über Fahrradträger bis zur Tierbox. Wer Platz und Betten benötigt, wählt zusätzlich ein Aufstelldach.

Komfort-Campingbusse mit Bad: Leicht und luftig im Innenraum

Noch mehr Bewegung herrscht eine Klasse darüber, bei den zurzeit besonders beliebten Komfort-Campingbussen mit Bad. Hier setzt sich ein Trend des Vorjahrs bei den vielen Bussen auf den Drillingen Fiat Ducato, Citroën Jumper und Peugeot Boxer durch: Raus mit der Dachablage über dem Cockpit. Das kostet ein wenig Stauraum, bringt aber sehr viel Bewegungsfreiheit und Raumgefühl in den Bus. Große Fenster in der Dachrundung – Skyroof genannt – lassen reichlich Licht herein. Auf die Pioniere Adria, Malibu und die Rapido-Tochtermarke Dreamer des vergangenen Jahres folgen jetzt unter anderem Karmann und Pössl. Hier und bei der Schwestermarke Globecar ist das Fenster sogar zu öffnen. Oder man verzichtet darauf und hat es gemütlicher, auch weniger warm. Beispiele dafür sind Malibu Van Charming Coupé und erneut Pössl mit der Schwestermarke Globecar. Ein Vergleich lohnt: Wer integriert Möbel und Ablagen, Fenster und Beleuchtung geschickt, damit ein gemeinsamer Raum entsteht?

Mehr Platz und Vielfalt durch neue Grundrisse

Neue Grundrisse schaffen mehr Vielfalt in einer Klasse, in der sich die vielen Busse aufgrund identischer Basisfahrzeuge zwangsläufig ähnlich sehen. Hymer hat beim Duo Car S auf Mercedes Sprinter einen alten Grundriss neu erfunden: Eine längs eingebaute Klappcouch in Fahrtrichtung links verwandelt sich nachts in ein Doppelbett, das Bad rückt hinter einer Schiebetür ins Heck. Groß gewachsene Urlauber strecken sich im neuen Pössl Roadcruiser XL mit seinem 2,08 Meter langen Einzelbett im Heck. Familien bevölkern den Pössl Summit, denn er wächst mit einer Bankverbreiterung zum seltenen Fünfsitzer heran. Den fünften Sitzplatz im Stand realisieren die französischen Marken Rapido und Dreamer mit einem Einzelsitz auf dem Gaskasten rechts an der Schiebetür. Bei diesen Marken finden sich außerdem Varianten mit einem schmalen Doppelbett im Heck neben dem Bad. Ebenso belebt das Duo die einst so geschätzte Hecksitzgruppe neu. Dank Hubbett über der Sitzgruppe muss zur Nacht nicht einmal umgebaut werden. Den notwendigen Platz für die Liegefläche im Oberstübchen schafft ein eigenes Hochdach.

Klassiker mit neuen Features: Westfalia James Cook und Ford Nugget

Diesen Dreh nutzt auch Knaus für seine neuen Modelle Boxstar 600 Street XL und 600 Lifetime XL. Derlei Varianten waren in den vergangenen Jahren zugunsten von billigeren Serienhochdächern fast ausgestorben. Nun sind sie wieder da, eine geräumige und wetterfeste Alternative zu den recht beliebten Komfort-Campingbussen mit optionalem Aufstelldach. Der Fantasie sind in dieser Liga kaum Grenzen gesetzt, das zeigt auch der neue Westfalia James Cook auf Mercedes Sprinter. Um den legendären Campingbus der Oberklasse und einstigen Trendsetter war es mehrere Jahre still geworden. Jetzt ist er wieder da: Dank Heckauszug kommt er zu einem stattlichen, mehr als zwei Meter langen Doppelbett. Bei nur sechs Meter Außenlänge, versteht sich. Ein weiteres Bett steckt unter dem optionalen Aufstelldach. Der James Cook ist schlank und kompakt, aber beileibe nicht billig: Ab rund 75.000 Euro fährt es los. Ein anderer großer Klassiker in der Bus-Szene heißt Ford Nugget. Ford hat ihn zusammen mit Westfalen Mobil (Westfalia) in den vergangenen Jahren zu einer Modellfamilie entwickelt. Krönung ist jetzt der neue Big Nugget auf dem großen Transit. Anders als vom Nugget mit seiner Heckküche gewohnt, setzt Ford hier auf einen klassischen Grundriss mit Querbett im Heck.

Immer noch da: Alkoven-Reisemobile

Für das Geld eines schicken Campingbusses gibt es anders-wo problemlos Reisemobile mit einem kompletten Aufbau. Darf es ein Alkoven-Reisemobil sein? Die Fahrzeuge mit dem wuchtigen Schlafzimmer über dem Fahrerhaus sind rar geworden. Aber wenn sie wie die neu aufgelegte Baureihe Eura Mobil Activa One ausgestattet sind, könnten sie neue Freunde gewinnen: Helle Möbel in Naturholz-Optik, hellblaue Polster, türkisfarbige Vorhänge, das gefällt. Vor allem, wenn auf knapp sechs Meter Länge eine komplette eigenständige Sitzgruppe unterkommt – ebenfalls eine klassische und fast vergessene Aufteilung – aber luftig und familienfreundlich. Ausgefallen ist auch ein neuer kompakter Teilintegrierter der Tochtermarke Forster: Große Rundsitzgruppe im Heck, darüber ein Hubbett für die Nacht, das bedeutet viel Platz auf überschaubarem Raum für reisende Paare.

Hobby Ontour Edition: Königlich schlummern

Nichts gegen Alkovenmobile, aber die Musik spielt bei den teil-integrierten Reisemobilen seit Jahren deutlich lauter. Entsprechend viel los ist bei den Flachmännern mit der schnittigen Dachhaube zwischen Fahrerhaus und Aufbau. Zum Beispiel beim schlanken Hobby Optima Ontour Edition. Mit 2,16 Meter Aufbaubreite ist der Optima Ontour Edition kaum breiter als ein größerer Campingbus. Trotzdem bringt Hobby im Schlafraum des neuen Modells V65 GQ ein Queensbett unter. Damit wächst die noch junge, erst Anfang des Jahres vorgestellte Baureihe auf drei Modelle. Nach Art des Hauses fahren die knuffigen Reisemobile mit Komplettausstattung vor.

Hymer, Adria und Etrusco bieten schlanke teilintegrierte Modelle

Vor lauter integrierten Reisemobilen und vielen Neuheiten auf Mercedes könnte man den neuen Hymer Exsis fast übersehen. Dabei gehörte die schlanke Modellreihe seit Jahren zu den Verkaufsschlagern. Basis ist der Fiat Ducato, jetzt auf dem günstigeren Originalchassis anstelle des bisher verwendeten aufwendigen Alko-Tiefrahmens. Der Exsis startet etwas zaghaft mit nur einem Grundriss als T/I 580 mit Einzelbetten. Die slowenische Marke Adria setzt im Modelljahr 2020 mehr denn je auf kompakte Modelle. Sie dürfen auch etwas feiner sein, das zeigen die T-Reisemobile der schlanken Compact-Baureihe in Supreme-Ausstattung. Sie messen in der Breite nur 2,12 Meter. In den weiteren Baureihen Sonic, Coral/XL und Matrix stehen neue Varianten unter sieben Meter Länge im Mittelpunkt. Auf schlanke Reisemobile setzt auch Etrusco. Während die Mutterfirma Laika im mittleren bis gehobenen Preissegment unterwegs ist und jetzt auch Busse mit Bad im Programm führt, hat Etrusco kompakte Teilintegrierte vorgestellt. Knapp sechs und sieben Meter lang, beschränkt sich die Breite auf 2,14 Meter. Die Preise beginnen deutlich unter 40.000 Euro – und liegen damit unterhalb der Komfort-Campingbusse von Laika.

Kompakte Reisemobile gibt es für jeden Geldbeutel

Ein Edelmann unter den schlanken und kompakten Reisemobilen darf nicht fehlen. Carthago hat seinen C-Compactline kräftig aufgefrischt. Ein paar Kilogramm weniger Gewicht, ein modernes Gesicht aus der aktuellen Markenfamilie. Trotz Doppelboden und weiteren Oberklasse-Merkmalen mehr starten die Preise bei knapp über 80.000 Euro. Viel Geld, doch kaum mehr als bei einem feinen Campingbus. Es geht auch erheblich günstiger: Integrierte Reisemobile renommierter Marken à la Knaus Live, Dethleffs Trend I oder Weinsberg Cara-Core sind für weniger als 60.000 Euro im Angebot. Etwas weniger fein – und auch weniger schlank.

 

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