24.05.2017

Deutschland - Luthers Stationen

Thüringen und Sachsen-Anhalt sind Luther-Länder. Hier nahm die Reformation vor 500 Jahren ihren Anfang. Auf den Spuren des wortgewaltigen Mönchs.

Auch das hat Wittenberg dem Luther zu verdanken.“ Jörg Häning weist stolz auf sein hübsch saniertes Toilettenhaus an der alten Stadtmauer. „Touristen aus aller Herren Länder kommen ja nun nach Wittenberg. Denn hier hat der olle Luther gewaltig am Rad der Geschichte gedreht.“ Häning weiß Bescheid. Von seinem Ort aus schaut er direkt auf die Nordfassade der Wittenberger Schlosskirche. Menschenmengen drängen sich vor der Tür, an die Martin Luther 1517 seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel geschlagen haben soll. Dass die historische Holztür 1760 durch eine Bronzetür ersetzt wurde, spielt keine Rolle. Eine Stadt im Luther-Rausch. Viele Millionen wurden in Hinblick auf das Luther-Jahr investiert. Auch in die Schlosskirche, die wie viele Luther-Stätten zum UNESCO-Welterbe zählt.

Insgesamt 35 seiner Lebensjahre verbrachte der Reformator Luther in Wittenberg

„Nun kommen Gäste sogar aus den USA“, sagt Stadtführerin Simone Hoffmann. Seit 30 Jahren führt sie über das Kopfsteinpflaster der Wittenberger Straßen, die noch den mittelalterlichen Verlauf nehmen und Namen tragen wie zu Luthers Zeiten. Auf den etwa anderthalb Kilometern zwischen Schlosskirche und Luther-Haus, in dem der Reformator insgesamt 35 Jahre lebte, gibt es viel zu erzählen. Durch einen Torbogen in der Schlossstraße geht es zu den Werkstätten, in denen Lucas Cranach der Ältere das Konterfei seines Freundes Luther gemalt hat, wie es sich dann schließlich in das kollektive Gedächtnis der europäischen Kulturgeschichte eingeprägt hat. Lebensgroß steht Luther als Statue vor dem Rathaus. Nur wenige Schritte von der Stadtkirche entfernt, in der Martin Luther viele Jahre lang seine Predigten hielt.

Martin Luther ist 1483 in Eisleben geboren

Die Stadt unter dem hohen Turm der Schlosskirche, der weithin sichtbar Worte des Luther-Liedes „Eine feste Burg ist unser Gott“ trägt, liegt im Norden von Sachsen-Anhalt, im „Ursprungsland der Reformation“, in dem Luthers Leben Anfang und Ende nahm. 1483 in Eisleben geboren, zog Luthers Familie bald ins Mansfelder Land. In der weiten Landschaft stehen kegelförmige Abraumhalden des Kupferschieferbergbaus, in dem einst auch Luthers Vater sein Auskommen fand. Das Geburtshaus in Eisleben, 1693 als Armenschule und erste Lutherpilgerstätte neu errichtet, widmet sich auch der angstbesetzten Frömmigkeit des Mittelalters.

Die tiefe Furcht vor einem strafenden Gott war es dann wohl auch, die den jungen Luther während eines Sommergewitters auf seinen Pfad der Erkenntnis geführt hat. Seinen Schwur, Mönch zu werden, sollte er vom Blitz verschont bleiben, setzte Luther ab 1505 im Erfurter Augustinerkloster um. Hier begab er sich auf die Suche nach dem gnädigen Gott und widmete sich intensiv dem Bibelstudium. Immer deutlicher erkannte er den Gegensatz zwischen dem biblischen Wort und den Lehren der damaligen Kirche. In dieser Klosteranlage, heute eine der bedeutendsten Luther-Stätten, begann die Wandlung vom kleinen Mönch voller Selbstzweifel zum mutigen Streiter für die Erneuerung der Kirche. Der schon damals blühenden Metropole Erfurt mit ihren Wasserläufen, Brücken, verwinkelten Gassen und mit dem gewaltigen Dom, in dem Luther 1507 zum Priester geweiht wurde, blieb er zeitlebens verbunden.

Als Junker Jörg getarnt versteckte sich der Mönch Luther auf der Wartburg

Doch sein Drang, die Bibel wörtlich zu nehmen, brachte Luther zwangsläufig in Schwierigkeiten und wieder nach Eisenach, dem thüringischen Städtchen, in dem er als Knabe die Lateinschule besuchte. Damals eher ein unbedeutendes Kaff, war es ein ideales Versteck. Als Junker Jörg getarnt, übersetzte Luther 1521 auf der Wartburg die Bibel ins Deutsche. Steil führt der Weg hoch zur inzwischen weltweit meistbesuchten Luther-Gedenkstätte. Unten im Ort begegnet man Luther als dem wortgewaltigen Reformator, der „Berge versetzen“, „Denkzettel“ verpassen konnte und „Hummeln im Arsch“ hatte. Die neu gestaltete Ausstellung im Eisenacher Lutherhaus thematisiert die Bibelübersetzung und überrascht damit, dass viele noch heute geläufige Redewendungen aus Luthers Wortschatz stammen.

Luthers letzte Reise führte noch einmal nach Eisleben. Er kam, um den Erbstreit der Mansfelder Grafen zu schlichten, und trug doch schon die Todesahnung in sich. Von Krankheit gezeichnet, stand er noch einmal auf der Kanzel der St. Andreaskirche. Wenige Tage später, am 18. Februar 1546, starb Luther. Vier Tage später traf der Sarg in Wittenberg ein. Heute vergeht kaum ein Tag, an dem nicht eine Blume auf die Grabplatte unter der Kanzel, von der aus Luther so oft gepredigt hat, gelegt wird.

Touristische Informationen

Anreise: Wittenberg, Erfurt und Eisenach sind mit dem ICE gut erreichbar. Mit dem Auto kommt man nach Wittenberg über die A9 (Nürnberg-Berlin), Ausfahrt Coswig. Thüringen ist über die A71 und A73 erreichbar.

Sehenswert: Mit dem gigantischen 360-Grad-Assisi-Panorama-Bild „Luther 1517“ kann man tief ins mittelalterliche Wittenberg eintauchen.

Infos: Einen Überblick über alle Luther-Gedenkstätten in Sachsen-Anhalt findet man unter www.martinluther.de, www.lutherstadt-wittenberg.de, Hotline: 03491 49 86 10. Thüringen: www.lutherland-thueringen.de sowie www.thueringen-entdecken.de; www.luther2017.de gibt einen Überblick über die vielen Veranstaltungen deutschlandweit.

Pauschale: Das ACE-Reisebüro organisiert eine fünftägige Clubreise „Auf den Spuren Martin Luthers“. Weitere Informationen unter Telefon 0711 530 36 78 oder unter ace-reisen.de

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