Ein kalter, grauer Tag in Deutschland, auf dem Weg zum Flughafen fällt der erste Schnee des Jahres – als Schneeregen. Elf Stunden oder 10.000 Kilometer später landen wir in einer anderen Welt. Trotz der späten Stunde ist es angenehm warm, Palmen rauschen im Wind und vom Hotelzimmer sind die Wellen zu hören.
Ein Strandspaziergang vor dem Frühstück
Wer am nächsten Morgen früh aufwacht, sollte sich nicht über den Jetlag ärgern, sondern lieber die Gunst der Stunde für einen Morgenspaziergang nutzen. Der Strand ist so kurz nach Sonnenaufgang noch fast menschenleer, dafür sind umso mehr Vögel auf der Suche nach einem Morgensnack unterwegs. Pelikane tauchen fast lautlos ins Wasser, Reiher staken durch die Brandung und wer ganz viel Glück hat, sieht weit draußen sogar Delfine. Noch ist etwas Zeit für einen kurzen Sprung ins gar nicht so kalte Meer oder für ein paar Runden im Pool, bevor das Frühstück auf der Terrasse – natürlich wieder mit Meerblick – serviert wird. Fluffige Pancakes oder lieber Eier mit Speck? Spätestens jetzt ist der graue deutsche Winter weit weg und die Urlaubsentspannung da – welcome to Florida!
Saint Petersburg präsentiert sich als buntes Gesamtkunstwerk
Der Sunshine State hat einiges mehr zu bieten als die Glitzermetropole Miami oder Disney World. An der Westküste kommen Strand- wie auch Kulturliebhaber voll auf ihre Kosten. Zum Beispiel in Saint Petersburg, hier wird gleich die ganze Innenstadt zum Freilichtmuseum. Ganze Häuserfassaden sind mit kunstvollen Graffitis verziert, aus dem ganzen Land sind die Sprayer nach St. Pete – wie die Einheimischen ihren Ort liebevoll nennen – gekommen, um aus grauen Hinterhöfen Kunstwerke zu machen. Denn diese Stadtbesichtigung führt genau in diese Ecken, die normalerweise von Touristen eher gemieden werden. In St. Pete sind sogar die Mülltonnen Teile der farbenfrohen Gemälde geworden.
Biergenuss und Weihnachtsstimmung – auch bei Sommertemperaturen
Wem abends nach ungezwungener Unterhaltung und Gesellschaft ist, der sollte in einer der zahlreichen Craft-Beer-Brauereien vorbeischauen – St. Pete hat angeblich die höchste Brauerei-Dichte entlang der Küste. In der 3 Daughters Brewery wird die Brauhalle zum allgemeinen Treffpunkt. Am Wochenende spielen hier Bands, die Tischplatten sind Spielbretter und ein Spielpartner ist schnell gefunden – langweilig wird es auf keinen Fall. Dafür sorgt auch die riesige Bierauswahl, die zum Probieren einlädt. Wie wäre es mit einem süßen „Key Lime Cider“? Oder einem „Awake Coffee Blonde“ mit dezentem Kaffeegeschmack? Wer es lieber klassisch mag, greift zum – was sonst? – „The Pilsner“!
Wer nach der Bierprobe noch durch St. Pete schlendert und unversehens in einen Schneesturm gerät, hat nicht zwangsläufig zu viel getrunken. Den zentralen Platz schmückt nicht nur ein überdimensionierter Tannenbaum, die Schneemaschine wird alle halbe Stunde angeworfen und bläst täuschend echte Schneeflocken – aus Seifenschaum – in den lauen Abendhimmel. Dazu ertönt leise „Jingle Bells“, auch bei 25 Grad kann Weihnachtsstimmung aufkommen.
Auf Entdeckungstour mit dem Kajak
Die ist am nächsten Tag wieder ganz der Urlaubs-Sommerstimmung gewichen, als wir bis zu den Knien im babybadwarmen Wasser stehen, etwas misstrauisch beäugt von einem Reiher, der wohl befürchtet, dass wir seine Fische vertreiben. So ganz unrecht hat er damit nicht, denn bis wir alle in den Kajaks sitzen und einigermaßen geradeaus paddeln, haben wir ganz schön Wellen geschlagen. Nach kurzer Zeit haben wir aber unseren Rhythmus gefunden und die Kajaks gleiten an den Mangroven-Wäldern entlang. Über uns schweben Kormorane auf der Jagd nach frischem Fisch, weiter draußen blitzen immer wieder silberne Flossen auf – auch die Delfine sind wieder auf der Jagd. Was wir nicht sehen, sind Manatis, obwohl ein Mitarbeiter beim Kajak-Verleih Stein und Bein geschworen hat, dass sich ein Manati jeden Tag an einer bestimmten Stelle aufhalten würde. Heute kein Glück gehabt? Morgen ist es ganz bestimmt wieder da, wir sollen einfach noch mal wiederkommen!
So viel zu sehen – von Aquarium bis Zirkus-Museum
Daraus wird leider nichts, denn es gibt noch so viel zu entdecken. Manatis sehen wir aber doch noch, im Mote Marine Aquarium schwimmt so ziemlich alles, was auch im Meer anzutreffen ist – von kleinen Baby-Seepferdchen bis zu den großen Meeresschildkröten, die in Florida übrigens nicht vom Aussterben bedroht sind und vor allem an der Ostküste auf nahezu jeder Speisekarte zu finden sind. Alle Museen lassen sich auf einer Tour entlang der Westküste nicht besichtigen, was aber jeder Besucher auf dem Plan haben sollte, sind das Dalí-Museum, das allein schon durch seine Architektur besticht, und das Ringling-Museum. Auch wenn sowohl die Sammlung alter Meister, das Wohnhaus voller Antiquitäten und der weitläufige, wunderschön angelegte Park allein schon einen Besuch rechtfertigen, so ist doch das Zirkus-Museum der absolute Höhepunkt. Die Geschichte des Ringling-Zirkus, der 2017 nach 146 Jahren den Betrieb aufgab, wird hier liebevoll dargestellt. An den detailgetreuen Miniaturnachbauten der Zirkuszüge – die jeweils rund 60 Wagen umfassten – drücken sich nicht nur Kinder die Nase platt, so viel gibt es zu entdecken! Elefanten, Löwen, Pferde, dazwischen Seiltänzerinnen, Clowns und Trapezkünstler. Die magische Zirkuswelt wird hier noch einmal lebendig.
Traumstrände, Delfine und grüne Blitze
Kein Besuch in Sarasota ohne einen Abstecher zum Siesta Key, einem der schönsten Strände Westfloridas. Um den Sonnenuntergang in seiner ganzen Pracht genießen zu können, sind wir mit Fahrrädern unterwegs und schnell an einem Abschnitt des Strandes, den wir nur noch mit hunderten hungrigen Pelikanen teilen. Die sportliche Betätigung macht auch wieder Hunger, wie gut, dass es überall im Ort fangfrischen Fisch und Meeresfrüchte gibt. Die zahlreichen Pelikane haben doch nicht alles weggeschnappt.
Auch wenn alle Strände in Florida Traumstrände sind, die schönsten sind nur per Boot zu erreichen – und unser Skipper Matt Hetrich kennt sie alle. Mit deutlich mehr Tempo als zuvor mit den Kajaks geht es Richtung offenes Meer – ein ganzer Tag auf dem Wasser mit Stopps zum Baden, In-der-Sonne-Liegen oder Muschelnsammeln steht uns bevor. Denn gerade an den einsamen Stränden rund um Fort Myers liegen wahre Schmuckstücke einfach so im Sand.
Von Sonne und Meerluft träge geworden machen wir uns auf den Rückweg. Doch auf einmal ist alle Müdigkeit weg, rechts vom Boot zeigen sich mehrere Flossen, schwarze Augen schauen uns aus einem spitzen Gesicht neugierig an. „Mal sehen, ob sie Lust haben, mit uns zu schwimmen“, sagt Matt und gibt Vollgas. Und die Delfine haben Lust! Immer wieder springen sie aus dem Wasser, mal sind sie vor uns, mal hinter uns – nicht nur wir, auch die Delfine haben offensichtlich ihren Spaß.
Die Tage im Westen Floridas klingen traditionell am Strand aus, die Sonnenuntergänge sind jeden Tag aufs Neue ein unvergessliches Erlebnis. Wer ganz viel Glück hat, sieht sogar einen „green flash“. Bei diesem Naturphänomen leuchtet der Himmel in dem Moment, in dem die Sonne komplett untergeht, für einen ganz kurzen Moment strahlend grün auf. Und wer den grünen Blitz verpasst, der kann sich nach Sonnenuntergang immer noch den gleichnamigen Drink an der Bar holen.
Touristische Informationen – Per Direktflug in die Sonne
Anreise: Der Flughafen von Tampa wird mit einem Zwischenstopp von mehreren Fluglinien von Deutschland aus angeflogen, nach Fort Myers gibt es viermal die Woche Direktflüge von Düsseldorf mit Eurowings.
Einreise: Um visafrei in die USA einzureisen, ist eine vorherige Registrierung (ESTA) beim Department of Homeland Security notwendig. Kosten: 14 Dollar.
Beste Reisezeit: Im Spätherbst, Winter und Frühling ist es sonnig, trocken und angenehm warm. Die Sommer sind heiß und feucht, bis Oktober kann es zu Wirbelstürmen (hurricanes) kommen.
Währung: Ein Euro entspricht ungefähr 1,13 US-Dollar.
Buchung: Flüge, Hotels in allen Preisklassen und Mietwagen können direkt beim ACE-Reisebüro gebucht werden. Auf Hotels gibt es drei, auf Mietwagen fünf Prozent Clubbonus.
Allgemeine Informationen bietet die Homepage von Visit Florida.