Die schönste „roggia“ in Udine, so nennen sich hier Wasserkanäle, dürfte die in der Via Zanon sein, unweit der Innenstadt. Sie bringt etwas Dörfliches in die Stadt. Sechs „rogge“ durchzogen im Mittelalter die Stadt, Bewässerungskanäle, die vom Fluss Torre abgezweigt wurden.
Udine – Junge Stadt mit langer Historie
Heute folgen Radrouten den „rogge“, die teilweise überbaut sind, auch mal sichtbar, wie beim Palazzo Giacomelli, in dem das ethnografische Museum untergebracht ist. Ein Platz an der „roggia“ bringt Flair, die Plätze in der Trattoria „Ai Frati“ sind begehrt, vor allem bei den Studierenden, rund 15.000 sind es bei insgesamt knapp 100.000 Einwohnern. Udine ist eine junge Stadt mit großer Geschichte bis in die römische Zeit.
Einst Fußballstadtion, heute grüne Oase
Eine „Pista Ciclabile“ führt nordwärts nach Reana del Rojale. Am Rückweg streift sie Tavagnacco, ein hübsches Dorf, das mit der Trattoria "Al Grop" ein Spitzenlokal besitzt, das auch mal die Fußballer des Vereins Udinese Calcio aufsuchen.
Denn Udine ist auch eine Stadt großer Fußball-Begeisterung. Das 1920 erbaute Stadio Moretti wurde 1976 abgerissen, heute ist der Platz Stadtpark, wo sich Jogger tummeln, Mamas ihre Kinderwagen schieben, Kids ihr Skateboard quälen und Studenten für die Prüfungen lernen.
Großes Potenzial als E-Bike-Destination
Die Beschilderung des Radwegs ist immer mal wieder verwirrend, ab und zu bricht der Radweg einfach ab, da ist noch Luft nach oben, aber das Friaul entdeckt gerade erst sein Potenzial als E-Bike-Destination. Ein Potenzial, das gewaltig ist und vor allem im Osten von Udine liegt. Es geht entlang großer Felder, durch behäbige, stille Dörfer, bis mit Cividale del Friuli ein Höhepunkt erreicht ist. Man muss diese schmucke Stadt natürlich über die Teufelsbrücke betreten!
Tierischer Deal mit dem Teufel
Der Legende nach war der Teufel bereit, die Brücke über den reißenden Fluss zu bauen, aber nur wenn er als Lohn die Seele des Ersten bekäme, der über die Brücke geht. Die findigen Bürger scheuchten einen Hund über die Brücke. Einen „cjan“, furlanisch oder friulanisch für Hund.
Noch etwa 600.000 Menschen können die Sprache, die dem Ladinischen und dem Rätoromanischen ähnlich ist, sprechen. Sprachen, die alle ursprünglich zur selben Familie gehört zu haben scheinen und sich in Varietäten auseinanderentwickelt haben.
Grenzenloser Genuss in Slowenien
Die Region wird zunehmend hügeliger, doch dank elektrischer Unterstützung strampelt es sich weiter ganz entspannt. Sollte hier eine ganz andere Sprache zu hören sein, ist das schlicht Slowenisch. Ganz unbemerkt gelangen Radler von den italienischen Colli in die „Brda“ – hüben und drüben eine Landschaft, an der sich das Auge kaum sattsehen kann. Weinberge, Weingüter obenauf und eine Gastronomie zum Niederknien gut.
Die Osteria Solder ist so ein Beispiel, irgendwo im Nirgendwo der wogenden Hügel. Sie wogen hinüber bis Gorizia (Görz) und Nova Gorica. Beide sind 2025 ein italienisch-slowenisches Freundschaftsunternehmen, werden gemeinsam Europäische
Kulturhauptstadt und werben damit auch für Europa.
Entspannen im historischen Weingut
Und weil das Hügelauf-Hügelab irgendwann im Sonnenuntergang enden muss, kann es nur einen Hof geben: Borgo Gradis`ciutta. Im Ursprung stammen die Gebäude etwa aus dem Jahr 1500, heute ein Weingut mit Hotel, wo Besitzer Robert Princic die Zimmer so gestaltet hat, dass sie mit Vintage-Elementen und heimischen Materialien spielen. Der beste Wein? Das ist Geschmackssache. Das Gut ist allemal ein Ort, um nach entspannter Radtour durchzuatmen und zu bleiben.
Reise-Info Friaul
Weitere Informationen bietet die Internetseite des Tourismusbüros Friaul-Julisch Venezien/Friuli Venezia Giulia.
Schlafen: Das Hotel Suite Inn in Udine präsentiert sich als fahrradfreundliche Unterkunft mit netten Zimmern. und ist fahrradfreundlich.
Schlemmen: Das "Al Grop" in Tavagnacco ist ein Kultrestaurant.
Mitten in der Altstadst von Udine liegt die Osteria Al Cappello. Die Trattoria ai Frati besticht durch ihre Lage an einer typischen "roggia" in Udine. Agriturismo vom Feinsten genießt man in der Osteria Solder nahe der slowenischen Grenze. Ein angemessener Schlusspunkt der Radtour: das Weingut Gradis'ciutta bietet Ambiente, Ruhe und natürlich Wein.
ACE-Tipp: Das ACE-Reisebüro hat verschiedene Radreisen im Angebot, natürlich auch in Italien. Fahrräder bzw. E-Bikes können geliehen werden. Die Touren sind entweder als Sternradtour oder als Streckentour konzipiert.