23.02.2017

Fünen in Dänemark - die Garteninsel

Fünen ist die schöne Unbekannte der dänischen Inseln. Dabei bietet das Eiland märchenhafte Schlösser, weitläufige Parks und blühende Gärten.

Der Gärtner hatte es dem alten Grafen versprochen. Innerhalb von 20 Jahren wollte der Sohn des dänischen Königshofgärtners das Anwesen von Schloss Egeskov auf der Insel Fünen in den schönsten Garten Dänemarks verwandeln. Graf Claus Ahlefeldt-Laurvig-Bille hatte den Stammsitz Egeskov Slot in Kvaerdrup, etwa 20 Kilometer von Sevendborg entfernt, 1961 übernommen. „In einer Zeit, in der die Industrialisierung der Landwirtschaft viele Leute arbeitslos zu machen drohte“, erzählt Hendrik Neelmeyer, Geschäftsführer des heutigen Schlossherrn Michael Ahlefeldt-Laurvig-Bille, der das soziale Experiment seines Vaters, den Garten zwecks Arbeitsbeschaffung zu öffnen, zu einem umfassenden touristischen Konzept ausgebaut hat. Rund 150 Angestellte sorgen nun in der Saison von April bis Oktober für die Umsetzung der gräflichen Marketingidees die inzwischen jährlich 200 000 Besucher, die meisten davon aus Norwegen und Deutschland, in sein Reich locken.

Es grünt und blüht auf der Insel Fünen

Auf dem 20 Hektar großen Gelände blüht und grünt es auf vielfältige Weise. Die Besucher verlieren sich in uralten Labyrinthen und spielen auf „Omas Spielplatz“ Stelzenlaufen und Seilziehen. Immer wieder eröffnen sich verblüffende Gartenräume. Goldene Kugeln geben dem weiten Wiesengrund des Englischen Gartens – Rasen betreten ausdrücklich erwünscht – fantastische Dimensionen. Märchenhaft muten auch die aus Buchsbaum geschnittenen Eichhörnchen, Pfauen, Pyramiden und Spiralen im Renaissancegarten an, der 1962 vom berühmten französischen Gartenarchitekten Ferdinand Duprat angelegt wurde. Regungslos sonnen sich Pfauenpärchen auf den Bänken im Fuchsien-Garten, der mit seinen weit über 1000 Sorten von einer hohen Hecke umschlossen ist. Dahinter ragen die Türme des 450 Jahre alten Schlosses auf, das auf einen Wald von Eichenpfählen im Schlossteich steht. Egeskov gilt als eines der schönsten Renaissanceschlösser Europas und wird, wie die meisten der alten Herrenhäuser Fünens, noch privat genutzt.

Schloss Egeskov birgt ein Museum für historische Fahrzeuge

Der größte Teil des hohen Hauses aber ist heute Museum. Da liegt im Dachgestühl des Treppenturms eine kleine Holzfigur, die, der Legende nach, niemals diesen Platz verlassen darf, wenn Schloss Egeskov bestehen bleiben soll. Wohl eher aber ist es das moderne Vermarktungskonzept, das Dänemarks ältestes bewohntes Wasserschloss nicht untergehen lässt. So schmücken in der weiten Parkanlage nicht nur Zinnen die Dächer der Gebäude, sondern auch Motorräder. Männersache. „Blumengärten sind schön, aber etwas für Mädchen“, soll der alte Graf gesagt haben, bevor man hier mit dem Sammeln von Motorrädern, Mopeds, Fahrrädern und Autos begann. Die ehemalige Scheune birgt Oldtimer-Schätze wie den Jaguar XK 100, ein BMW 501, Jahrgang 1955, sowie ein Ford T 1916, Sondermodell Rajo-Rennwagen. Das moderne Ausstellungskonzept wurde von Graf Michael entwickelt, der nicht nur selbst gerne mit dem Motorrad fährt, sondern auch malt. Abstrakt, wie man es in der Schloss-Galleri Ahlefeldt sehen kann. Gerne rollt der Graf auch mit seinem Segway-Roller durch die Gartenlandschaft, die 2012 den European Garden Award erhielt. CNN präsentierte den Schlosspark von Egeskov als einen der zwölf schönsten Schlossgärten der Welt.

Die Insel Fünen ist der Obstgarten Dänemarks

Eigentlich bezeichnet sich ganz Fünen, die mit nahezu 3000 Quadratkilometern zweitgrößte Insel Dänemarks, vielmehr ein Inselreich aus etwa 90 Inseln, als Garten Dänemarks. Apfelbäume gehören hier in den Vorgarten wie die rotweißen Danebrog-Wimpel. Jeanette Thorseng hat ein Buch über Äpfel und Pflaumen geschrieben. In ihrem kleinen Hofgarten verkauft sie die Früchte auch in flüssiger Form. Ansonsten macht sie Führungen im nahen Valdemars Slot, in dem bereist die 12. Besitzergeneration lebt – in vielen Räumen allerdings nur zwischen 17 Uhr nachmittags und 10 Uhr morgens, in der übrigen Zeit ist auch das Valdemar Slot ein Museumsschloss.

123 Schlösser gibt es im großen Garten Fünen. Das älteste ist das Nyborg Slot in der gleichnamigen Stadt im Osten der Insel. Dem ersten säkularisierten Backsteingebäude nördlich der Elbe sieht man seine historische Bedeutung als erstes Königsschloss Dänemarks nicht an. In der einstigen Residenz- und Hauptstadt Dänemarks als Festung erbaut, war es bis ins 16. Jahrhundert Sitz der Königsfamilie. In den Räumen mit den gescheuerten Holzfußböden wurde Jahrhundertelang über die Geschicke des Landes entschieden. 1282 wurde hier die erste dänische Verfassung unterzeichnet. Auch Königswahlen fanden im Schloss Nyborg statt. Das etwa 20 Kilometer weiter südlich in einem großen Park einsam gelegene Renaissance-Schloss Broholm, ebenfalls seit langem Familienbesitz, wurde zum Hotel umfunktioniert. Ahnfrau Charlotte, die hier des Nachts umhergehen soll, um nach ihren Kindern zu schauen, erweist sich als stiller, freundlicher Geist. Tiefschlaf bis zum Schnattern der Enten auf dem Wallgraben am Morgen. Auch das 1784 erbaute Schloss Hindsgavl erweist sich als gastlicher Ort mit Seeblick, Hausgeist und Wild, das über die weiten Wiesen streift.

Im Landhaus Falsled Kro wird Räucherlachs serviert

In der Küche legt man Wert auf regionale Produkte, von denen es auf Fünen eine große Auswahl gibt. Als Garten Dänemarks versteht sich Fünen eben auch aufgrund seiner nährstoffreichen Erde. Im kleinen Dorf Millinge streift Küchenchef Per Hallundbaek durch seinen 1000 qm großen Gemüsegarten. Im Räucherofen entfaltet Lachs sein herrliches Aroma. In dem schneeweißen Landhaus Falsled Kro an der Bucht von Helnæs sollen auch schon Altbundeskanzler Helmut Schmidt und der Schauspieler Harald Schmidt zu Gast gewesen sein.

Touristische Informationen

Übernachten: Schloss Broholm, Gudme, Broholmsvej 32,

wo einst schon Hans Christian Andersen übernachtete, sehr individuell gestaltete Zimmer, ohne TV und Telefon. www.broholm.dk

Essen und Trinken: Falsled Kro, Millinge, Assensvej 513, 00 45/62 68 11 11, romantisches Anwesen mit 19 zauberhaften Zimmern, www.falsledkro.dk

Sortebro Kro, Odense, Sejerskovvej 20, hier interpretiert

John Kofod Pedersen aus zum Großteil im Dorf angebauten Zutaten klassische Gerichte der dänischen Küche neu.

www.sortebrokro.dk

Ausprobieren: Bridgewalking in 60 Meter Höhe über die

in den 1930er-Jahren erbaute Eisenbahnbrücke über den

Kleinen Belt nach Middelfart. Mit etwas Glück kann man Schweinswale sehen. www.bridgewalking.de

Info:www.visitfyn.com

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