Ruhe finden, entspannen und entschleunigen – es sind die kleinen Dinge des Lebens, die einen Urlaub auf einer Hallig so erholsam machen: Meeresrauschen, gute Luft, leichter Wind, stimmungsvolle Farbenspiele, die Gezeiten des Meeres, die Freiheit der Vögel. Eine komfortable Unterkunft, leckeres Essen, ein Spaziergang durchs Watt, eine Radtour über das Eiland oder das Beobachten der Vogelwelt – perfekt. Schon während der Überfahrt vom Festland nach Langeneß, der größten der zehn Halligen, kommt mit jeder zurückgelegten Seemeile mehr Gelassenheit in die gestressten Seelen der Urlauber.
Die Geburtsstunde der Halligen
Einst soll es rund 100 Halligen gegeben haben, davon sind heute noch zehn übrig und sieben ständig bewohnt. Darunter auch die älteste – Oland. Sie wurde bei der „großen Mandränke“ zu einer Hallig. Damals rissen die Wellen ein großes Landstück und dabei Teile des Bodens mit sich. Was dem Land genommen wurde, lagerte sich an anderer Stelle im Meer als Sediment wieder ab. Meter für Meter sind daraus die Halligen als kleine Marschinseln gewachsen.
Der kleinste Leuchtturm Deutschlands blinkt auf Oland
Um die Gebäude, Mensch und Tier bei den regelmäßigen Sturmfluten zu schützen, bauen die Bewohner ihre Häuser auf Erdhügel – die Warften. In Oland spielt sich das Leben der 21 Einwohner auf einer Warft ab. Die Hallig hat eine Länge von 2,9 Kilometern, ihre Breite beträgt 500 bis 980 Meter. Insgesamt erstreckt sich Oland über rund zwei Quadratkilometer.
Auf der Olandwarft steht der mit 7,45 Metern Höhe kleinste Leuchtturm in Deutschland. Dort sind auch die Kirche St. Petri mit angrenzendem Friedhof, ein Gasthaus, das Gemeindehaus mit Bücherei und die Schule zu finden.
Ein ganz besonderes Verkehrsmittel
Das kleine Oland wird von den Fährschiffen nur unregelmäßig angefahren. Aber es ist durch einen Lorendamm mit dem Festland bei Dagebüll und Langeneß verbunden. Die Halligbewohner dürfen mit eigenen Loren den Damm nutzen. Was für die Olander und Langeneßer zum Alltag gehört, ist für die Feriengäste ein ganz besonderes Abenteuer. Doch diese Nutzung unterliegt strengen Regeln. So ist eine Personenbeförderung nur für die Halligbewohner und deren Angehörige sowie den Feriengästen auf Oland gestattet. Spontane Mitfahrten sind strikt untersagt. Die Bahn wird, wenn Wind und Wetter die Passage des Postbootes unmöglich machen, auch zur Zustellung der Post auf die Halligen benutzt. Tagesgästen bleibt daher nur die nicht minder spannende Wattwanderung. Eine Ausnahme gibt es: Wenn Gäste von Langeneß den Sonntagsgottesdienst in Oland besuchen wollen, dürfen sie auf die Lore.
Langeneß – die größte Hallig
Von der ältesten zur größten Hallig Langeneß ist es nur ein Katzensprung. Dort warten 18 Warften, 113 Einwohner, zwei Restaurants, drei Cafés, ein Hofladen, zwei Kioske, zwei Hotels – und jede Menge Meeresvögel auf die Besucher. „Leinen los!“ heißt es im Hafen von Schlüttsiel, dem Tor zu den Halligen. Während sich die „MS Seeadler“, begleitet vom Kreischen einer Schar neugieriger Möwen, in der markierten Fahrrinne mit zehn Knoten ihren Weg durch die Nordseewellen zum Halligtörn bahnt, gibt es nicht nur viel zu sehen, sondern auch zu hören. Wir erfahren auf dem Weg zum Hafen von Langeneß, welcher sich auf der Rixwarft befindet, viel über das Halligleben.
Eine Hallig-Tour mit Zeitreise
Gleich neben dem Fähranleger können die Tagesgäste zur Inselerkundung ein Fahrrad anmieten. Weniger sportliche Naturen erfahren die Hallig mit dem „NordseEmobil“ (E-Auto) oder erkunden diese bei einer Rundfahrt im legendären „HalligExpress“. Bei dieser Tour stehen auch der Besuch der Halligkirche und das Kapitän-Tadsen-Museum auf dem Programm. Das Kapitänshaus aus dem Jahre 1741 mit halligtypischem Schweifgiebel und den über 1600 holländischen Wandfliesen wurde aufwendig restauriert und gibt jetzt einen Einblick in das Leben auf einer Hallig von damals.
Langeneß ist auch bei vierbeinigen "Urlaubern" beliebt
Wer nicht nur einen Tag auf dem kleinen Landstreifen mitten im Meer verbringen möchte, der findet auf einer der 18 kleinen Warften, die sich wie Perlen an der Schnur über das zehn Kilometer lange Atoll erstrecken, insgesamt 232 Gästebetten.
Nicht nur Besucher wissen die Ruhe und das entspannte Leben auf der Hallig zu schätzen. Auch Schafe, die auf den saftig grünen Salzwiesen weiden, verbringen ihren „Sommerurlaub“ hier. Möwen leisten den wolligen Vierbeinern regelmäßig Gesellschaft.
An bis zu vierzig Tagen im Jahr ist "Land unter"
Eine weitere Attraktion für viele ist das Naturphänomen „Land unter“: Denn mehrmals im Jahr wird die Hallig Langeneß überspült. Für die Einwohner nichts Außergewöhnliches – aber eben ein Ausnahmezustand, der sich an bis zu vierzig Tagen im Jahr ereignet. Bei schweren Sturmfluten stand den Einwohnern dann das Wasser auch schon mal buchstäblich bis zum Hals.
Beim Schutz vor Hochwasser packen alle mit an
Heute ist eine Gefahr durch diese Naturereignisse unwahrscheinlich, da entsprechende Schutzmaßnahmen Verheerendes verhindern. „Wenn wieder ‚Land unter‘ ist und das Wasser steigt, dann helfen alle Familienmitglieder mit. Und sollte aus ‚Land unter‘ eine Sturmflut werden, dann stehen Sandsäcke, Schotten, Wasserabweiser bereit und Schafe werden in die Notställe gebracht“, erzählt Malte Karau, der auf der Mayenswarf das Hotel Anker‘s Hörn unterhält. Das findet starke Nachfrage – auch in Zeiten der Corona-Pandemie. Kein Wunder, denn die Nachfrage nach abgeschiedenem Urlaub steigt unaufhaltsam.
Ein ehemaliger Stall als Konzert-Location
Daher betreibt die Familie Karau neben dem Hotel auch das Gasthaus Hilligenley. Es heißt nach der Warft, auf der es steht. Mit ihren sechs Häusern und zwei Ställen ist sie nicht weit vom Fähranleger entfernt. Während einer der Ställe im Winter noch aktiv für die Tierhaltung genutzt wird, wurde der andere umgebaut und dient im Sommer als Lokal für die zahlreichen Konzerte der Reihe „Kultur auf den Halligen“.
Entspannung pur mit Meerblick
Im ehemaligen Bauernhaus stehen insgesamt 15 Zimmer im natürlich-frischen Design mit Holzelementen und den typischen Nordsee-Farben Blau, Weiß und Rot zur Verfügung. Auch wenn alle Zimmer unterschiedlich eingerichtet und jedes seinen eigenen Charme hat, so haben diese doch eines gemeinsam – den Meerblick. Wer träumt nicht davon, ein paar Tage auszuspannen, auszuschlafen und erholt das Frühstück zu genießen, um dann gestärkt in Gummistiefeln durch die Priele zu waten, traumhafte Halligimpressionen zu sammeln oder mit dem Rad die Natur zu erkunden und vielleicht eine Flaschenpost zu verschicken?
Reise-Info – Reif für die Hallig
Anreise: Per Bahn und Bus zu den ICE-Bahnhöfen Hamburg-Altona oder Husum. Von dort fährt der Regionalexpress 6 zum Bahnhof Bredstedt, wo ein Zubringerbus die Gäste zum Fährhafen Schlüttsiel bringt. Mit den Fährschiffen MS Hilligenlei, MS Seeadler oder der MS Rungholt geht es weiter auf die Hallig. Gäste mit Ziel Oland können mit der Lorenbahn auch in Dagebüll abgeholt werden.
Sehenswertes: Einen Besuch wert ist die Kirche auf Oland mit ihrer historischen Innenausstattung, dazu der Friedhof mit alten Grabsteinen und frei stehendem Glockenstapel.
Weitere Ausflugstipps: das Infozentrum der Schutzstation Wattenmeer (Peterswarf) auf der Hallig Langeneß und ein Ausflug zu den "Big Five" (Seehund, Kegelrobbe, Schweinswal, Seeadler und Europäischer Stör) im Wattenmeer. Auch Schiffsausflüge zu den Inseln Amrum und Sylt bieten sich an.
Schlafen und Schlemmen: Ferienwohnungen mit einem besonderem Erlebnisfaktor gibt es im reetgedeckten „Weißen Haus“ im Hallig-Stil auf Oland. Unweit vom Fähranleger in Langeneß liegt das Gasthaus Hilligenley auf der gleichnamigen Warft. Den Gästen stehen insgesamt 14 Zimmer zur Verfügung. Im Restaurant mit großer Sonnenterrasse werden regionale Speisen angeboten. Leckere Köstlichkeiten wie die Friesentorte werden im Cafè De Kookenstuv auf der Ketelswarf in gemütlicher Atmosphäre serviert.
Weitere Informationen: Auskünfte erteilen die Nordsee Tourismus Service GmbH und das Tourismusbüro Langeneß. Einen guten Überblick über die gesamte Region bietet auch der Baedeker Reiseführer „Deutsche Nordseeküste“.
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