Tourismus an der Adria – wem haben wir es zu verdanken? Unseren österreichischen Nachbarn natürlich! Vor 132 Jahren eröffnete die Bahnlinie von Wien nach Rijeka und in weniger als einem halben Tag waren die ersten Herrschaften, Aristokraten und Geldadel, an der "österreichischen Riviera". Denn die Kvarner Region gehörte bis zum ersten Weltkrieg zur österreichisch-ungarischen Donaumonarchie. Und der Glanz dieser K.u.k.-Epoche ist auch heute dort noch zu sehen – ganz besonders in Opatija. Bei Schokolade und Sachertorte im alterwürdigen Caféhaus Wagner lässt es sich trefflich ins Gestern eintauchen. So muss schon Kaiser Franz Joseph mit seiner Sisi seine Tage hier verbracht haben.
Opatija hat sich den alten Charme bewahrt
Die zwölf Kilometer lange Meerpromenade (Lungomare) trägt heute wieder den Namen des Monarchen. Es ist ein traumhaft schöner Uferweg, er führt von Volosko über Opatija, Ika und Iˇcići bis zum Hafen in Lovran. Der Pfad wurde auf Felsklippen angelegt und führt an prunkvollen Villen und Parks voller exotischer Gewächse vorbei. Wer hier nicht flaniert, an den Blüten der farbenfrohen Pflanzenwelt riecht, die entlang des Wegs rankt, unter dem Schatten eines mächtigen Lorbeerbaums auf einer Bank ruht und Fischer in ihren Booten auf der tiefblauen Adria beobachtet, der war nicht in Opatija. Im 19. Jahrhundert hieß diese Perle noch Abbazia und war wegen ihres milden Klimas und der mit Salz und Aerosole angereicherten Luft einer der mondänsten Kurorte Europas. Die Hautevolee aus Budapest und Wien ließ es sich hier im Winterquartier gut gehen. Und selbst Sigmund Freud riet seinen Patienten zu einer "Anwendung an unserer Riviera". Auch heute spiegelt die Belle Époche noch das Bild der Stadt. Zwar ließen sich im Laufe der wechselvollen Geschichte einige Bausünden nicht verhindern, aber die Jugendstilvillen in den palmengesäumten Parks sind heute wieder so gepflegt wie vor über 150 Jahren.
Ein Hauch von Habsburger Noblesse durchströmt auch das Hotel Miramar, das in gediegener Schlossarchitektur über einer Bucht thront. Nach dem Dinner mit feinsten österreichischen Schmankerln lädt Hoteldirektorin Martina Riedl gelegentlich ihre Hausgäste noch zu einem Liederabend mit Wiener Klassik. Kein Wunder, viele Gäste kommen von dort und fühlen sich an der Adria fast wie zu Hause.
Wandern in Natur und Stille – das ist Cres
Auch uns fällt das Abschiednehmen von der Wellnessoase schwer. Noch gesättigt von Eindrücken prächtiger und üppiger Vegetation, die uns auch noch auf der Fahrt entlang der Küstenstraße der Opatija Riviera nach Brestova begleitet, kommt kurz darauf die kalte Dusche. Nach der zwanzigminütigen Fährfahrt empfängt uns die Insel Cres am Anleger Porozina mit Regen, kühl und karg. "Lass uns gleich wieder zurückfahren", kommentiert die wackerste aller Ehefrauen ihren Naturschock. Aber kneifen gilt nicht. Die vier größten Inseln in der Kvarner Bucht sind unser erklärtes Reiseziel. Alle lassen sich bequem mit dem Auto erreichen, dank hervorragender Fährverbindungen.
Cres ist Liebe auf den zweiten Blick, die Landschaft dort zeigt viele unterschiedliche Gesichter: Vom Norden kommend erst steinig und bergig, doch bald winken uns Ginsterbüsche im Windspiel vom Fahrbahnrand entgegen, Lavendelfelder setzen einen lila-blauen Pinselstrich, Kräuterwiesen würzen die Luft mit Salbei und Thymian-Aromen. Cres steht für Natur und Stille, ein ideales Eiland zum Erwandern. Das Reservat Kruna im Norden und die Region um den Vrana See in der Mitte der Insel sind dafür ideale Terrains. Mit etwas Glück begegnen einsame Marschierer den prominentesten Bewohnern der Insel: Rund 70 Gänsekopfgeierpaare leben hier in geschützten Kolonien.
Alleine der Blick von oben auf den Hauptort der Insel, der ebenfalls Cres heißt, lässt den ersten Eindruck vergessen. Wie im Bilderbuch schmiegt sich das Städtchen um eine Bucht. Selbst wer die Insel nur quert, um nach Lošinj zu gelangen, sollte auf jeden Fall hier einen Stopp einlegen und am mittelalterlichen Hafen entlangschlendern. In Osor, einem kleinen Dorf, das sich noch heute auf seine große strategische Bedeutung in der Antike beruft, führt eine Drehbrücke auf die Nachbarinsel Lošinj.
Delphin-Watching auf der Sonneninsel Lošinj
Was für ein Kontrast! An der Hafenpromenade in Mali Lošinj pulsiert das Leben. Straßencafés, Restaurants und Bars reihen sich aneinander, Ausflugsboote laden zu Delphin-Watching. Denn etwas ganz Besonderes bietet die Unterwasserwelt zwischen der Ostküste Lošinjs und der Nachbarinsel Cres. Mehr als hundert Delphine fühlen sich in den sauberen Gewässern pudelwohl. Im Städtchen Veli Lošinj, mit seinen verwinkelten Gässchen, befindet sich das Delphin-Forschungsinstitut Blaue Welt, das in einer Ausstellung über das Leben dieser Tiere informiert (www.blueworld.org). Und am Abend verwandelt sich im malerischen Veli Lošinj die Hafenpromenade in ein einziges Freiluftlokal, denn alle Restaurants stellen ihre Tische draußen auf.
Krk ist die Insel des Dufts
Lošinj ist die Sonneninsel mit einer üppigen Pflanzenwelt. Agaven, Oleander, Pinien und Zitronenbäume gedeihen in diesem gesunden Mikroklima. Auch hier hat die Kurtradition eine lange Geschichte. Während Lošinj getrost als die Insel des Lichts bezeichnet werden darf, sanft und golden zaubert die Sonne am Nachmittag eine beeindruckende Stimmung, ist Krk – noch intensiver als Cres – die Insel des Dufts. Lavendel, Lorbeer, Rosmarin, Salbei, die Luft ist mit allen Kräutern parfürmiert, die hier wachsen. Auf Krk hat Weinanbau eine lange Tradition, um den Ort Vrbnik gedeiht die Rebsorte Žlahtina, die einen leichten, säurebetonten Weißwein hervorbringt, der ideale Begleiter zu den köstlichen Fischgerichten, die auf allen Inseln auf den Tisch kommen.
Das altertümliche Rab ist ideal für einen Familienurlaub
Ein genussreiches Sonnenbad verspricht die 80-minütige Fährfahrt von Valbiska auf Krk nach Lopar auf der Insel Rab. Und nach weiteren sechzig Minuten bummeln wir bereits durch das rund 3000 Jahre alte Rab. Vier markante Kirchtürme sind das Wahrzeichen der Stadt, die allein schon wegen ihrer fantastischen Lage auf einer spitz zulaufenden Landzunge zu den schönsten an der gesamten Adriaküste gehört. Drei parallel verlaufende Hauptstraßen innerhalb der intakten Stadtmauer verleihen dem Ort noch heute eine mittelalterlich geprägte Atmosphäre. Schwindelfreie Landschaftsgenießer sollten unbedingt den sechstöckigen Kampanile der Katedrala Sveta Marija Velika erklimmen, aus 26 Metern Höhe bietet sich der schönste Blick auf die Altstadt und die Adria.
Rab ist die perfekte Insel für einen Familienurlaub. Schon alleine wegen seiner flachen Sandstrände. Etwa der San-Marino-Strand in Lopar, auch Paradiesstrand genannt. Aber kleine Paradiese sind auf allen der vier Inseln zu finden, für Wanderer, Wassersportler und Sonnenanbeter.
Touristische Informationen
Anreise: Mit dem Auto von München über Salzburg, Villach und den Karawankentunnel (gebührenpflichtig) nach Rijeka oder Opatija. Germanwings bietet Direktflüge nach Rijeka von mehreren deutschen Flughäfen.
Übernachten: K.u.k-Flair im Hotel Miramar in Opatija, www.hotel-miramar.info; familienfreundlich geht es im Family Hotel Vespara auf Lošinj zu; ein top gepflegtes Ferienhotel direkt am Meer ist das Valamar Koralj Romantik Hotel auf Krk, www.valamar.com; nah an der Altstadt liegt das Grand Hotel Imperial auf Rab, www.imperialrab.com/deu
Autofähren: Von Rijeka (80 min) und von Brestova (20 min) nach Cres, von Cres nach Krk (25 min) und von Krk nach Rab (80 min). Von Stinica im Festland ist Misnjak im Süden von Rab (15 min) zu erreichen. Preise und Fährzeiten sind abhängig von der Saison. www.jadrolinija.hr/de
Infos zu Kroatien und zur Kvarner Bucht: Kroatische Zentrale für Tourismus, Tel. 069 238 53 55 10, www.kroatien.hr, Tourismusverband Kvarner.