01.05.2016

Lütticher Ardennen – Grünes Herz Belgiens

Die Lütticher Ardennen sind das grüne Herz Belgiens. Im Naturschutzgebiet Hohes Venn blühen Siebenstern und Sonnentau. Belgisches Bier fließt in Bellevaux.

Sieben Minuten Adrenalin pur: Der Renault Mégane 265 RS steuert mit gefühlter Lichtgeschwindigkeit auf die Raidillon de l‘Eau Rouge zu, eine der berühmtesten Kurvenkombinationen des Rennsports. Erst ein scharfer Linksknick, dann geht es im weiten Rechtsbogen mit einer Steigung von fast 18 Prozent bergauf. Fahrer José Close spielt mit den Pedalen, runter vom Gas, bremsen und im richtigen Moment beschleunigen – das professionelle Spiel mit Geschwindigkeit und Masse bringt den Wagen sicher über den sieben Kilometer langen Circuit in den belgischen Ardennen. José lächelt, mir zittern die Knie, obwohl ich erfahren habe, dass der 67-Jährige noch nie einen  Unfall hatte.

Nervenkitzel auf der Circuit de Spa-Francorchamps

 

Dann fordert er mich auch noch auf, die liebliche Ardennen-Landschaft zu genießen. Der Mann hat Nerven. Nervöse Mitfahrer, die an seiner Seite auf der sogenannten Streckentaufe ihren Adrenalinrausch erleben dürfen, sieben Minuten für 119 Euro, ist er auch gewöhnt. Auf dem Circuit de Spa-Francorchamps ist das ganze Jahr über etwas los. "Dieser Ardennenkurs zählt zu den Rennstrecken der Königsklasse", sagt Gaetan Plein, der Besuchergruppen über das Gelände führt, bis hoch in die neue Brasserie mit grandiosem Panoramablick über die bereits in den 1920er-Jahren eingeweihte und 1979 erneuerte Piste.

Auf den Spuren des ältesten belgischen Klosters in Stavelot

 

Mit der Kulisse wechselt Gaetan Plein wenig später auch sein Outfit. Was für ein Kontrast: In Stavelot, einem der ältesten Orte Belgiens, etwa acht Kilometer vom Lärm der Rennwagen entfernt, trägt der Fremdenführer eine Mönchskutte. Wir tauchen tief in die Stille und Geschichte einer der ältesten Klostergründungen Belgiens ein – um im romanischen Kellergewölbe der Abtei erneut auf Rennwagen zu treffen. In der Sammlung von etwa 30 außergewöhnlichen Leihgaben glänzt neben einem alten Ford Mustang GT3, mit dem einst Pilot José Close über die Pisten düste, der Porsche 917 K. Über 40 Jahre lang hielt der Rennsportwagen aus Stuttgart-Zuffenhausen den 1971 aufgestellten Rekord der in 24 Stunden zurückgelegten Geschwindigkeit: 5335 Kilometer mit einem Durchschnittstempo von 222 km/h.

Wandern durch Moor und Natur des Hohen Venn

 

Die ostbelgischen Ardennen bieten neben Erlebnissen in Höchstgeschwindigkeit aber auch maximale Entschleunigung. Von Liège (Lüttich) aus, dem wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum der Wallonie, geht es mit E-Bike über stillgelegte Bahnstrecken und alte Treidelpfade durch die Landschaft. Städtische Variante dieser "langsamen Wege" sind die Straßentreppen Lüttichs, die auf die Hügel und Hänge über der Altstadt führen.


Nichts aber beruhigt die Nerven mehr als eine Wanderung durch die Moor- und Heidelandschaft des Naturschutzgebietes Hohes Venn, das südöstlich von Lüttich liegt. Ausgangspunkt ist das Naturparkzentrum unterhalb der  Botrange, der mit exakt gemessenen 694,24 Metern höchsten  Erhebung  Belgiens. Ganz still ist es hier. Nur manchmal weht der Westwind Motorgeräusche von Francorchamps herüber. Die insgesamt 4500 Hektar umfassende offene Landschaft, in der seit Jahrhunderten Torf abgebaut wurde, ist Belgiens größtes Naturschutzgebiet und Teil des grenzüberschreitenden Naturparks Hohes Venn-Eifel.


2007 wurde hier im Rahmen eines EU-Life-Projektes der einst von den Preußen eingeführten Fichte und dem wuchernden Pfeifengras der Kampf angesagt. Auf den renaturierten Flächen blühen nun wieder Sonnentau und Siebenstern. Birkhuhn und Wildkatze finden Zuflucht und auf trockneren Plätzen wachsen wieder Ebereschen, Zitterpappeln, Eichen und Buchen. Streckenweise führen Holzstege über die feuchten Flächen. "Herrlich ist es hier im Mai, wenn das Wollgras schäumt. Im Oktober leuchtet  die Landschaft goldgelb unter makellos blauem Himmel", schwärmt Karl-Heinz Ponzen. Der gebürtige Deutsche führt seit 40 Jahren Wanderer durch die raue und regenreiche Hochmoorlandschaft. Er kennt die schönsten Wege und schaurige Moorgeschichten.

Ein besonderer Genuß: Belgisches Bier

 

Nach fünf Stunden Bewegung treibt Bierdurst die Wanderer nach Bellevaux, südlich des Hohen Venns. Seit zehn Jahren erfüllt sich in dem kleinen Ardennendorf  der ehemalige Apotheker William Schuwer den Traum von einer eigenen Brauerei. "Belgisches Bier ist etwas ganz Besonderes", erklärt der gebürtige Niederländer. "Da wir nicht das Reinheitsgebot beachten müssen, können wir auch Gewürze und Kräuter beimischen und immer wieder andere Geschmacksnoten entwickeln. So gehören in unser Weizenbier auch Orangenschalen,  Koriander und Holunder."


Fünf Biersorten hat er inzwischen entwickelt. Angst, in der Vielzahl belgischer Brauereien unterzugehen, hat er nicht, denn belgische Spezialbiere werden bis in die USA exportiert. Wer nach der Bierprobe noch Lust zum Wandern hat, gelangt über den nach der Biersorte Brune benannten Wanderweg zur Quelle, aus der das Wasser für die Brauerei sprudelt.

Touristische Informationen

 

Sehenswertes: Circuit Spa-Francorchamps, Führungen bis November.
Abtei von Stavelot, Ausstellungen zur Geschichte des Fürstentums von Stavelot-Malmedy, zu Guillaume Apollinaire und zur Rennstrecke, www.abbayedestavelot.be,
Naturparkzentrum Botrange, tägl. 10-18 Uhr.


Essen und Schlafen: Restaurant Amon Naness, Rue du Stalon 1, Lüttich, www.maisondupeket.be,
Brasserie de Bellevaux, Bellevaux 5, Malmedy, belgische Bieroase, www.brasseriedebellevaux.be
Hotes des Bains, mit Thermalbad, DZ/F ab 130 Euro, kleines Hotel mit guter Küche und netten Gastgebern.


Info: Tourismusverband der Provinz Lüttich, www.liegetourisme.be
Belgien Tourismus in Köln, www.belgien-tourismus.de

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