Diese Schlittenfahrt hat es in sich. Ohne Schnee. Dafür aber auf spiegelglattem Asphalt. Rund fünf Kilometer schlängelt sich das enge Gässchen ins Tal. Steil, richtig steil, wirkt die Piste vom Startpunkt unterhalb der Kirche „Nossa Senhora do Monte“. Von hier aus nehmen die Korbschlittenfahrer Anlauf und der Toboggan gewinnt an Tempo. Mit bis zu 50 km/h schleifen die skurrilen Fahrzeuge, die wie ein überdimensionierter Wäschekorb auf Kufen aussehen, die Serpentinen entlang. Zwei Carreiros, typisch mit weißen Hosen und Strohhüten bekleidet, halten die Fliehkräfte des Gefährts im Zaum. Sie lenken mithilfe von Seilen und bremsen mit ihren Schuhsohlen.
Mit Aktivsport-Angeboten lockt die Insel jüngere Gäste an
Korbschlittenfahren setzt Adrenalin frei. Und zwar bei denen, die am wenigsten zur Fahrt beitragen und mehr oder weniger verkrampft auf der Sitzbank kauern. Abenteuer pur – und genau das ist das Konzept, mit dem die Touristiker auf der Insel Madeira neue Besucher ansprechen. „Nichts gegen die Insel des ewigen Frühlings, aber dieses Etikett lockt Bestager an“, sagt ein Vertreter der lokalen Tourismusbehörde. „Wir müssen gezielt junge Gäste ansprechen!“ Biking, Canyoning, Tauchen, Trekking, und, und, und – mit Funsportangeboten setzt das Eiland auf eine Frischzellenkur. Die Korbschlittenfahrt könnte zum neuen Stil passen, die Carreiros haben jedoch eine lange Tradition. Schon der alte Haudegen Ernest Hemingway zählte die Schlittenfahrt zu den aufregendsten Erlebnissen seines Lebens.
Das kleine Archipel verzaubert mit großartiger Landschaft
Aufregend ist Madeira alleine schon durch die Vielfalt seiner Landschaft. Weitläufige Strände auf der Nachbarinsel Porto Santo, Naturschwimmbäder im Lavastein an der Küste und mächtige Vulkanberge, höchste Erhebung ist der Pico Ruivo (1862 m), bis hin zum Hochmoor von Paul da Serra im Hinterland. Sonnenanbeter, die vor dem kalten Winter in Mitteleuropa eine Zuflucht suchen, sitzen nach knapp vier Flugstunden bereits in warmen Gefilden.
Selbst im Dezember sind die Temperaturen mild
Denn der Golfstrom beschert dem Archipel selbst im Dezember angenehm milde Temperaturen und reichlich Sonnenstunden. Vor allem an der Südküste klettert das Thermometer bis auf 20 Grad Celsius und bringt in dieser Jahreszeit sogar die Pflanzenwelt teilweise zum Blühen. Gut 800 subtropische Pflanzenarten gedeihen auf dem Eiland. Mag das Attribut Blumeninsel oder schwimmender Garten im Atlantik inzwischen etwas abgegriffen sein, zwischen dem Blau des Meeres und den verschiedensten Grüntönen der Vegetation sticht die exotische Farbenpracht der Blumen und Kräuter besonders heraus. Nicht nur Botaniker haben ihre helle Freude daran. Auch Radler und Wanderer tauchen während ihrer Touren in ein Aromabad, ein Hauch von Thymian, Lorbeer oder Eukalyptus liegt immer in der Luft.
Für ihre Terassenfelder ist die Insel berühmt
Terrassenfelder, die sogenannten Poios, sind eine weitere Besonderheit in Madeiras Landschaftsbild. In Knochenarbeit rangen ganze Siedlergenerationen den Bergen das Stück Land ab. Und schweißtreibend war es zudem für die Bauern, ihre Ernten in Körben auf dem Rücken ins Tal zu transportieren. Viele dieser wagemutig angelegten Gärten, die insbesondere an der klimatisch begünstigten Küste im Südwesten liegen, waren jahrelang nicht mehr bewirtschaftet. Weil die Pflege der Terrassen wichtig ist, um die Bodenerosion aufzuhalten, haben staatliche Subventionen erreicht, dass inzwischen auch jüngere Landwirte die schwer zugänglichen Parzellen wieder bepflanzen.
Der Markt in der Hauptstadt Funchal ist ein Fest der Sinne
Vieles, was die fruchtbaren Böden des Eilands hervorbringen, darunter so Exotisches wie Bananen, Cherimoya, Guaven, Papayas oder Passionsfrüchte, landet auf den Markttischen des Mercado dos Lavradores im Zentrum der Hauptstadt Funchal. Auf zwei Etagen ist vor allem an Samstagen die Auswahl groß und ein Fest der Sinne – sehen, riechen und vor allem schmecken! Nahezu jeder Händler bietet Kostproben an. Gesalzen sind allerdings auch die Preise. Obwohl viele Insulaner sich hier eindecken, haben die Marktleute Passagiere der Kreuzfahrtschiffe im Blick, die vom Hafen schnurstracks in die Halle pilgern. Das Hauptportal ist zugleich Sehenswürdigkeit, denn die dort gefliesten Azulejos fehlen in keinem Reiseführer als Illustration.
Der schwarze Degenfisch kommt nur vor Madeiras Küsten vor
Blumenverkäuferinnen in ihren bunten Trachten versuchen vor dem Portal, ihre florale Inselberühmtheit – Strelitzien – an die Frau zu bringen. Ruhiger geht es im hinteren Gebäudeteil zu, der den Fischmarkt beherbergt. Dort liegt der schlangenartige schwarze Degenfisch auf den Eistheken. Der Tiefseefisch, der in Europa nur um Madeira vorkommt, wird mit Fangleinen aus einer Meerestiefe von über 1000 Metern gezogen. Das zarte Fleisch ist fast fettfrei; jedes Restaurant auf der Insel offeriert eine besondere Rezeptvariante des Espadas, oft in Kombination mit gebratenen Madeira-Bananen.
Madeira-Wein und Poncha sind die Nationalgetränke
Abgesehen von dieser Spezialität ist die Küche bodenständig, mit vielen Eintöpfen und auch der Bacalao, ein gesalzener und in der Luft getrockneter Fisch, fehlt auf keinem Speiseplan. Weltruhm erlangte hingegen der likörartige Madeira-Wein, obwohl bei den Insulanern der Poncha als Nationalgetränk sehr beliebt ist. Grundlage ist ein Zuckerrohrbrand, der mit frischem Zitronen- oder Orangensaft und Honig gemischt ist.
Häuschen, wie aus den Asteric-Comics im Städtchen Santana
Wer einen Ausflug zu den Casas de Colmo im Städtchen Santana unternimmt, kommt an dem Hochprozentigen kaum vorbei. Sobald Besucher in die farbenfrohen, spitzgiebeligen und strohgedeckten Hütten eintreten, bekommen sie ein Gläschen in die Hand gedrückt. Wo vor wenigen Jahrzehnten ganze Familien in den engen und spartanisch eingerichteten Unterkünften ihr Leben einrichteten, bestaunt der Besucher heute Kunsthandwerk oder probiert eben den Poncha. Mit der kommerziellen Nutzung sind die Häuschen, die uns aus Asterix-Heften bekannt vorkommen, immerhin vor dem Verfall gerettet und unter Denkmalschutz gestellt.
Ein Denkmal für Cristiano Ronaldo
Ein Denkmal der ganz besonderen Art bekam der größte Sohn der Insel – der Internationale Flughafen auf Madeira trägt seit wenigen Monaten den Namen Cristiano Ronaldo. Zur Feier am Airport durfte er außerdem eine Büste enthüllen, die den Ballartisten nicht gerade im besten Licht zeigt und für Spott in der gesamten Fußballwelt sorgte. Aber macht nichts, eine zweite Statue – künstlerisch weitaus besser gelungen – steht an der Hafenpromenade von Funchal und ist eine der meistfotografierten Attraktionen auf der Insel. In Sichtweite Ronaldos Hotel, das ganz bescheiden CR7 heißt.
Den Kultstatus des Fußballers erreicht nicht einmal die reisefreudigste Monarchin der vergangenen Epochen. Sisi, Gemahlin des österreichischen Kaisers, ist im Parque de Santa Catarina in Bronze verewigt. Denn natürlich war auch die Sisi in Madeira zu Gast – und weil es so schön war, sogar zweimal.
Touristische Informationen
Anfahrt: Direktflüge sind von vielen deutschen Flughäfen möglich. Flugzeit: zwischen vier und fünf Stunden.
Land: Die Insel liegt im Atlantik, etwa 600 Kilometer vor der afrikanischen Küste, und gehört als autonome Region zum Staatsgebiet Portugals. Währung ist der Euro.
Klima: Die Lufttemperatur beträgt im Winter im Schnitt 17 Grad, Wassertemperaturen bei etwa 18 Grad. Es herrscht subtropisches Klima, je nach Region zwischen vier und sechs Sonnenstunden in den Herbst- und Wintermonaten.
Pauschalreise: Eine Gruppenreise „Madeira – Grüne Trauminsel im Atlantik“, ab/bis Funchal, sieben Nächte im Doppelzimmer inklusive Halbpension, mit deutsch sprechender Reiseleitung und diversen Ausflügen bietet der Reiseveranstalter Dertour an. Detaillierte Informationen erhalten Sie beim beim ACE-Reisebüro, Telefon 0711 530 36 78.
Weitere Informationen: Visit Madeira.