Zwar sind die Neuzulassungen im Jahr 2020 erneut explodiert – doch mitunter stoßen große Campingbusse und erst recht ausgewachsene Reisemobil an ihre Grenzen. Im Alltag zum Beispiel. Und nicht jeder will auf großer Fahrt in den Urlaub einen klotzigen Caravan ankoppeln. Es geht auch anders, die Frage lautet: Darf’s etwas kleiner und kompakter sein?
Mini-Campingbus: Hochdach-Kombi mit Wohnausbau
Alltag und Freizeit verbindet zum Beispiel der neue VW Caddy California, das nächste Mitglied der üppigen California-Familie. Im Heck verbirgt sich ein ausklappbares Bett der Größe 1,98 x 1,07 Meter mit Tellerfedern als komfortabler Basis. Zu zweit wird’s da ziemlich kuschelig. Aber das ist beim klassischen California-Campingbus auch nicht anders.
Im Caddy stecken außerdem serienmäßig herausnehmbare Stautaschen in den hinteren Fensterausschnitten, eine Verdunkelung, Campingstühle und ein Tisch. Auf Wunsch und gegen Aufpreis sogar eine herausziehbare Heckküche. Das optionale Panorama-Dachfenster gibt den Blick auf die Sterne frei. Und die Ausflügler können es danach verdunkeln, damit frühmorgens nicht die Sonnenstrahlen kitzeln. Mit einem Heckzelt lässt sich der knappe Lebensraum vergrößern – und im VW auch ein Regentag überstehen. Den handlichen Caddy California gibt es mit kurzem und langen Radstand, der große hat mehr vom raren Platz fürs Gepäck. Bei knapp 30 000 Euro geht’s los.
Reimo bietet Möbel für alle, die selbst ausbauen
Dort, wo VW beim Ausbau aufhört, fängt Reimo erst richtig an, verwandelt den Caddy in den kompletten Campingbus namens Reimo Caddy-Camp. Drinnen erstreckt sich rechterhand eine Möbelzeile mit Küche einschließlich Kocher, Kühlbox und Wasseranlage. Gegenüber entfaltet sich an Bord sogar eine komplette Sitzgruppe mit Tisch.
Zusammen mit dem optionalen Aufstelldach wächst der Innenraum, auch kommt eine weitere Schlafgelegenheit im Oberstübchen hinzu. Typisch Reimo: Wer selbst Hand anlegen will, kann zwischen gleich drei einfachen Ausbauvarianten des Caddy wählen. Das ist vor allem für Käufer eines gebrauchten Caddy interessant zum nachträglichen Ausbau. Pläne für das frische Caddy-Nachfolgemodell existieren bereits.
Bonsai-Camper auf Basis des Dacia Dokker
Seit Jahrzehnten im Geschäft mit Bonsai-Campern ist Joachim Küster mit seiner Marke C-Tech in Sarstedt bei Hannover. Sein Bestseller ist der Dokkcamp auf Basis des günstigen Dacia Dokker, es dürfen aber auch gerne Hochdach-Kombis anderer Fabrikate sein. Schlanke Schrankzeilen links und rechts, eine klappbare Tischplatte wie bei einem Sekretär, dazwischen eine Sitzgruppe über Eck – seine Mini-Camper wirken drinnen fast größer als draußen. Das alles fährt zum halben Preis des Caddy California vor und ist ebenfalls per Zelt erweiterbar.
Küsters Kollegen von Alpincamper in Lenggries/Bayern legen ihren Dokker-Ausbau anders an: Er basiert auf einer langen ausklappbaren Bank auf der linken Seite des Dokker, gegenüber erstreckt sich eine Schrank- und Küchenzeile. Auch hier sind weitere Basisfahrzeuge willkommen.
Auch Toyota hat einen Mini-Camper im Angebot
Freunde von Mini-Campern werden ebenfalls beim Toyota-Händler fündig. Hier lassen sich Erweiterungen zum Beispiel für den kompakten Toyota Proace City Verso ordern. Da wäre eine geräumige Campingbox quer im Heck plus ausklappbarer Schlafgelegenheit darüber vom Spezialanbieter Ququq. Wer mehr Platz benötigt, ordert ein Dachzelt. Die Ququq-Box gibt’s vom Hersteller auch für andere Hochdachkombis, versteht sich.
Anbauzelte: vom Auto zur mobilen Ferienwohnung
Stichwort Zelt: Genügt ein Anbau des Autos für den Urlaub? Dann können Škoda-Eigner bei ihrem Markenhändler zum Campingzelt greifen. Es wird per Pumpe aufgeblasen und mit einer Schleuse am Auto angedockt. Mit dem optionalen Anbau wächst es auf familientaugliche Maße. Das Škoda-Zelt passt für die Kombis von Octavia und Superb sowie die SUV-Modelle Kodiaq und Karoq. Und bleibt beim Ausflug mit dem Škoda einfach stehen. Eine Alternative unter vielen ist ein Heckzelt der Alleskönner von Reimo für den Hochdachkombi.
Dachzelte: Ein Bett im Oberstübchen
Camper können ihrem Auto aber auch aufs Dach steigen – mit einem Dachzelt. Basis ist eine Dachbox mit einem festen Boden und einem Deckel, der seitlich oder hinten aufgeklappt wird, alternativ senkrecht nach oben. Dort oben entfalten sich beachtliche Liegeflächen für zwei bis vier Personen, erreichbar über eine mitgelieferte Leiter. Außerdem gibt es unterschiedlichste Erweiterungen.
Beim iKamper Skycamp zum Beispiel lässt sich der Boden seitlich herausziehen, er wird vom Zeltdach überwölbt.
Mit praktischen kompakten Umkleidekabinen – zum Beispiel beim Klassiker Autohome/Maggiolina – mit Anbauzelten und Sonnensegeln kann eine ganze Wohnlandschaft entstehen.
Auch Thule mischt mit, für den Hersteller von Dachkoffern liegt der Weg zum Dachzelt nahe. Es gibt Dachzelte von James Boroud und weiteren Fabrikaten. Campingspezialist Reimo ist mit seinem Topcamp ebenfalls bei der Musik. Die Preisspanne für Dachzelte liegt bei etwa 2500 bis 4000 Euro.
Unser Tipp: Beim Kauf an atmungsaktive Stoffe denken, an Innentaschen für Kleinkram, Fenster und Lüftungsöffnungen oder auch eine LED-Beleuchtung.
Beim iCamper Skycamp lässt sich auf Wunsch zusätzlich ein Trägersystem für Rad oder Kanu aufsatteln – spätestens dann gilt es, Dachlast und Fahrdynamik zu beachten.
Vorsicht Dachlast: Hersteller-Angaben beachten
Generell sind die Dachlasten aber kein Handicap. Zwar geben Autohersteller in der Regel nur Gewichte zwischen 50 und maximal 100 Kilo frei. In diesem Bereich liegen bereits gängige Dachzelte mit Unter- und Oberschale einschließlich Trägersystem und Matratze. Und die Besatzung? Entwarnung: Die Grenzwerte der Autohersteller sind als dynamische Dachlast definiert, also mit Winddruck bei Autobahntempo, oder für Kurvenfahrt. Angaben für Maximalwerte im Stand geben Autohersteller nicht heraus. Aber diese mögliche statische Dachlast überschreitet den dynamischen Wert um ein Mehrfaches – am besten beim Dachzeltanbieter informieren, zum Beispiel unter dachlast.ikamper.de.
Unser Tipp: Wer es sich leicht machen will, auch bei der Montage, zieht ein aufblasbares Dachzelt in Erwägung, Beispiel Gentle Tent.
Zeltanhänger: Zeltstadt statt klobigem Caravan
Wer schon einmal mit Familie und einem üppigen Steilwandzelt in den Urlaub gefahren ist, kennt das Problem: Wohin mit dem Gepäck? Die Antwort könnte ein Zeltanhänger sein, zum Beispiel von Holtkamper. Auf der stabilen Basis entfaltet sich je nach Modell eine wahre Zeltlandschaft einschließlich Vorzelt und Sonnensegel. Und nachts hat die wabbelige Luftmatratze ausgedient: Der Anhänger bildet die Basis für ein Doppelbett mit Lattenrost. Unter dem Bett dehnt sich reichlich Stauraum. Und wie wär’s mit der patentierten Holtkamper-Küche auf der Deichsel, einer großen mobilen Kochbox?
Die Alternative heißt unter anderem Campwerk, vielleicht sogar in markiger Offroad-Ausführung. Geschlafen wird im Trailerzelt von Campwerk trotzdem komfortabel, auf Wunsch auf einer Kaltschaum-Matratze mit punktelastischer Federung.
Falls der Zeltanhänger zu rustikal erscheint: Easy Caravanning Take Off heißt ein eleganter neuer Anhänger mit aufstellbarem Dach, Sitzgruppe und herausnehmbarer Küche. Diesen Hingucker gibt es sogar mit Elektroanschluss und LED-Beleuchtung.
Achtung Führerschein: Die großen Brocken der Zeltanhänger erreichen eine Gesamtmasse von 1,5 Tonnen. Die Fahrerlaubnis Klasse B ist auf Gespanne mit 3,5 Tonnen Gesamtmasse begrenzt – darüber ist der einfach zu erlangende B96 nötig. Zeltanhänger kosten etwa so viel wie einfache Caravans mit festem Aufbau, gängige Modelle siedeln sich etwa zwischen 8 000 bis 16 000 Euro an.
Mini-Caravans: die rollenden Doppelbetten
In dieser Region sind auch kultige Caravans zu finden, wenn’s ein kompakter fester Aufbau sein soll. Das Eis gebrochen hat vor langen Jahren der T@b (sprich: Täb) von Knaus-Tabbert. Die kompakte Knutschkugel im nostalgischen Teardrop-Stil ist und bleibt ein Blickfang. Um den T@b herum haben sich putzige zwergenhafte Caravans angesiedelt, etwa von Kulba, Petrichor oder Steeldrop.
Eine spezielle Gemeinde engagierter Händler kümmert sich um diesen Caravan-Nachwuchs, zum Beispiel Wolfgang Heise von Camping-Impuls in Karlsruhe. Er führt unter anderem den dänischen Hero Camper, einen hübschen Mini-Caravan mit Türen auf beiden Seiten, sogar mit Erker zur Vergrößerung des Wohnraums. Im Prinzip ein rollendes Doppelbett mit einem zulässigen Gesamtgewicht von rund einer Tonne. Wer will, packt noch ein passendes Dachzelt drauf. Typisch für die Kleinen: Die Küche des Hero Camper ist im Heck unter dem aufklappbaren Rundrücken angesiedelt und von außen zugänglich.
Heise wird auch den US-amerikanischen Aliner ins Programm nehmen, einen Faltcaravan ganz eigener Art. Wer mit weniger Handgriffen die Oberteile dieses schon üppigen Anhängers entfaltet, blickt auf eine Silhouette mit Spitzgiebel, oder eben in Form eines großen „A“. Je nach Ausführung vergrößern üppige Gauben den Wohnraum des immerhin rund fünf Meter langen Caravans mit vollwertiger Einrichtung. Eine kantige Alternative zum rundlichen T@b. Und ein weiterer faszinierender Kontrapunkt zu herkömmlichen Caravans.
Für wen sind die Mini-Camper geeignet?
Bei aller Begeisterung für putzige Minicamper und Bonsai-Caravans – es sind keine Alleskönner. Sie eignen sich für Paare, und auch die sollten sich mögen, Geduld für einen Regentag mitbringen und sich beim Gepäck einschränken können. Oder beim Hochdachkombi ein Dachzelt draufschnallen oder einen Dachkoffer fürs Gepäck.
Dachträger sind auch die Lösung für Anwender mit raumgreifenden Hobbys. Und Radsportler parken ihre Räder auf einem Kupplungsträger.
Mit einem Heckzelt sieht die Angelegenheit unterwegs schon ganz anders aus. Ideal für Familien sind Zeltanhänger, denn hier fährt auch der Stauraum am Haken hinterher. Auch ein großes Dachzelt plus Vorzelt passt als Abenteuerurlaub für die Kinder – wenn das Gepäck noch im Auto unterkommt.