Wirklich da rein? Der besorgte Blick auf die Temperaturanzeige außen an dieser merkwürdigen Kabine zeigt „nur“ 60 Grad Minus an. „Das geht bis 110 Grad minus“, meint Hoteldirektor Michael Rupp und beruhigt: „Länger als drei Minuten bleibt man nicht drin!“ Im 2011 eröffneten Kurzentrum von Umhausen gibt es eine Kältekammer. Der Chef erläutert, dass Ronaldo so eine Kältekammer habe und viele Topmodels diese Kammern gegen Cellulite nutzten. Na dann! Man setzt sie auch erfolgreich bei Rheuma ein, die Kältereize dringen in die Nervenbahnen und löschen das Schmerzgedächtnis. Das Kurzentrum vereint alle Gimmicks moderner Präventivmedizin, wer hier herkommt, tut das als Burn-out-Prophylaxe, wegen Problemen am Bewegungsapparat und wegen des Radonwassers, das – verwendet man es bewusst therapeutisch – bei einer ganzen Reihe von Haut- und Bewegungsproblemen hilft. Ein Hundertjähriger, der jedes Jahr hier kurt, hat schon fürs nächste Jahr gebucht!
Der Stuibenfall ist der höchste Wasserfall Tirols
Für die Gesundheit hilft noch einer: Der Stuibenfall, mit seinen 159 Metern Fallhöhe der höchste Wasserfall Tirols, vernebelt durch seine Kraft Wasserwolken, die einen positiven Effekt auf die Lungenfunktion haben. Im Winter ist er aber zu einer spektakulären Eisskulptur erstarrt und bei einer Fackelwanderung am schönsten zu erobern. Zu seinen Füßen wartet das Waldcafé Stuböbele mit Brotzeitplatten in einer unanständigen Üppigkeit auf, gefolgt von Kaiserschmarrn aus der gusseisernen Pfanne, der auch nicht gerade leicht zu nennen ist! Es darf am nächsten Tag getrost „Ausgleichssport“ sein und mit Hochoetz hat das Untere Ötztal sein familienfreundliches Skigebiet. Mit diesem Winter hat das Ötztal ein ganz eigenes Upcycling vollbracht: Die alte Giggijochbahn aus Sölden fungiert seit der Saison als neue Ochsengartenbahn. „Alt“ heißt in dem Fall gerade mal aus dem Jahre 1998. Hochoetz profitiert, wobei es schade ist um die alte rote Konservenbüchsenbahn!
Kühtai ist ein Eldorado für Tourengeher
Setzt die Frühlingssonne dem Schnee in Hochoetz doch sehr zu, ist da noch das baumlose Sonnenland: Der Kühtaisattel verbindet Innsbruck mit dem Ötztal. Wo es bei anderen endet, beginnt in Kühtai erst der Skispaß. Auf 2020 Metern liegt das Hoteldorf links und rechts der Passstraße – im Winter tobt hier der Skibär, im Sommer hat das Dorf nur zwölf echte Einwohner. Einer davon ist Graf Stolberg zu Stolberg, Urenkel des letzten österreichischen Kaisers und blaublütiger Hotelier des romantischen Jagdschlosses Kühtai. 1952 revitalisierte er die Jagdresidenz. Kühtai ist ein exzellentes Frühlingskigebiet, denn wo im Hochwinter der Schatten schnell über die Pisten sinkt, gibtʼs dann Sonne satt: auch auf der wunderbaren Dreiseenhütte. Und zudem ist das Kühtai/Sellrain die Tourenregion in Tirol: Einsteiger können die Höhenmeter-Etappe – das ist erlaubt! – mit Liften absolvieren, um dann weiter aufzusteigen.
Man kann auch von Umhausen hoch hinaus – mit den nordischen Latten. Langlaufgebiete haben ja oft den Nachteil, in Tälern zu liegen, Niederthai ist spitze: ein Weiler mit 400 Einwohnern und ein schneesicheres Langlaufzentrum auf 1550 Metern.
Das Biathlonzentrum heißt Einsteiger willkommen
Jedes Hotel, jedes Chalet darf im Biathlonzentrum einen Schneemann bauen. Namentlich beschriftet glotzen diese in den Frühling hinein und tauen erst langsam auf. Und sehen hinüber zu dem, was die Laien beim Biathlonkurs so leisten. Erst einmal Langlauf: „Tutʼs so, als würdet ihr Tretroller fahren.“ Ein Bein schiebt. Rücklage und weg! Langlauftrainer Michi lächelt und lässt ohne Stöcke laufen. Rücklage und weg! Lieber Michi, wozu wurden denn wohl Stöcke erfunden? „Nicht als Krücke!“ Die Schneemänner lachen erst recht an der hochmodernen Laserschießanlage, wo man minütlich Abbitte leistet, wenn man sonst als Couch-Potato-Trainer vor dem Fernseher die Biathleten rügt. Beim Selbstversuch sind 50 Meter unendlich weit weg und diese Scheibe ist irrwitzig klein!
Touristische Informationen
Wintersport: 41 Pistenkilometer in Hochoetz, 80 km am Sonnenpass Kühtai, der Skipass gilt für beide Gebiete, ein kostenloser Shuttlebus verbindet die Skigebiete im Halbstundentakt. Skigebiet Niederthai: elf klassische Loipen (39 km, sieben davon in Niederthai und vier in Umhausen), elf Skatingloipen (31 km, sieben davon in Niederthai und vier in Umhausen), Kurse und Materialverleih: www.schischule-niederthai-umhausen.com
Essen und schlafen: Hotel Bergidylle Falknerhof, an den Loipen, gemütliches familiär geführtes Hotel, Ennebach 76, 6441 Niederthai, www.falknerhof.com, Kurzentrum Umhausen im Ötztal, Lehgasse 50, 6441 Umhausen im Ötztal, Waldcafé Stuböbele, ca 40 Minuten Winterwanderweg zum Café.
Info: Ötztal Tourismus, www.oetztal.com