25.02.2019

Per Reisemobil durch die Franche-Comté - Unbekannte Schöne

Die Franche-Comté fristet auf der touristischen Karte zu Unrecht ein Schattendasein. Eine Gegend, die für Reisemobilfahrer höchst attraktive Routen mit wunderbaren Zielen bereithält.

Viele Frankreich-Reisende ahnen nichts vom Liebreiz der Franche-Comté – dieser großartigen Landschaft, die sich ans Elsass anschließt; sie lassen den Grenzstreifen zur Schweiz auf der Durchreise in den Süden links liegen. Mäandrierende Flüsse wie Doubs und Loue, dunkler Tann sowie der raue Jura unterstreichen die Ursprünglichkeit.

Gut gestärkt zum Gipfel

Beliebt bei Wanderern: der Ballon d’Alsace, einer der höchsten Vogesengipfel (1247 m). Unter der Kuppe lädt die gleichnamige Auberge zur Einkehr ein. Hier serviert man bevorzugt Herzhaftes, wie etwa die „Melkermahlzeit“ – bestehend aus Tourte (Pastete), Salat, Rauchfleisch und Röstkartoffeln sowie einem Riesenstück „Blaubeertarte“ als Dessert. Hinterm Haus führt ein Wurzelweg zu einer Lichtung, wo einem bei guter Sicht die Alpen zum Greifen nah erscheinen.

Belfort: „Löwenstarke“ Stadt am Fuße der Zitadelle

Unser nächstes Ziel mit dem Wohnmobil ist Belfort. Die Stadt liegt in der Burgundischen Pforte, die früher den einzigen Übergang zwischen Rhein und Rhône darstellte. An jene düstere Kapitel, wo Feindattacken den Alltag der Bewohner prägten, erinnert die Zitadelle im Zentrum, errichtet vom Festungsbauer Vauban. Am Fuß rekelt sich – auf die Pranken gestützt – der „Löwe von Belfort“. Die imposante Skulptur (22 x 11 Meter) schuf der Colmarer Bildhauer Bartholdi, bekannt als Schöpfer der Freiheitsstatue in New York. Das Tier symbolisiert den löwenhaften Widerstand.

Ein Bummel durch die Altstadt von Bensançon

Die Angreifer hatten immer wieder auch Besançon im Visier. Davon kündet die ebenfalls von Vauban geplante Zitadelle, die gut 100 Meter über dem Doubs wacht. Die Altstadt zeigt ein geschlossenes Bild aus herrschaftlichen Häusern. Dazwischen trifft man auf Handwerkerläden, oft von alteingesessenen Uhrmachern und Geigenbauern betrieben.

Eine königliche Saline als Vision einer idealen Stadt

Ein schönes Kulturerbe hinterließ Claude-Nicolas Ledoux (1736–1806) ein Stück südwestlich. Der Architekt und Menschenfreund schuf mit der Saline Royal, der königlichen Saline, ein damals zukunftsweisendes Ensemble. Die alte Salzmanufaktur in Arc-et-Senans ist das eindrucksvolle Ergebnis von Ledoux´ Traum einer idealen Stadt, die ein gutes Verhältnis zwischen Adel und Arbeiterschaft widerspiegelt. Klare Symmetrien bestimmen den Grundriss. Die Siedlung sollte einen Kreis ums Direktionsgebäude bilden. Aus Geldmangel konnte nur ein Halbrund verwirklicht werden; die Arbeiter lebten in massiven Steinhäusern. Die Planungen sahen Schulen und Spielstätten vor.

Süßer Zwischenstopp in Arbois

Schokoladenfans sollten die Pâtisserie von Édouard Hirsinger in Arbois besuchen. Der landesweit bekannte Chocolatier kreiert immer wieder neue, aufregende Geschmacksrichtungen, etwa Curry-Pralinen mit Walnuss. Die Produkte sind auf die Weine aus der Region wie den berühmten Gelbwein abgestimmt. Im Gewölbekeller hat Hirsinger ein Museum eingerichtet; es zeigt Gerätschaften aus rund 120 Jahren Firmengeschichte.

Ornans: Ein Ort wie gemalt

Es folgt Ornans im Loue-Tal. Der Ort lockt mit seinen mit Erkern geschmückten Häusern viele Gäste an. Hier stand die Wiege des Malers Gustave Courbet (1819–1877). Geschickt bannte er das Licht auf die Leinwand, wobei die pittoreske Uferzeile zu seinen häufigsten Motiven zählte. Er galt als Meister der Zwischentöne, der das Alltägliche dokumentierte. In Ornans ist ihm ein schönes Museum gewidmet. Courbet und seine Kollegen ließen sich auch vom morbiden Charme des Nachbardorfs Lods inspirieren.

Spannende Geschichte(n) und ein eindrucksvolles Naturschauspiel

Schauplatz etlicher Dramen, welche die wechselvolle Vergangenheit der Region begleiteten, ist das Château de Joux. Prominente saßen hier in den Verliesen, darunter der Graf von Mirabeau. Lockere Haftbedingungen erlaubten ihm, eine Liebesbeziehung mit einer jungen verheirateten Marquise einzugehen, die mit ihrem Freitod tragisch endete. Ein Ziel ersten Ranges sind auch die Hérisson-Wasserfälle, wo das nasse Element über viele Kaskaden 280 Meter (!) in die Tiefe stürzt.

Au revoir...

Das Dorf Baume-Ies-Messieurs würde man nicht kennen, hätte nicht der irische Mönch Columban hier im sechsten Jahrhundert zwischen den senkrechten Felswänden ein Kloster errichtet. Von diesem vollzog sich im Jahr 910 die Gründung von Cluny im Burgund. Bemooste Steinbänke und filigrane Spitzbögen zaubern ein mystisches Bild. Größter Schatz ist der farbig eingefasste flämische Schnitzaltar (16. Jh.) in der Kirche. Mit den nahen wunderbaren Grotten mit bis zu 80 Meter hohen Sälen endet diese Schnuppertour mit dem Wohnmobil durch die Franche-Comté – sicher nicht unsere letzte Begegnung mit der unbekannten Schönen.

Reise-Informationen – Kleinode zu entdecken

Die Route: Empfehlenswerte Stationen für eine Erkundungstour sind etwa der Ballon d´Alsace, Belfort, Besançon, Arc-et-Senans (Saline Royal), Arbois, Ornans, Lods, Pontarlier, Cascades du Hérisson oder Baume-les-Messieurs.

Camping und Stellplätze: Camping du Lac de la Seigneurie, 90110 Leval; Camping L´Étang des Forges, 90000 Belfort; Parking Canal Fréssinet, 25110 Baume-les-Dames; Sites et Paysages Camping La Roche d´Ully, 25290 Ornans; Camping Beauregard, 39130 Mesnois

Schlemmen: Restaurant Le Pot au Feu, 90000 Belfort; L’Arbre à Chapeaux, 25570 Grand’Combe Châteleu

Weitere Auskünfte: CRT Franche-Comté, rue Gabriel Plançon, 25044 Besançon

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