Schicke integrierte Reisemobile, flache Teilintegrierte, rasanter Zuwachs bei den Campingbussen – wo sind die Alkovenmobile geblieben? Vor gut einem Dutzend Jahren hatten sie die klobige Nase noch vorn. Im vergangenen Jahr aber erreichten sie in Deutschland gerade mal einen Anteil von sechs Prozent an der Gesamtfertigung. Wobei die absolute Zahl von knapp 3000 Einheiten seit Jahren konstant ist. Aber die anderen sind vorbeigezogen.
Alkovenmobile haben viel zu bieten
Dabei haben Alkovenmobile sehr viel zu bieten. Der Begriff Alkoven kommt aus dem Arabischen und bezeichnet eine Schlafnische in der Wand – hier ist es ein Aufbau mit Doppelbett über dem Fahrerhaus. Aufgrund ihrer fülligen Form gewinnen Alkoven-Modelle keine Schönheitspreise. Auch kostet der Klotz über dem Fahrerhaus den einen oder anderen Liter Diesel während der Fahrt. Doch ist das bei 5000 oder 10.000 Kilometern im Jahr wirklich entscheidend? Eine Villa hat schließlich auch höhere Heizkosten als ein Reihenhaus. Ein Vergleich, der sich angesichts des Wohnwerts eines Alkovenmobils anbietet. Im Unterschied zur Villa zählen Alkovenmobile in der Anschaffung zu den billigeren Angeboten.
Reisemobile mit attraktiven Preisen
Deshalb sind Alkovenmobile häufig innerhalb von Günstigmarken angesiedelt. Dort kosten sie, etwa bei den Zwillingsfabrikaten Carado und Sunlight oder bei Forster oder Weinsberg rund 45.000 Euro. Dazu kommt noch das ein oder andere Paket an Sonderausstattung, macht zusammen deutlich weniger als 50.000 Euro. Wer nach einem jungen Gebrauchten aus einer Mietflotte sucht, kommt noch besser weg. Etwas darüber liegen Bürstner und Dethleffs. Wer in die Reisemobil-Mittelklasse einsteigt, bezahlt bei Adria und Eura Mobil, bei Hobby, Knaus oder LMC rund 10.000 Euro mehr als in der Einstiegsklasse. Sie haben nicht nur die bessere Ausstattung, sondern meist auch einen eleganteren Aufbau höherer Qualität.
Für Familien sind die Alkoven besonders geeignet
Die klassischen Familienreisemobile leiden unter der Bevölkerungsentwicklung: Junge Senioren wählen ein Schlafzimmer im Heck – wozu einen wuchtigen Alkoven als Doppelbett über dem Fahrerhaus, wenn keine Kinder an Bord sind? In der Vermietung sieht dies anders aus. Das Reisemobil auf Zeit ist bei Familien beliebt, dort geht nichts über ein geräumiges Alkovenmobil. Die Grundriss-Auswahl ist nicht üppig, zwei Grundaufteilungen sind typisch. Kompakte Varianten haben im Fond ein Stockbett für die Kinder, die Eltern schlafen im großen Doppelbett über dem Fahrerhaus. Aber es funktioniert auch umgekehrt: Bei einem großen Doppelbett im Heck für die Eltern hat der Nachwuchs den Alkoven für sich. Egal welche Variante: Die Kinder haben ihr eigenes Reich. Darin lässt sich auch mal ein Tag mit Schmuddelwetter überstehen – eine Rückzugsmöglichkeit ist stets frei. Eher selten sind kompakte Ausführungen ohne fest eingebautes Heckbett. Wer mehr als den Alkoven nutzt, muss hier nach alter Väter Sitte die Sitzgruppe umbauen, kein Vergnügen.
Stichwort Sitzgruppe: Typisch ist eine klassische Dinette mit zwei gegenüberliegenden Sitzbänken für vier Personen. Platz sparen eine Halbdinette oder die in diesem Segment seltene L-Sitzgruppe, dann werden die gedrehten Sitze des Fahrerhauses integriert. Die Urlauber sitzen allerdings im Fahrerhaus unter dem Alkovenbett eher ungemütlich. Einst eine italienische Spezialität, jetzt bei größeren Alkovenmobilen häufig zu finden sind zwei Sitzgruppen nebeneinander für Erwachsene und Kinder.
Viel Platz und üppige Stehhöhe
Großes Plus aller Alkovenmobile: Keine andere Aufbauform bietet mehr Platz. Die Stehhöhe ist üppig, das Raumgefühl durch die Erweiterung des Wohnraums um die Schlafnische angenehm luftig.
Wer mehr ausgeben kann und keine Angst vor großen Tieren hat, der findet mächtige acht Meter lange Brummer auf dreiachsigen Fahrgestellen. Für sie ist neben Fahrkönnen allerdings auch ein passender Führerschein notwendig, denn das zulässige Gesamtgewicht dieser Ferienhäuser auf Rädern beträgt rund 4,5 Tonnen.
Spezielle Grundrisse für Paare
Jüngst haben Alkovenmobile mit speziellen Grundrissen eine zweite Karriere als Reisemobil für Paare eingeschlagen. Der Alkoven dient als Liegefläche, dahinter reihen sich Bad und Küche auf, den Abschluss bildet eine üppige und gemütlich eingerichtete Rundsitzgruppe im Heck. Zu finden etwa bei Eura Mobil.
Auf die Spitze treibt diese Idee der Dethleffs Alpa. Sein Name leitet sich von alleinreisenden Paaren ab. Der Alkoven bietet statt des gewohnten Querbetts längs eingebaute Betten, wie sie Senioren schätzen. Das Fahrerhaus wird abgeschottet, somit entsteht eine separate Ferienwohnung auf Rädern.
Man sieht daran: Die Karriere der Alkovenmobile ist noch längst nicht beendet. Auch wenn andere Reisemobile sie mit größeren Stückzahlen links und rechts überholt haben. Wahre Kenner aber schätzen die Vorzüge der gemütlichen Dicken.