Wieder mal waren es die alten Römer, die erste touristische Wegmarken setzten. „Lacus felix“ nannten die Eroberer den Traunsee. „Der glückliche See“ – das hätte auch ein pfiffiger Fremdenverkehrsdirektor im Hier und Heute als Slogan nicht besser vermarkten können. Doch ist ein Gewässer glücklich? Nein, es sind vielmehr die Menschen, die das Privileg genießen, rund um den See zu leben. Oder eben die Gäste, die für ein paar Tage oder Wochen diese atemberaubende Landschaft aufsuchen, um ihr Seelenleben mit Glück zu füllen.
Ein betörendes Zusammenspiel von Sonne, See und Bergen
Hotelchef Wolfgang Göller ist so ein Privilegierter. Seine Vier-Sterne-Herberge „Das Traunsee“ liegt in Traunkirchen direkt am See. „Wenn du morgens hinausblickst und die Sonne allmählich den Kampf gegen den Nebel gewinnt, dann raucht der See und das Wasser glitzert. Das ist ein Moment, in dem du ganz andächtig wirst.“ Voller Hingabe stellt sich der Hotelchef in solchen Momenten an das Heck seiner Plätte, des traditionellen Boots im Alpenraum, um wie ein venezianischer Gondoliere mit rhythmischen Ruderschlägen und in Gemeinschaft mit Gästen das betörende Zusammenspiel von Sonne, See und den Bergen zu beobachten. Denn wo die Hügel des Alpenvorlandes in die Gebirgswelt der Kalkalpen übergehen, erschuf die Natur eine imposante Kulisse, die schon seit vielen Generationen Sommerfrischler anzieht. Zunächst entdeckten Aristokraten das Idyll, in deren Gefolge kamen Künstler wie Franz Schubert, Johannes Brahms und Arnold Schönberg.
Wanderer und Wassersportler zieht es heute an den Traunsee
Wanderer und Wassersportler sind es heutzutage, die dem Charme des zwölf Kilometer langen und bis zu drei Kilometer breiten Traunsees erliegen. Dessen glasklares Wasser gründet bis zu 191 Meter tief, umrahmt von den steilen Felswänden des markanten Traunsteins (1691 Meter) sowie den mächtigen Erhebungen des Toten Gebirges und des Höllengebirges. Die Ferienregion Traunsee bietet Sport- und Freizeitvergnügen für jeden Geschmack: spannende Wanderrouten, alpine Berg- und Klettertouren, Mountainbikestrecken in allen Schwierigkeitsgraden und – natürlich – alle Arten von Wassersport.
Nicht immer durften sich die Menschen im Salzkammergut so frei bewegen. Die Schatzkammer der Habsburger war von der Außenwelt abgeschirmt, Ein- und Ausreise nur mit besonderer Genehmigung der Salzherren erlaubt. Am südlichen Ufer des Traunsees endete nämlich die rund 40 Kilometer lange Soleleitung von den Abbaugebieten des weißen Goldes rund um Hallstadt und Ischl. In Ebensee wurde das Salz getrocknet, zu Blöcken gepresst und nach Gmunden verschifft. „Die Schiffer mussten Nichtschwimmer sein“, erklärt Doris Murray, die Reisegruppen durch Gmunden begleitet, „denn sie sollten ihre wertvolle Fracht auch in gefahrenträchtigen Situationen nicht im Stich lassen und nicht einfach von Bord springen.“
Das Schiff war das einzige Verkehrsmittel, noch heute zeugt Gisela, der älteste kohlenbefeuerte Raddampfer der Welt (Baujahr 1871), mit dem schon Kaiser Franz Josef über den See tuckerte, von den goldenen Zeiten der Dampfschifffahrt auf dem Gewässer. In den Sommermonaten befördert die altehrwürdige Dame ihre Gäste genauso zuverlässig über den See wie die topmoderne Flotte. Sonst liegt die Gisela in Gmunden vor Anker und ist nicht nur ein beliebtes Fotomotiv, sondern auch das Wahrzeichen vom Traunsee.
Eine Fernsehserie machte das Seeschloss Ort zur Pilgerstätte
Erst im Jahre 1861 verband eine Uferstraße die Seegemeinden, eine Bahnlinie kam 1877 hinzu. Mit historischen Fahrzeugen kann der Gast sich jedoch noch immer in Gmunden fortbewegen – mit einem Straßenbahnwagen im Jugendstil aus dem Jahre 1911 oder dem offenen Sommerwagen, Baujahr 1898. Meist an Wochenenden rattern die Museumsstücke die circa 2,3 Kilometer lange Strecke vom Bahnhof durch das Gmundener Villenviertel zur gepflegten Uferpromenade. Und von dort sind es nur ein paar Meter zum Seeschloss Ort, das in den Jahren um die Jahrtausendwende Schauplatz einer erfolgreichen Fernsehproduktion (Schlosshotel Orth) war und bis heute eine beliebte Pilgerstätte ist. Verliebte Paare bekräftigen ihre tiefe Zuneigung mit Liebesschlössern, die sie am Steg verewigen, Hochzeitspaare geben sich im Innenhof des gut tausend Jahre alten Anwesens das Ja-Wort.
Gmunden wurde Kurstadt und lockte die ersten Sommerfrischler an
Mit dem Salzhandel wuchs im Mittelalter der Wohlstand der Gmundener Bürger. Die Stadt am nördlichen Ufer des Traunsees war einer der wichtigsten Umschlagplätze für das wertvolle Gut. Viele spätgotische Wohnhäuser in der Altstadt zeugen heute noch von diesem blühenden Wirtschaftszweig. Bis Anfang des 19. Jahrhunderts die ausschließliche Erwerbsquelle des Salzkammergutes. Doch dann zeichnete sich eine Wirtschaftskrise ab – der Handel mit Salz verlor an Bedeutung und eine neue Einnahmequelle musste gefunden werden. Mit der Erhebung zur Kurstadt im Jahre 1862 wurde der Beginn des Tourismus eingeläutet. Und wiederum spielt Salz eine wichtige Rolle – doch jetzt als Sole im Kurbad. Wieder entstand eine rege Bautätigkeit, prächtige Villen prägten das neue Bild der Stadt für zahlungskräftige Gäste. Noch heute lockt ein weiterer Magnet in die größte Stadt am Traunsee: die Keramikmanufaktur. Sie blickt auf eine über 500 Jahre alte Tradition zurück und kein anderes Design ist so stark mit Österreich verbunden wie der Gmundner Klassiker – das Grüngeflammte.
Der Feuerkogel ist ein Berg mit vielen Superlativen
Unsere Schiffstour geht mit einem modernen Vertreter der Flotte der Traunseeschifffahrt, der ältesten Schifffahrtsgesellschaft Österreichs, in die entgegengesetzte Richtung der alten Salzroute – nämlich von Gmunden nach Ebensee. Und von dort mit der Seilbahn auf den 1592 hohen Feuerkogel. Der Berg glänzt mit Superlativen: Das Hochplateau gilt als der sonnenreichste Punkt in Oberösterreich, die auf dem Gipfel installierte Messstation registriert indessen die höchsten Windgeschwindigkeiten des Alpenstaates. An mehr als 40 Tagen im Jahr toben hier Windgeschwindigkeiten der Stärke 8. Guide Michael Antoni erklärt auf einer Wanderung entlang dem Karst- und Dolinenwanderweg die löcherige Struktur des Karstgesteins und die Herkunft der trichterförmigen Dolinen. Viel Wissenswertes über die Geologie bekommen Bergwanderer jedoch auch auf Infotafeln erklärt. Der Feuerkogel gilt obendrein als die artenreichste Ammoniten-Fundstelle aus dem Obertrias der Welt. Inzwischen ist das Geotop zum Naturdenkmal erklärt.
Kaiserschmarrn auf der Kranabeth-Hütte
Die Rast auf der Kranabeth-Hütte birgt für die Wandergruppe eine kleine Überraschung. Hüttenwirt Heinz Göller, der in einer Riesenpfanne Kaiserschmarrn für die ganze Mannschaft zubereitet, ist kein geringerer als der Vater des Hoteliers, der den Herbergsbetrieb frühzeitig an seinen Filius übergab und auf den Berg zog. „Ich bin ein Bergmensch“, sagt er mit der gleichen Inbrunst, mit der Junior Wolfgang über seinen See spricht. Den einen zieht es auf den Berg, der andere liebt den See – und schön ist, wenn sie trotzdem auf einem Flecken Erde beisammen sind.
Touristische Informationen
Anfahrt: Von München über die A 8 in Richtung Salzburg, in Österreich auf der A 1 bis Ausfahrt 224 Regau, von dort in Richtung Gmunden. Auf Autobahnen in Österreich besteht Mautpflicht (Vignetten).
Schlafen und Schlemmen: „Das Traunsee“ist das einzige Hotel am Traunsee mit direktem Seezugang und Badesteg. Doppelzimmer mit Frühstück ab 69 Euro pro Person. Das hoteleigene Restaurant Bootshaus offeriert Gourmet-Menüs. Typische österreichische Schmankerl serviert das Wirtshaus Poststube 1327 im Zentrum von Traunkirchen, Tel. 0043 76 17 23 07.
Sehen und Erleben: Candlelight-Dinner oder Jazzkonzerte auf den Schiffen der Traunseeschifffahrt. Touren auf dem Feuerkogel, rund 50 km Wanderwege und eine rund 5,6 km Downhillstrecke für Mountainbiker, Seilbahn ab Ebensee.
Weitere Infos:Ferienregion Traunsee