Eines meiner schönsten Reiseerlebnisse im Sattel – danach sehne ich mich in diesen Tagen zurück: Auf Stollenreifen rolle ich an eine geschwungene Parkbank heran – eine der „Himmelsliegen“, die man rund um Baiersbronn an Aussichtspunkten aufgestellt hat. Die Beine über der Lehne schaue ich kurz darauf kopfüber ins Blau. Es ist tolles Frühsommerwetter hier im Nordschwarzwald. Und die Welt steht Kopf. Wie sehr das bald zutreffen sollte, ahnte ich natürlich nicht.
In Baiersbronn findet man nicht nur Sterne-Gastronomie
Gleich am ersten Tag erfahre ich Kulinarisches – im „Waldknechtshof“ bei regionaler Kräuterkost: zum Salat komponierte Schafgarbe, Pimpinelle nebst Löwenzahn, Sauerampfer und Gundermann. Im Radler-Hotel „Tanne“ in Tonbach werde ich mit heimischem Reh und Fichtenspitzen verwöhnt, obwohl mich nach etlichen Fahrradkilometern auch ein Jägerschnitzel beruhigt hätte. Doch wenn es ums Essen geht, lässt man sich im Sternedorf Baiersbronn nicht lumpen. Und das gilt auch fürs Mountainbiking.
Wanderer und Radfahrer teilen sich die Pfade
Man kann sich über 440 Kilometer durch Deutschlands größtes Mittelgebirge kämpfen. Aber Baiersbronn bietet Besonderes: Eigentlich dürfen schmale Pfade mit Breiten von unter zwei Metern in Baden-Württemberg nicht befahren werden, um Konflikten mit Wanderern vorzubeugen. Doch hier erwirkte man auf rund 50 Kilometern Ausnahmen. Schilder appellieren an ein achtsames Miteinander.
Eine Pause zum Durchatmen und Innehalten
So radele ich nicht nur auf befestigten Radwegen durchs tiefe Murgtal und auf Forstwegen zur Tonbachquelle, wo sich das Wasser in einen moosigen Steinbottich ergießt, sondern auch auf Trails zu einem Kleinod des Nationalparks Schwarzwald: dem Huzenbacher See, der einstmals den Wanderern vorbehalten war. Wie eine schwarze Scheibe liegt das Eiszeitrelikt da. An manchen Tagen spiegelt sich der Wald darin, im Sommer blühen gelbe Seerosen.
Sauna mit Aussicht
Später komme ich an einem steilen Anstieg richtig ins Schwitzen. Dafür hat es die Abfahrt in sich, zügig rolle ich auf einem Waldweg zurück ins Murgtal. Am Abend schwitze ich in der Baumhaussauna des Hotels ein zweites Mal und die Aussicht ins Tonbachtal ist auch von hier fantastisch.
Stefan Weißenborn hat sich den Themen Rad und Reisen verschrieben. Häufig verbindet er seine beiden Leidenschaften. Der Autor lebt in Berlin.
Reise-Info: Radlerparadies Schwarzwald
Anreise: A 81 bis Rottenburg am Neckar, ab dort rund 45 km bis Tonbach. Mit dem ICE bis Karlsruhe oder Stuttgart, weiter mit der Regionalbahn nach Baiersbronn.
Sehenswertes/Tipps: Das Radler-Streckennetz um Baiersbronn umfasst 400 Kilometer. MTB-Touren sind zwischen 13 und 81 Kilometer lang, App-Tipp: „Tourenguide Baiersbronn“.
Schlafen und Schlemmen: Das Bike-Hotel „Tanne“ hat eine eigene Fahrradwerkstatt, verleiht E-Mountainbikes und bietet eine Baumhaussauna zum Relaxen nach der Tour. Über eine Wohlfühl-Oase mit Sauna, Hallenbad, Massagen etc. verfügt auch der „Hotel-Gasthof Rosengarten“. Kreative Küche mit regionalen Zutaten genießt man im „Waldknechtshof“.
Weitere Informationen findet man auf den Internetseiten der Baiersbronn Touristik.