Keiner stirbt mit mir – versichert Pascale Haegler und hält ein Bärlauchblatt in die Luft. Ein Dutzend andere Kräuter liegen schon in ihrem Korb. „Nichts Giftiges drunter?“ Pascale blickt empört und versichert: „Ich kenne meine Kräuter.“ Die Bergführerin gehört zu dem inzwischen großen Heer der Schweizer, die Urlaubern kostenlos die Ferien verschönern. Sie macht zwischen April und Oktober spannende Kräuterwanderungen, die als Nulltarif-Extra in immer mehr Hotels zum Übernachtungspreis gehören.
Günstigere Preise sorgen für Frühlingsgefühle
Zugegeben: Der Winter ist weiter teuer in der Schweiz. Aber spätestens ab Ende April schmelzen die Hotelpreise wie der Schnee in der Sonne, damit die Betten nicht leer bleiben. Es wurden Burgen, Schlösser, ältere Hotels und einstige Sanatorien zu attraktiven Herbergen umgebaut, die sich „Youth Hostel“ nennen und von allen Generationen gebucht werden können. Dort gibt es Übernachtungspreise für umgerechnet 71 Euro fürs Doppelzimmer.
Vor allem abseits der Touristenströme lässt sich die Schweiz günstig bereisen
Diese preiswerte Schweiz findet sich vor allem außerhalb der großen Städte: an ruhigen, kleinen Bergseen, wo Wildbäche und Wasserfälle rauschen, Gämsen grasen und noch Akelei, Alpenrosen, Glockenblumen, Enzian oder Witwenblumen als millionenfache Farbtupfer auf Wiesen und zwischen Felsen blühen. Ich fand die billige Schweiz nicht in den Cafés oder Restaurants der Hochpreisinseln wie dem Baseler Marktplatz oder am Ufer des Zürich- oder Vierwaldstättersees, wo der Cappuccino fast die Zehn-Franken-Marke erreicht. Aber es gibt sie besonders im Sommer in berühmten Wintersportorten wie St. Moritz, die früher als Luftkurorte bekannt waren.
Ein ganz besonderes Geschmackserlebnis: Quark mit selbst gepflückten Kräutern
Da ist zum Beispiel Crans-Montana. Und damit sind wir wieder bei Pascale Haegler. Sie führt dort eine kleine Gruppe durch lichte Wälder und über grüne Almen, erklärt Kräuter und Blumen, zupft hier ein Blatt, dort eine Blüte, macht auf naturgeschützte Pflanzen aufmerksam und hat in ihren Korb nach einer guten Stunde so viel geerntet, um daraus einen Kräuter-Quark-Brotaufstrich zu mixen, der am Ende der Wanderung auf köstlichem Bauernbrot genossen wird.
Strandfeeling mitten in den Alpen
Unterhalb unseres Jausenplatzes leuchten drei Seen wie riesige blaue Augen. An einem liegt ein Beachclub sowie ein Klettergarten für Kinder. Ein früheres Luxussanatorium wurde am Ortsrand zum komfortablen Drei-Sterne-Plus-Haus umgebaut, mit großer Terrasse und Blick auf ein grandioses Bergpanaroma, in der Ferne die Spitze des Matterhorns. Hier gibt es Übernachtungen für 145 Franken (128 Euro) mit Frühstück für zwei Personen, Dreigang-Menü für 17,50 Franken (rund 15,50 Euro). Einziger Nicht-Luxus: Beim Auszug muss ich das Bett selbst abziehen. Zum Preis gehören die Kräuterwanderung sowie Alpen-Yoga.
Günstig auf Tour per Pedes oder mit dem Mountainbike
Wanderer und Mountain-Biker erhalten in den Sommermonaten günstige Pauschalen wie das „Let’s Gow Package“ in Sarnen (Kanton Obwalden) ab 170 Franken (rund 150 Euro). Eingeschlossen sind zwei Übernachtungen (p.P./DZ), Frühstück, Bergbahnfahrt, Lunchpaket, Routenführer und Sauna-Badbesuch. Im Tessin und im Engadin gibt es ähnliche Angebote. Mountainbiker finden Hotelschnäppchen ab 69 Franken (61 Euro) rund um Davos. Weitere Infos über „Wandern ohne Gepäck“ beim Schweizer Tourismusverband.
Schnäppchen bieten nicht nur Jugendherbergen und Hotels, sondern auch Museen und Bahnen
Ähnliches hat die Schweiz in all ihren „Youth Hostels“ eingeführt, die inzwischen in 51 Städten und Dörfern zwischen Basel im Norden und Bellinzona im Süden eröffnet wurden. Der Erfolg dieser Häuser hat auch andere Hotel-Zusammenschlüsse wie „Swiss Budget Hotels“ animiert, Preiswertpauschalen einzuführen, mit Kinder-Gratis-Angeboten oder Aktivurlaub-Schnäppchen zu locken. Es gibt kostenlosen Eintritt für viele Museen. Die Schweizer Bundesbahnen und einige Bergbahnen überbieten sich mit Rabatten.
Mit Gästekarten gratis Schiff und Bahn fahren
In einigen Regionen gibt es „Gästekarten“ geschenkt, schon wenn eine Übernachtung gebucht wird. Mit diesen Karten kann über Seen kostenlos gefahren und Bergbahnen sowie der öffentliche Verkehr können zum Nulltarif genutzt werden. Das Tessin (Ticino Ticket), der Kanton Graubünden (Graubünden Pass), das Wallis (Easy Card Valais) und das Berner Oberland (Regionalpass Berner Oberland) bieten solche Offerten an.
Uriges Vergnügen: Übernachten auf Heu
Im Winter unmöglich, aber im Sommer ein Riesenspaß: Übernachten im Stroh auf einem Bauernhof. Frühstück ist inbegriffen. Es gibt Lunchpakete und Gratis-WLAN. Die Preise liegen zwischen 25 und 30 Franken pro Person. Wer die Natur hautnah genießen möchte, kann auch in einem der „Naturfreundehäuser“ übernachten. Da gibt es schon ab zehn Franken einen Platz für die Nacht. Nachteil: keine Ein- oder Zweibettzimmer. Dann bevorzugen viele Camping, der je nach Region auch teuer ausfallen kann. Es gilt: Unbedingt online die Preise vergleichen.
Reise-Info – Schweiz-Tipps für Sparfüchse
Die Schweizer Bundesbahnen (SBB) haben gleich mehrere Touristen-Schnäppchen. Da gibt es den „Swiss Travel Pass“, mit dem man drei Tage für 223 Franken (etwa 195 Euro) kreuz und quer durch das Land fahren kann. Mit der „Swiss Half Fare Card“ (120 Franken), die einen Monat gilt, erhält man Zug, Bus, Schiff und einige Bergbahnen zum halben Preis. Kinder unter sechs Jahren reisen in der Schweiz immer zum Nulltarif. Mit einer „Swiss Family Card“ fahren Mädchen und Jungen bis 16 Jahre kostenlos mit. Für Tagesfahrten und einzelne Strecken gibt es bis 70 Prozent Rabatt, wenn ein sogenanntes „Sparbillett“ gelöst wird. Infos an den Bahnschaltern sowie im Internet.
Nebenkosten: Essen und Trinken müssen sein, können aber teuer werden. Das trifft insbesondere auf viele Restaurants zu. Wer sich lieber selbst versorgen möchte – aufgepasst: Kurz vor Ladenschluss reduzieren Schweizer Supermärkte ihre Frischprodukte um die Hälfte. Günstig sind auch die Billigmarken von Coop („Prix Garantie“) sowie „M Budget“ bei Migros. Aldi und Lidl gibt es natürlich auch, leider eher selten in den Innenstädten.