Domenic Godly ist Ranger im Nationalpark in Zernez. „Die Tiere zählen. Wir Menschen sind doch wie eine Wolke am Himmel. Wir ziehen auf, laufen über unsere Bahn und verschwinden wieder. Einen Atemzug lang.“ Die Natur des Parks hat ihn gelehrt, dass man mit hektischer Aktivität nichts erreicht. Die Naturverjüngung des Waldes zeigt, dass die Natur in anderen Zeitdimensionen denkt.
Kletterkünstler aus der Ferne betrachtet
Sein Spektiv hat etwas entdeckt. Einen Steinbock. „Das sind schwere Tiere, bis 100 Kilo, sie gehen ungern über Schnee, weil sie da einsinken“, erklärt er und dass Steinböcke Hornträger sind. „Ein Geweih wird abgeworfen, ein Horn wächst lebenslang.“ Domenic hat den Trick raus: Kamera oder Handykamera aufs Spektiv gelegt, ergibt sagenhafte Steinbock-Bilder. Nicht ganz scharf, aber berührend schön …
Einst gefürchtet, werden Geier hier angesiedelt und bei Bedarf aufgepäppelt
Über dem Fotografen kreist ein stattlicher Bartgeier. Die gewaltigen aasfressenden Vögel, die einst als kinder- und lämmerfressende Himmelsmonster verunglimpft und ausgerottet waren, wurden ab 1991 wieder angesiedelt. Inzwischen kann der Park mit Stolz von seinen Wildbruten berichten. Domenic und seine Frau päppeln in ihrer Aufzuchtstation Vögel auf und lächeln mit dem Herzen, wenn so ein Tier wieder abhebt in die Freiheit.
Die Schönheit des Nationalparks lässt den Betrachter staunen und nachdenken
1914 wurde der Schweizerische Nationalpark gegründet, ein Besuch ist heute aktueller als je zuvor. Große Fragen finden hier Antworten: Wie können Menschen und Mitgeschöpfe gemeinsam leben? Wie kann der Wald in Zeiten des Klimawandels überleben? Eine der geführten Exkursionen entdeckt die typischen Bergföhrenwälder rund um die Alp Stabelchod und lässt einen Seitenblick zu in jene Felshöhle, in der von 1991 bis 2007 insgesamt 26 Bartgeier ausgewildert wurden. Inzwischen ist dieser Wanderweg sehr beliebt. In gut drei Stunden erlebt jeder Naturfreund sinnliche Eindrücke beim Wandern durch die Ofenpasswälder und die blumenreichen alpinen Weiden. Der spektakuläre Aussichtspunkt Margunet bringt den Himmel etwas näher und fast so etwas wie jene Weitsicht, die die gewaltigen Vögel haben.
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Reise-Info – Wichtiges auf einen Blick
Wandern: 21 Wanderrouten durchziehen den Park. Zum Aussichtspunkt Margunet: Startpunkt P8 mit dem Postbus (Ofenpass-Linie) zu erreichenm, 450 Höhenmeter, sieben Kilometer, zu buchen im Nationalparkzentrum Zernez.
Tipp: Ludwig Hatecke nennt das „alpines Fleischhandwerk“: Salsiz, Bündnerfleisch, Hirschtrockenfleisch, im Felsenkeller in Scuol gereift. Zulieferer sind Biobauern, deren Tiere alpines Gras fressen – das ergibt die ungesättigten Fettsäuren. Die höchstgelegene Kaffeerösterei Europas, Café Badilatti, produziert nicht nur hochwertige Kaffees, sondern vermittelt im eigenen Kaffee-Museum auch viel Wissenswertes rund um das beliebte Heißgetränk.
Schlemmen und Schlafen: Das kleine, familiäre Hotel Alpina in Zernez besitzt schöne Arvenzimmer im typischen Engadiner Stil und einen feinen Weinkeller.
Weitere Informationen bieten Schweiz Tourismus, Graubünden Ferien und der Schweizerische Nationalpark.
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