Eiszeit oder des Teufels Ochsengespann? Für die Entstehung des Spreewaldes halten sich Wissenschaft und Sage fast die Waage. So soll der Teufel seinen müden Ochsen die Mütze in den Rücken geschleudert haben. „Und er hat über seine Schwiegermutter geschimpft“, verrät der launige Bootsmann, der uns mit dem vier Meter langen „Rudel“ gemütlich durch das Grün des Frühlings „stakt“. Die Ochsen des Teufels waren so erschrocken, dass sie kreuz und quer durch den Wald gelaufen sind und das heute noch bestehende Netz aus 1000 Kilometern „Fließen“ geschaffen haben.
Gurkengenüsse in sagenhafter Naturlandschaft
Tatsächlich ist die Auenlandschaft aber ein Werk der Eiszeit. Die Spree fließt durch die urzeitliche Niederung, die nur ein marginales Gefälle aufweist. Daher gleitet der Kahn entspannt vor sich hin. Lange Zeit war er das wichtigste Verkehrsmittel zwischen den Bauernhöfen. Natürlich wird unterwegs die Spreewaldgurke kredenzt. Kaum ein Gericht, in dem sie nicht vorkommt. Gerne mit scharfem Meerrettich. Wir empfehlen als kulinarischen und kulturellen Höhepunkt das Fährmannschnitzel im Schatten alter Bäume in der Gaststätte „Zum Unterspreewald“ in Groß Wasserburg. Wer dort den Gastwirt Wolfgang Müller trifft, macht schnell eine Zeitreise in die Vergangenheit. Schon sein Urgroßvater hat hier vor der Jahrhundertwende Gäste bewirtet.
Das UNESCO-Biosphärenreservat beeindruckt mit einer reichen Flora und Fauna
Kanufahrer nutzen das idyllische Gartenlokal zur Rast vom Paddeln. Über die Brücke zum kleinen Campingplatz für Wohnmobile sind es kaum 100 Meter. Allein an Wochenenden ist schon mal der Teufel los … Von Groß Wasserburg aus dauert die Fahrt mit dem Reisemobil nach Schlepzig, einer der ältesten Gemeinden im Land Brandenburg mit über 1000-jähriger Geschichte, gerade einmal 15 Minuten. Schlepzig gilt als Eldorado der Kahnfahrer. Gleich acht Bootsverleiher finden sich am Ort. Mit etwas Glück kann man auf der Fahrt Störche, Kraniche oder die Spuren von Bibern am uralten Baumbestand sehen. Rund 6000 Tier- und Pflanzenarten sind im Spreewald heimisch, der als UNESCO-Biosphärenreservat seit 1991 den gleichen Rang wie der Yellowstone- oder Serengeti-Nationalpark hat.
Dschungel, Strand und Palmen mitten im Spreewald
Wer ein Familienerlebnis oder einfach an einem regnerischen Tag etwas Wärme sucht, findet beides im nahe gelegenen Tropical Islands. Die größte freitragende Halle der Welt – die einst für das Luftschiff Cargolifter gebaut wurde – beherbergt heute eine Tropenlandschaft mit einem gigantischen Volumen von 5,2 Millionen Kubikmetern.
Idylle am Stadtrand von Lübben
Für Reisemobilisten ist das Gasthaus Lehnigksberg in Lübben angesagt. Das idyllisch gelegene Anwesen bietet Stellplätze unter Bäumen und ist innen wie außen mit viel Liebe gestaltet. Die Küche hält, was sie verspricht. Natürlich gibt es eine direkte Anlegestelle und einen Bootsverleih. Mit dem Rad ist der Gast in rund zehn Minuten mitten im kleinen Spreewaldstädtchen. Sehenswert sind der Marktplatz mit der spätgotischen Paul-Gerhardt-Kirche sowie die Schlossinsel mit Labyrinth, Klanggarten und Wasserspielplatz.
Entdeckungstour durch Lübbenau im Zeichen der Gurke
Im Kern des Spreewaldes liegt aber Lübbenau, die Stadt der Gurke. Das Saatgut für die ersten sauren Gurken sollen die Sorben schon im 8. Jahrhundert mitgebracht haben. Der Kultur des westslawischen Volkes fühlen sich noch heute 60.000 der Lausitzer zugehörig. Neben Gurkenmuseum und ständigem Gurkenmarkt führt heute auch der Gurkenradweg durch den Ort, der in rund 30 Minuten zu Fuß erkundet werden kann. Das gilt auch für den Weg zum Freilandmuseum Lehde, der malerisch über viele Brücken führt. Dort erhält der Besucher einen Einblick in das historische Leben im Spreewald. Präsentiert werden fünf Höfe aus verschiedenen Epochen.
O Sole mio: Entspannen in der Spreewald Therme
Sehr lohnend ist der Abstecher in die futuristische Spreewald Therme in Burg – für den aber ein halber Tag veranschlagt werden sollte. Fünf von acht unterschiedlich temperierten Becken werden mit Solethermalwasser gespeist, das mit 240 Gramm Salzgehalt pro Liter zu den reichhaltigsten Solen der ganzen Region gehört. Erholung pur bietet der sehr große und natürlich gestaltete Saunagarten.
Tierpark, Tapas und Theater in Cottbus
In der Stadt Cottbus trifft Natur auf viel städtische Kultur. Für Mobilisten empfiehlt sich der Stellplatz am Spreeauen- und Tierpark. Für Familien ein doppeltes Erlebnis: Hier der Zoo mit rund 1200 Tieren. Dort der Park mit Rosengarten, Rhododendronhain und Wiesenlandschaft. Mit dem Bus ist die Cottbuser City in zehn Minuten erreicht. Neben dem Spremberger Turm, dem Wahrzeichen der Stadt, beeindruckt das Staatstheater. Der Jugendstilbau aus dem Jahre 1908 wurde erhalten, weil 1945 Cottbusser Bürger die geplante Sprengung verhinderten. Heute ist das in einem Park gelegene Haus ein Vierspartentheater – für Schauspiel, Musik, Orchester und Ballett. Wer eher kulinarisch unterwegs ist, sollte seinen lauen Frühlingsabend auf dem Altmarkt beschließen. Die Auswahl von heimisch bis exotisch ist groß. Wir empfehlen die Taparia: köstlich und gastfreundlich.
Reise-Info – Natur, Kultur & Action
Stellplätze: Groß Wasserburg/Campen im Spreewald, Jacqueline Fischer, Tel. 0172/990 91 91. Lübben/ Gasthaus Lehnigksberg, Tel. 0 35 46/22 93 03. Lübbenau /Wohnmobilpark Dammstraße, Tel. 0 35 42/29 21, Cottbus/Tierpark, Tel. 03 55/754 23 69.
Schlemmen: Im Schatten alter Bäume sollte man das Fährmannschnitzel in der Gaststätte „Zum Unterspreewald“ in Groß Wasserburg, Tel. 03 57 43/555 probieren. Spreewaldtypische, aber auch überregionale Spezialitäten bietet das Hotel Spreewaldeck in Lübbenau, Tel. 0 35 42/8 90 10. Mediterranes Ambiente am Altmarkt mitten in Cottbus genießt man in der Taparia, Tel. 03 55/75 23 96 63.
Attraktionen: Mit Dschungel, Strand und Palmen sorgt das Badeparadies Tropical Islands in Krausnick auch an Regentagen für Urlaubsstimmung. Mit wertvoller Thermalsole und Wellnessangeboten lockt die Spreewald-Therme in Burg. Im Freilandmuseum Lehde, Tel. 0 35 42/87 15 08, sind historische Bauernhöfe aus der Spreewaldregion zu sehen. Das Spreewald-Museum in Lübbenau, Tel. 0 35 42/24 72, entführt seine Besucher in eine Spreewaldstadt vor 150 Jahren mit historischen Geschäften, Werkstätten und einem Zug der Spreewaldbahn.
Weitere Informationen sind erhältlich beim Tourismusverband Spreewald, Tel. 03 54 33/7 22 99.