Der weltbeste Gerstensaft, die köstlichsten Knödel – das hört sich verlockend an, doch wäre es schade, einen Urlaub in Südböhmen aufs Essen und Trinken zu reduzieren. Zwar ist die Region in Tschechien – nur 350 Kilometer von München entfernt – vor allem für ihre Pivnices bekannt, jene rustikalen Bierlokale, von denen behauptet wird, dass ihre Zapfhähne nie versiegen. Jedoch bietet der Landstrich neben vielen Burgen, die vor allem einen Familienurlaub spannend machen, auch zahlreiche andere Höhepunkte.
Hier dürfen junge Damen einmal Burgfräulein sein
Zum Beispiel den großen Park von Schloss Frauenberg (Hluboká nad Vltavou). Im Grün posiert ein frisch vermähltes Paar vor der märchenhaften Kulisse für den Fotografen. Wunderschön sieht die Braut in ihrem weißen, wallenden Kleid aus. Umringt wird sie von niedlichen Blumenmädchen. Die Hochzeitsgesellschaft hat für diesen Tag einen Flügel des Schlosses gemietet. Einen festlicheren Ort als diesen kann man sich für eine Hochzeitsfeier nicht vorstellen. Während die Kleinen auf dem Spielplatz und im Park Ritter, Schlossherr und Burgfräulein spielen, erleben die Größeren bei einer Führung durchs Schloss die Waffenkammer mit den zahlreichen Schwertern und Ritterrüstungen. Spannend sind auch die Geheimtüren, die von einem Schlafgemach ins nächste führen.
Budweis ist vor allem für sein Bier weltberühmt
Eine Reise nach Südböhmen ist wie ein Ausflug ins Märchenland. Die Region hat die geringste Bevölkerungsdichte in Tschechien. Die Landstraßen sind kaum befahren, herrlich ruhig ist es in den Dörfern. Nur an den historischen Stätten drängen sich die Touristen.Budweis (Ceske Budejovice), Südböhmens Metropole, ist vor allem für sein Bier weltberühmt. Kein Wunder, dass es viele Besucher in die Brauerei zieht. Die Stadt, die sich ihren historischen Charakter bewahrt hat, bietet aber mehr. Ein Bummel über den Marktplatz, vorbei an den eleganten Bürgerhäusern, lohnt ebenso wie der etwas mühevolle Aufstieg auf den Schwarzen Turm. Oben angekommen, wird man mit einer herrlichen Aussicht belohnt.
Die Glocke „Bumerin“, das Wahrzeichen der Stadt, das einst Macht und Reichtum der Metropole repräsentieren sollte, ist sagenumwoben. Einer Legende zufolge saß einst auf dieser Glocke regelmäßig ein spukendes Gerippe, das die Totenglocke läutete – anstelle des Turmmeisters, der zu faul war, um auf den Turm zu steigen. Es heißt, auch heute noch könne man das Gerippe sehen – allerdings sei diese Fähigkeit nur Kindern vorbehalten. Die Augen von Vätern leuchten hingegen im Motorradmuseum. Auch hier ist ein Ausflug in die Geschichte angesagt – auf zwei Etagen stehen Zweiräder, motorisierte Zeitzeugen aus mittlerweile zwei Jahrhunderten.
Sogar Krokodile leben in einem Schloss
Selbst wenn sich das Wetter mal nicht von seiner besten Seite zeigt, gibt es in Südböhmen viel zu bestaunen. Unweit von Pisek liegt das Städtchen Protivin. Neben der 1598 gegründeten Brauerei gibt es hier auch einen Krokodilzoo. In dem ehemaligen Wirtschaftsgebäude des Schlosses ist die private Zuchtstation untergebracht. Nur durch die Scheibe der Terrarien getrennt, können dort Krokodile, Alligatoren, Kaimane und Gaviale ganzjährig bestaunt werden.
Auf ins Mittelalter, auf nach Český Krumlov
Richtig ins Mittelalter taucht ein, wer Krumau (Český Krumlov) besucht. Für diese Perle sollte man Zeit einplanen, um sie zu entdecken. Verwinkelte Gassen mit kleinen Geschäften und Handwerksbetrieben prägen die Altstadt. Die Burg erhebt sich hoch über dem Fluss. Das imposante Bauwerk wurde 1992 in die UNESCO-Liste als Weltkulturerbe aufgenommen. Die eigentlichen Stars der Burg sind Braunbären, die im Burggraben leben. Sehr beliebt bei Kindern ist das Museum im Kloster Krumlov. Dort gibt es vom Keller bis zum Dachboden viel zu entdecken – interaktiv, zur großen Freude der Kleinen. Hinter dicken Mauern verbergen sich Themenzimmer, in denen alte Gewänder anprobiert, duftende Seifen hergestellt oder Bilder mit Feder und Tinte gemalt werden. Kleinere Kinder zieht es ins Marionettentheater, während die Erwachsenen sich den Wanderausstellungen widmen.
Beliebt sind auch die Werkstätten. Dort können eigene Erzeugnisse aus dem Bereich des Schmiede-, Buchdrucker- oder Glasbläserhandwerks hergestellt werden. Das Museum ist ein großartiges Erlebnis für Jung und Alt. Für noch mehr Abwechslung sorgen zudem Freilichtaufführungen im Schlossgarten oder eine rasante Kanufahrt auf der Moldau.
Sport und Spaß erleben Familien am Lipno-See
Kinder möchten im Urlaub viel erleben und Spaß haben. Sie lieben Herausforderungen und dafür bietet sich die familienfreundliche Region Lipno am gleichnamigen See als krönender Abschluss an. Dort können Eltern und Nachwuchs gemeinsam auf der Sommerrodelbahn den Buckel hinunterrutschen oder auf einem Baumwipfelpfad die Baumkronen von oben betrachten. Die 675 Meter lange Holzkonstruktion mit ihrem 40 Meter hohen Aussichtsturm ist komplett barrierefrei. Für einen kurzweiligen Aufstieg sorgen elf spannende Abenteuerstationen entlang des Pfades. Der absolute Renner bei den jungen Besuchern ist die 52 Meter lange Trockenrutsche, die sich im Inneren des Turms befindet.
Wenn es dann während der Heimfahrt vom Feriendomizil auf der Rückbank des Autos ruhig wird, lassen die selig „erschöpften“ Kinder im Traum die aufregenden Tage noch einmal Revue passieren.
Touristische Informationen
Sehenswert:Schloss Frauenberg, Kloster Cesky Krumlov, Schokoladen-Museum in Tabor, Moto-Museum in Budweis und die Lipno-Region.
Währung: Bezahlt wird mit der Tschechischen Krone (CZK). 1 Euro entspricht ca. 25,45 CZK (Stand: März 2018).
Literatur: Infobroschüren zu den Themen Familien- und Aktivurlaub, Kuren, Bierrouten, Angel- und Wandererlebnisse gibt es kostenlos bei der Südböhmischen Tourismuszentrale.
Schlafen und schlemmen: Pisek – Hotel Biograf, im Zentrum; Budweis – Hotel Budweis, am Fluss Malse gelegen, www.hotelbudweis.cz. Leckeres Essen in historischer Atmosphäre gibt es im Restaurant Jakub in Krumlov. Tschechische Spezialitäten werden im Restaurant Goldie in Tabor serviert.
Weitere Auskünfte:Südböhmische Tourismus-Zentrale in Budweis; Tschechische Zentrale für Tourismus in Berlin.