29.09.2021

Rund um Reifen

Jetzt im Oktober beschäftigen sich viele wieder intensiver mit den Themen Reifenwechsel und Reifenkauf. Wir geben in unserem Ratgeber klare Antworten auf häufig gestellte Mitgliederfragen.

Nicht nur zur Wechselsaison erreichen uns Mitgliederanfragen rund um das Thema Reifen. Hier haben wir die häufigsten Fragen und Antworten zusammengestellt.

Wann wird es Zeit für neue Reifen?

Wenn eine Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern erreicht ist, müssen neue Reifen her. So schreibt es der Gesetzgeber vor. Der ACE empfiehlt im Sinne der Verkehrssicherheit bei Winter- und Ganzjahresreifen schon bei einer Profiltiefe von vier Millimetern auf neue Reifen umzusteigen, bei Sommerreifen ab drei Millimetern.

Denn das Reifenprofil auf der Lauffläche stellt den Kontakt zur Straße her und sein Zustand beeinflusst maßgeblich den Halt auf der Straße, das Bremsverhalten und auch die Fahrstabilität. Bei Kurvenfahrten macht sich das besonders bemerkbar. Hier wird es dann auch bei mangelhaftem Profil schnell sehr gefährlich. Ebenso bei Aquaplaning.

Es gilt also: je mehr Profil, desto besser. Allerdings spielen Alter und Lagerung der Reifen auch eine Rolle. Besonderes Augenmerk sollte auf eventuelle Beschädigungen der Lauffläche und der Flanken, Felgen und Ventile gerichtet werden. Reifen sollten generell spätestens nach zehn Jahren ausgewechselt werden. Denn die Gummimischung des Reifens härtet mit der Zeit aus, dann wird er brüchig. Ein erster Experten-Check sollte spätestens nach fünf Jahren erfolgen.

ACE-Tipp: Wer Reifen in der Werkstatt montieren lässt, bekommt Infos zum Reifenzustand und, wenn notwendig, die Empfehlung zum Auswechseln gleich mit.

Wo finde ich heraus, welche Reifen ich brauche?

In der Zulassungsbescheinigung, Teil 1, steht unter den Ziffern 15.1 bis 15.3 die gängigste Reifendimension für das Fahrzeugmodell. Unter Ziffer 22 können auch Einschränkungen und Ausnahmen vermerkt sein. Die auf der Flanke des montierten Reifens angegebene Dimension kann von den Angaben in der Zulassungsbescheinigung abweichen, wenn das Fahrzeug für mehrere Größen zugelassen ist.

Alle möglichen Reifengrößen und Felgen stehen im CoC-Papier (Certificate of Conformity), der EG-Übereinstimmungsbescheinigung, unter den Punkten 32 und 50. Der Hersteller muss dieses Papier beim Neuwagenkauf mitgeben. Auch beim Gebrauchtwagenkauf sollte es vorhanden sein – den Händler darauf ansprechen. Zwar lässt sich das CoC-Papier nachträglich über den Autohersteller beziehen (Autos mit EU-Typgenehmigung). Das kostet aber: Je nach Autotyp sind zwischen 40 und 200 Euro nicht unüblich.

Alternativ lassen sich die möglichen Reifengrößen über ein Vollgutachten bei GTÜ, Dekra oder einer anderen Prüforganisation im Rahmen der HU bescheinigen.

ACE-Tipp: Online-Reifen-Portale liefern oft einen schnellen ersten Anhaltspunkt über mögliche Reifendimensionen, wenn über Automodell oder Herstellerschlüsselnummer (HSN) und Typschlüsselnummer (TSN), Punkte 2.1 und 2.2 in der Zulassungsbescheinigung, Teil 1, gesucht werden kann.

Was bedeutet Reifendimension?

Sie gibt Aufschluss darüber, wie groß der Reifen sein darf und was er können muss. Steht etwa 215/55 R17 98 H auf der Reifenflanke oder in der Zulassungsbescheinigung Teil 1 bedeutet das eine zulässige Reifenbreite von 215 mm, die „55“ stehen für das Verhältnis von Höhe zu Breite in Prozent.

Das „R“ bedeutet Radialreifen – das Materialgewebe ist am tragenden Gerüst des Reifens, der Karkasse, quer zur Lauffläche angebracht, das macht den Reifen stabil und effizient.

Die „17“ steht für den benötigten Felgendurchmesser, die Schlüsselzahl dahinter steht für die maximale Tragfähigkeit des Reifens. Die „98“ hier im Beispiel bedeutet maximal 750 Kilogramm. Der Buchstabe danach steht für die maximal mögliche Höchstgeschwindigkeit. „H“ bedeutet bis 210 km/h zugelassen.

ACE-Tipp: Eine Aufschlüsselung der Codes für den Tragfähigkeitsindex und den Geschwindigkeitsindex finden Sie auf unseren Reifen-Ratgeber-Seiten.

Online kaufen oder zum Händler fahren?

Vorteil des Online-Kaufs: Der Käufer kann über mehrere Portale hinweg Angebote vergleichen und einen günstigen Preis bekommen. Nachteil könnten lange Lieferzeiten sein. Und bei einer Reklamation ein umständlicher Rückversand, eventuell entstehen Zusatzkosten.

Der Vorteil beim Händler vor Ort: Beratung, Kauf und sichere Montage inklusive Wuchten „aus einer Hand“. Im Falle einer Beanstandung ist das Problem meist schnell gelöst.

ACE-Tipp: Vor dem Online-Reifenkauf Bedingungen für einen Rückversand bei einer Reklamation klären – teilweise gibt es Chats. Die individuelle Beratung bietet der Händler vor Ort.

Sind Billigreifen gut?

Pauschal nicht zu beantworten. Die Qualität eines Reifens ist entscheidend für sicheres Fahren. Das können auch „Billigreifen“ sein. Es sollte nicht nur auf den Preis geschaut werden. Ein optisch gut gemachter Billigreifen ist von einem Qualitätsprodukt für einen Laien oft nicht zu unterscheiden.

Dabei können minderwertige Billigprodukte erhebliche Nachteile aufweisen: Sie verschleißen meist schneller, weisen einen höheren Rollwiderstand auf und treiben damit den Kraftstoffverbrauch und die CO2-Emissionen in die Höhe.

Schlechtes Material und mangelhafte Verarbeitung wirken sich negativ auf die Fahrsicherheit aus. Dann fallen etwa Bremswege länger aus, die Bodenhaftung ist geringer als bei einem Qualitätsprodukt und auch die Fahrsicherheitsassistenten im Auto können nicht ihre volle Leistung entfalten.

Online-Recherchen in einschlägigen Portalen geben eine erste Orientierung. Eine ausführliche Beratung beim Reifenexperten hilft bei der richtigen Auswahl für das Fahrzeug.

ACE-Tipp: Eine gute Orientierung liefert unser Artikel "Sommerreifen - zweite Wahl?".

Warum gibt es das neue EU-Reifenlabel?

Es muss seit Mai 2021 auf jedem neuen Reifen kleben bzw. verfügbar sein. Es soll helfen, einen Reifen zu finden, mit dem sich umweltgerechter und sicher fahren lässt. Das Label informiert über Marke, Reifenname, Dimension, zeigt die Herstellernummer und die zugeordnete Fahrzeugklasse (z. B. C1 für Pkw) an.

Orientierung in Sachen Verbrauch bietet die Kraftstoffeffizienzklasse mit der Einstufung A bis E. Die Nasshaftungsklasse informiert von A bis E über die Qualität der Bodenhaftung bei Nässe. Dazu wird die Lautstärke (Abrollgeräusch) angegeben.

Das Alpine-Symbol steht für Wintertauglichkeit, das Eissymbol für Tauglichkeit unter extremsten Verhältnissen. Der QR-Code führt zur EU-Produktdatenbank mit weiteren Herstellerinformationen.

ACE-Tipp: Das Label gibt Orientierung, einen Reifentest ersetzt es nicht.

Wie lange gelten Reifen als neu?

Fabrikneu sind ungenutzte Reifen, die maximal drei Jahre alt sind. Ungebrauchte Reifen bis fünf Jahre gelten als neu. Der Bundesverband Reifenhandel stuft Kauf und Montage von neuen Reifen, die nicht älter als 5 Jahre sind, als technisch unbedenklich ein, attestiert ihnen aber nur eine begrenzte Nutzungsdauer. Entscheidend ist hierbei auch eine fachgerechte Lagerung.

Der ACE fordert eine bundeseinheitliche gesetzliche Regelung bei der Definition und beim Verkauf von Neureifen.

ACE-Tipp: Die vierstellige Zahl an der Reifenflanke, die sogenannte DOT-Nummer, zeigt an, wann der Reifen produziert worden ist: 2321 bedeutet Woche 23 in 2021.

 

Ab wann muss ich mit Winterreifen fahren?

In Deutschland existiert die situative Winterreifenpflicht. Das bedeutet, dass ab dem Zeitpunkt, ab dem Schnee, Schneematsch oder Eis auf der Straße liegen oder Reifglätte besteht, Winterreifen gefahren werden müssen.

Reifenhersteller empfahlen früher den Wechsel ab einer Außentemperatur von sieben Grad Celsius. Da für gewöhnlich im Herbst niemand permanent ein Thermometer bei sich hat und Temperaturstürze schnell und unerwartet passieren können, empfiehlt der ACE die O- bis O-Regel: von Oktober bis Ostern mit Winterreifen fahren.

Winterreifen, die vor dem 1. Januar 2018 hergestellt wurden, haben die Kennung M+S, für Matsch und Schnee. Sie dürfen bis 30.09.2024 gefahren werden. Winterreifen ab Januar 2018 haben zusätzlich das Alpine-Symbol (Schneeflocke). Dasselbe gilt für Allwetterreifen. Die ACE-Empfehlung zum Mindestprofil ist vier Millimeter.

ACE-Tipp: Für die Reifenmontage in der Werkstatt möglichst früh einen Termin vereinbaren. Wer die Reifen selbst wechseln möchte, findet auf den ACE-Ratgeber-Seiten auch Selbstmontage-Tipps.

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