"Nach der Clubinitiative ist vor der Clubinitiative", erklärt Willi Kerkes, Vorsitzender des ACE-Kreises Lahn-Dill. Er verdeutlicht damit einmal mehr, wie wichtig es ist, auch nach einer bundesweiten Clubinitiative wie „Barrierefrei besser ankommen!“ am Ball zu bleiben, damit sich etwas ändert.
Positive Beispiele machen Mut
Besonders den Ehrenamtlichen des ACE, die sich aus persönlicher Überzeugung und mit viel Engagement dem Thema Verkehrssicherheit widmen, ist das Weitermachen ein großes Anliegen.
Willi Kerkes ist einer von ihnen: „Wir haben viele gute Parkplätze ausgemacht, gute Parkhäuser ausgezeichnet“, erklärt er. „Hier bei uns in Limburg sind schon viele Parkplätze in Parkhäusern modernisiert worden. Das liegt vor allem daran, dass Stadt und private Betreiber großen Wert darauf legen, dass jeder problemlos in die City kann. Um einzukaufen, Termine wahrzunehmen, Veranstaltungen zu besuchen oder um Freunde zu treffen.“
Vor allem privat betriebene Parkhäuser haben noch Nachholbedarf
Leider gibt es auch andere Beispiele. Selbst im ACE-Kreis Lahn-Dill. „Vor allem Parkhäuser privater Betreiber haben Mankos. Hier werden wir nachhaken, bis sich was ändert“, betont der ACE-Ehrenamtliche Kerkes.
Große Aktion des Ehrenamts
Die Parkplatz-Checks führten die ehrenamtlich Engagierten stichprobenartig in Städten und Gemeinden unterschiedlicher Größe in ganz Deutschland durch. Die 800 Ehrenamtlichen überprüften anhand eines streng definierten Kriterienkatalogs Proportionen, Zustand und das direkte Umfeld von insgesamt 2.653 Einzelparkplätzen.
Zwei Drittel der Parkhäuser wurden mit "gut" oder "sehr gut" bewertet
Knapp zwei Drittel aller Parkhäuser wurden, in Schulnoten ausgedrückt, für „gut“ oder „sehr gut“ befunden und mit einer ACE-Urkunde ausgezeichnet. Aber fast ein Drittel fiel komplett durch. Das ist viel, zumal es sich bei den Tests nur um eine stichprobenartige Auswahl handelt. Die Dunkelziffer liegt mit Sicherheit deutlich höher.
Barrierefreiheit ist auch für Eltern mit Kinderwagen wichtig
Bei den Parkplatz-Checks nahmen die ehrenamtlichen Männer und Frauen vom ACE sowohl Behinderten-Parkplätze als auch Eltern-Kind-Parkplätze unter die Lupe. Entscheidend und wichtig für alle: die Barrierefreiheit der Zugänge.
Die Mängel sind vielfältig – und zum Teil kurios
Dabei gab es Fälle, wie sie grotesker nicht hätten sein können: Ein barrierefreier Weg führt ins Treppenhaus. Fahrstuhl? Fehlanzeige! Dann Bezahlautomaten, die nur im Stehen gut bedienbar sind. An nur 110 Parkplätzen war ein barrierefreies Laden möglich. Und in mehr als 50 Prozent der getesteten Parkhäuser sorgt eine schlechte oder fehlende Beschilderung für Desorientierung. Hinzu kommt noch, dass 185 Parkhäuser keinen freien Zugang zum Fahrstuhl hatten oder dieser nicht intakt war.
16 Millionen Menschen in Deutschland sind von Barrieren betroffen
All das sind Indizien dafür, dass die Barrieren-Problematik insgesamt noch viel mehr mobil eingeschränkte Menschen betrifft. Nämlich zusätzlich zu denjenigen, die auf den Rollstuhl angewiesen sind, auch diejenigen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht gut zu Fuß sind. Und auch Eltern mit Kinderwagen, die sich mit Sack und Pack ihren Weg zum Ziel oft mühsam erarbeiten müssen. Insgesamt reden wir hier von mehr als 16 Millionen Menschen, die Barrieren ausgesetzt sind. Und eigentlich sind es noch weitaus mehr.
Die Problematik ist vielschichtig
Das Thema Barrieren im mobilen Alltag ist so komplex, dass es die ACE-Clubinitiative mit ihren exemplarischen Parkplatz-Checks nur streifen, aber nicht vollständig abbilden konnte.
Im Zuge der Clubinitiative haben sich viele Menschen beim ACE gemeldet, die auf noch ganz andere Arten von Barrieren im mobilen Alltag aufmerksam gemacht haben, auch in Form von Bildern im Rahmen der ACE-Mach-mit-Fotoaktion: beispielsweise, dass blinde Menschen beim Überqueren von Straßen auf Ampeln treffen, deren akustische Signale nicht funktionieren. Oder dass Offensichtliches von Verantwortlichen gerne übersehen und nicht als Barriere wahrgenommen wird. Etwa, wenn sich Gehwege im Nichts verlieren oder in eine Straße münden.
Dranbleiben und weitermachen, damit Mobilität für alle barrierefrei möglich ist
Ein umfassendes Fazit aus der ACE-Clubinitiative fällt schwer. Fest steht, vielerorts wird angepackt, Barrieren werden beseitigt. Vor allem an Gebäuden und Neubaukonzepten tut sich etwas.
Andererseits existieren immer noch zu viele Barrieren und es kommen immer wieder neue hinzu, an neuralgischen Punkten wie Fahrbahnverengungen, beschädigten Wegen oder lang andauernden Baustellen.
Der ACE-Vorsitzende Stefan Heimlich zeigt den Kurs auf: „Uneingeschränkte Mobilität und Teilhabe müssen für alle möglich sein. Wir werden uns deshalb weiter für die Barrierefreiheit aller Menschen engagieren."