28.06.2018

Friedrichshafen – Dem Blinkmuffel auf der Spur

Der Blinkmuffel ist auf deutschen Straßen weiterhin stark vertreten. Das belegt eine große Zählaktion in Friedrichshafen.

Es ist genau zehn Jahre her, da haben die Ehrenamtlichen des ACE den „Blinkmuffel“ ins Visier genommen. Knapp 400.000 Fahrzeuge wurden damals an Kreuzungen, Kreisverkehren, Autobahnauffahrten sowie abknickenden Vorfahrtsstraßen gezählt. Das Ergebnis war nicht wirklich überraschend, aber gleichwohl erschreckend: Jeder dritte Deutsche blinkt nicht.

In Friedrichshafen werden Blinkmuffel gezählt

Und wie sieht es heute, zehn Jahre später aus? Sind die Autofahrer immer noch zu faul oder zu gedankenlos, um den „Fahrtrichtungsanzeiger“ – wie der Blinker im schönsten Amtsdeutsch heißt – zu benutzen? Das wollten die Ehrenamtlichen des ACE-Kreises Bodensee-Oberschwaben wissen und haben sich in Friedrichshafen an die Straße gestellt und die Autofahrer beobachtet – genau wie vor zehn Jahren. Denn rund um den Bodensee waren damals besonders viele Blinkmuffel unterwegs. An abknickenden Hauptstraßen blinkten 48,8 Prozent der erfassten Pkw-, Lkw-, Bus- und Kleintransporterfahrer, an Kreuzungen 40,1 und in den Kreisverkehren sogar nur 21,1 Prozent.

Blinkmoral ist besser als vor zehn Jahren

Die gute Nachricht vorweg: Die Zahlen der Stichprobe in Friedrichshafen fallen durchweg besser aus. An abknickenden Hauptstraßen setzten 56,4 Prozent den Blinker, an Kreuzungen 57,4 und im Kreisverkehr 54,9 Prozent. Obwohl die Zahlen deutlich besser sind, sieht ACE-Kreisvorstand Karl-Heinz Weber keinen Anlass, Entwarnung zu geben. „Viele Autofahrer sind sich offenbar der Gefahren nicht bewusst, in die sie sich und andere bringen, wenn sie nicht blinken. So geschehen Auffahrunfälle.“

Blinkmuffel können bei Unfall Teilschuld bekommen

ACE-Vertrauensanwältin Mirjam Amend aus Ravensburg sieht nur eine Möglichkeit, die Blinkmoral zu steigern. „Sogar ich als Anwältin sage, dass nur strengere Kontrollen und Bußgelder helfen können.“ Bei einem Unfall können Blinkmuffel übrigens eine Teilschuld bekommen. „Man kann technisch nachvollziehen, ob bei einem Unfall geblinkt wurde oder nicht. Natürlich ist das mit hohem Aufwand verbunden und sehr teuer – aber wer eine Rechtsschutzversicherung hat, bekommt das Gutachten bei begründetem Verdacht finanziert“, so Amend. Und sie appelliert an die Autofahrer, mehr Rücksicht zu nehmen. „Viele machen sich wahrscheinlich gar keine Gedanken, was es für den Hintermann bedeutet, wenn man auf einmal abrupt bremst, um in eine kleine Gasse einzubiegen.“

Karl-Heinz Weber hat noch ein wichtiges Argument fürs Blinken: „Die modernen Assistenzsysteme können nur funktionieren, wenn sich der Fahrer regelkonform verhält. So macht zum Beispiel der Totwinkelwarner nur beim gesetzten Blinker akustisch darauf aufmerksam, dass etwa ein Radfahrer da ist. Sonst wird der vielleicht übersehen.“