28.05.2024

Autofinanzierung – Kaufen, leasen oder lieber ein Abo?

Wer die Anschaffung eines Autos plant, hat – neben dem Barkauf –mehrere Möglichkeiten. Wir erläutern Entscheidungskriterien sowie Vor- und Nachteile rund um Finanzierung, Leasing und Auto-Abo. 

Nie war es so einfach wie heute, als Autokäufer ein kleines Vermögen loszuwerden. Die Händlerhöfe sind zwar wieder voll, doch auch Nachlässe ändern nichts am hohen Preisniveau.

Selbst eiserne Sparer müssen zumindest einen Teil des Kaufpreises finanzieren: Jeder zweite Neuwagen läuft auf Kredit, bei den Gebrauchten sind es immer noch 34 Prozent.

Der früher so beliebte Barzahler-Rabatt ist ein Auslaufmodell, weil die Händler auch am Kredit verdienen. Dafür ist das Finanzierungsgeschäft inzwischen fast so unübersichtlich wie die Modellpaletten mancher Automarken. Damit Sie sich besser zurechtfinden, haben wir am Ende des Artikels zehn Tipps für Autokäufer zusammengestellt.

Für Käufer lohnt es sich, die einzelnen Rechenmodelle zu kennen. Denn nicht nur die Monatsraten müssen passen, sondern auch die Rahmenbedingungen. Das zeigt sich schon bei den konservativsten Finanzierungsarten, dem Raten- und dem Autokredit.

Die Klassiker: Raten- und Autokredit

Der Ratenkredit wird auch als Verbraucher- oder Privatkredit bezeichnet. Er ist teurer, lässt dem Kunden aber mehr Freiheit: Wenn er mit seinem Auto nicht zufrieden ist, kann er es nach kurzer Zeit wieder verkaufen, ohne die Bank fragen zu müssen. Beim zweckgebundenen Autokredit geht das nicht ganz so einfach, weil die Zulassungsbescheinigung Teil II – früher Fahrzeugbrief genannt – als Sicherheit bei der Bank liegt. 

Viele Kreditgeber fordern auch den Abschluss einer Vollkasko-Versicherung: Gerade bei der Finanzierung eines Gebrauchten kann das ein Kostentreiber sein.

Bei langfristigen Finanzierungen ist es riskant, wenn das Auto schneller an Wert verliert als der Kredit abbezahlt ist. Denn bei einem Unfall bezahlt die Versicherung bekanntlich nur den Zeitwert. Kommt es zum wirtschaftlichen Totalschaden, laufen im ungünstigsten Fall die Kreditraten für ein Auto weiter, das es gar nicht mehr gibt.

Konditionen vergleichen – und Vorsicht vor Lockangeboten

Es lohnt sich immer, die Konditionen von Auto- und Ratenkrediten zu vergleichen. „Der langjährige und zuverlässige Kunde einer Hausbank hat oft Chancen auf einen Ratenkredit, dessen Konditionen sich mit dem Autokredit vergleichen lassen“, sagt Kerstin Föller, Finanzierungsexpertin der Verbraucherzentrale Hamburg. Höchste Vorsicht ist dagegen bei „Ohne Schufa“-Lockangeboten aus dem Ausland geboten: Deren Anbieter lassen sich den Verzicht auf den Bonitätscheck mit hohen Zinszuschlägen vergolden.

Ballon- und Drei-Wege-Kredite: Typisch für Autobanken

Eine Spezialität vieler Autobanken sind Ballon- oder Drei-Wege-Kredite. Beide setzen auf möglichst niedrige Monatsraten.

Beim Ballonkredit ist am Ende der Laufzeit eine hohe Schlussrate fällig, die entweder angespart oder neu finanziert werden muss. Das kann vorteilhaft oder auch riskant sein – je nachdem, wie sich bis dahin die Konditionen verändern.

Etwas mehr Flexibilität schafft der Drei-Wege-Kredit: Der bietet dem Kunden neben der Abschlusszahlung oder einer Anschlussfinanzierung auch die Möglichkeit, das Auto zurückzugeben. Im Prinzip handelt es sich dabei um eine Mischform aus Kredit und Leasing. Und die sorgt in der Praxis öfter für Verstimmung, wie Kerstin Föller weiß: „Manchen Verbrauchern ist nicht klar genug, dass sie ihr Auto so sorgfältig wie einen Leasingwagen behandeln müssen.“ Wer die vorgeschriebenen Wartungen verschläft, die Pflege vernachlässigt und mehr Kilometer fährt als vereinbart, zahlt am Ende kräftig drauf.

Leasing: Eher nichts für Privatkäufer

Auch wegen des häufigen Ärgers bei der Rückgabe lohnt sich das klassische Leasing für die meisten Privatkäufer nicht. Zudem bekommen sie im Vergleich zu Geschäftskunden meist schlechtere Konditionen. Wer sein Auto least, bezahlt nur für dessen Nutzung und erwirbt kein Eigentum.

Das hat natürlich auch Vorteile wie die geringe Kapitalbindung und den mühelosen Fahrzeugwechsel ohne Wiederverkaufs-Risiko. Auch kann das Leasen unter Umständen günstiger sein als ein Kredit.

Besonders hoch ist das Kostenrisiko jedoch, wenn sich die Leasingkosten am fiktiven Restwert statt an den gefahrenen Kilometern orientieren. Genau genommen ist das Restwert-Leasing eine Art Wette, die bei der Rückgabe des Autos oft der Kunde verliert: Denn wieviel er wirklich zahlen muss, legt am Ende das Gutachten des Sachverständigen fest.

Auto-Abos: Flexibel, aber teuer 

Eine flexiblere Form des Leasing sind Auto-Abos. Oft liegt deren Mindestlaufzeit bei nur einem Monat, auch das Pausieren ist bei einigen Anbietern möglich. Und wenn es zum Unfall kommt, droht keine teure Rückstufung bei der Versicherung, weil deren Pauschaltarif im Abopreis enthalten ist. Auch Wartung, Verschleißreparaturen und mitunter auch der Wechsel auf Winterräder gehören zum All-inclusive-Paket.

Unterm Strich ist das sorglose Fahren aber nicht billig: So können 1000 monatliche Kilometer im kompakten SUV locker 500 Euro und mehr kosten. Und der Blick ins Kleingedruckte zeigt, wo die Freiheit endet: Fahrten außerhalb der EU schätzen manche Anbieter ebenso wenig wie Abonnenten, die jünger als 21 oder älter als 75 Jahre sind.

Fazit

Die flexibelste, aber nicht unbedingt günstigste Finanzierung bietet der klassische Ratenkredit. Wer sein Auto lange behalten will, fährt meist mit dem zweckgebundenen Autokredit besser. Ballon- und Drei-Wege-Kredite lohnen sich am ehesten für Gutverdiener, die das Ansparen der Restsumme nicht in Verlegenheit bringt. Leasing und Auto-Abo bleiben bequeme Nutzungsmodelle für Kunden, die den Euro nicht zweimal umdrehen müssen. 

10 Finanzierungs-Tipps für Autokäufer

1. Sparen spart nicht immer

Am besten ist es natürlich, das neue Auto bar bezahlen zu können. Aber die lange Ansparphase rechnet sich nicht immer: Wenn der Reparaturaufwand des alten Autos den Marktwert überschreitet, ist es meist wirtschaftlicher, über einen Neukauf nachzudenken – auch wenn er finanziert werden muss.

2. Kreditanfragen meiden
Wer die Finanzierungskonditionen von Banken vergleicht, sollte keine Kreditanfrage stellen, sondern eine Konditionenanfrage. „Die hat deutlich weniger Auswirkungen auf die Bonitätseinschätzung der Schufa, die unter mehreren Kreditanfragen leiden kann“, sagt Kerstin Föller von der Verbraucherzentrale Hamburg.

3. Hausbank nicht vergessen
Nicht immer machen Autobanken die besten Angebote. Zuverlässige Bankkunden mit langjähriger problemloser Verbindung zu ihrer Hausbank bekommen dort unter Umständen bessere oder zumindest gleichwertige Konditionen.

4. Direktbanken fragen
Direktbanken unterhalten kein teures Filialnetz und bieten keine persönliche Beratung, deshalb können sie oft günstige Kreditbedingungen anbieten. Manche Kreditrechner im Internet spucken allerdings unrealistische Konditionen aus, weil sie von der optimalen Bonität des Kunden ausgehen. Seriöse Kreditrechner operieren mit dem Zweidrittel-Zinsatz. Der heißt so, weil ihn zwei Drittel der Bankkunden erhalten.

5. Sondertilgung aushandeln
Manchmal läuft’s im finanziellen Leben flüssiger als gedacht, deshalb ist es auch bei der Autofinanzierung eine gute Idee, Sondertilgungen oder auch günstige Konditionen zur Kreditablöse zu vereinbaren. 

6. Laufzeit im Auge behalten
Einzelne Banken bieten Autokredite mit einer Laufzeit von bis zu 120 Monaten an. Das kann sich bei der hohen Wertstabilität eines Wohnmobils oder Oldtimers rechnen, auch wenn die Zinsbelastung unterm Strich enorm ist. Im Normalfall sollte die Laufzeit einer Finanzierung auf den zu erwartenden Wertverlust des Fahrzeugs abgestimmt sein.

7. Verkaufshilfen enttarnen
Wenn die Banken der Autohersteller mit besonders niedrigen Zinsen werben, dann handelt sich meist um eine getarnte Verkaufshilfe für ein wenig gefragtes Modell. Mitunter gelten die attraktiven Konditionen nur für eine einzelne Motor- oder Ausstattungsvariante. Deren höherer Wertverlust macht die Ersparnis beim nächsten Autokauf womöglich zunichte.

8. Zusatzversicherungen gehen ins Geld
Alle Zusatzversicherungen, an die eine Kreditzusage angeblich gebunden ist, sollte der Kunde kritisch hinterfragen. Gerade bei Ratenschutzversicherungen lohnt sich das Studium des Kleingedruckten, wo sich zahlreiche Ausschlussklauseln verbergen können. Wer eine Berufsunfähigkeitsversicherung, eine Risikolebensversicherung und eine gesetzliche Arbeitslosenversicherung hat, braucht den teuren Zusatzschutz in aller Regel nicht. 

9. Altersbeschränkungen beim Kredit
„Ein wenig bekanntes Problem beim Autokauf ist Altersdiskriminierung“, sagt Kerstin Föller von der Verbraucherzentrale Hamburg. Das bedeutet in der Praxis, dass selbst Senioren mit solider Bonität der Kredit verweigert wird. Als Ausweg schlägt der Händler vor, den Vertrag auf den Namen des Sohnes oder der Tochter abzuschließen. Dagegen können sich Kunden wehren – zum Beispiel mit einer Meldung an die Antidiskriminierungsstelle des Bundes.

10. Leasing-Lücke füllen
Beim Abschluss eines Leasingvertrags empfiehlt sich eine sogenannte GAP-Versicherung. Sie sichert die Finanzierungslücke zwischen Wiederbeschaffungswert und Leasing-Restwert ab, wenn das Fahrzeug gestohlen oder bei einem Unfall zum Totalschaden wird. Teilweise ist die GAP-Versicherung ein Bestandteil des Leasingvertrags, sie lässt aber auch als zusätzliche Leistung der Kaskoversicherung dazubuchen.