Ob Retrobike, Sportler oder Enduro – das Angebot an neuen Motorrädern lässt kaum Wünsche offen. Der vor Jahren von Honda initiierte Trend zur Automatik ist ebenso flächendeckend angekommen wie Antihopping-Kupplung und Berganfahrassistent. Seit Januar müssen motorisierte Zweiräder zudem die Abgasnorm Euro 5+ erfüllen. Die Werte entsprechen der vorherigen Euro 5, doch das nun verpflichtende Onboard-Diagnose-System erfordert konstruktive Änderungen. Hier zu sehen ist der ab 2026 erhältliche, elektrisch angetriebene "Flying Flea" von Royal Enfield.
Ungebrochen ist das Interesse an Retro-Modellen; die heute auf alt gestylten Modelle sind kaum von historischen Vorbildern zu unterscheiden. Die Erinnerung an die erste 200 km/h schnelle Serien-BMW ist offenbar auch in München lebendig. Die R 12 S ist optisch nah an der R 90 S von 1973, woran die Farbgebung in Daytona-Orange und die Lenkerverkleidung ihren Anteil haben. Die auf der R 12 Nine T basierende Maschine hat unter anderem eine Berganfahrhilfe und Kurvenlicht, die Preisliste beginnt bei 22.000 Euro.
Bei den Enduros zielt BMW mit der F 450 GS aufs Mittelfeld. Der neu entwickelte Zweizylinder-Motor leistet 35 kW, das Gewicht beträgt konkurrenzfähige 175 Kilo. Die Markteinführung soll im Laufe des Jahres erfolgen.
Mit der neuen GB 350 S bringt Honda einen zuverlässigen Begleiter für alle Alltagslagen. Ausgerüstet mit Traktionskontrolle und Anti-Hopping-Kupplung besticht der 21 PS starke Motor mit einem Verbrauch von nur 2,5 Litern.
Als Ausblick auf die Zukunft stellte Honda auf der Motorradmesse EICMA in Mailand einen V3-Motor mit 75 Grad Zylinderwinkel vor. Die Konfiguration soll bei niedrigen und mittleren Drehzahlen für hohes Drehmoment sorgen; spekuliert wird über einen Hubraum von 800 Kubik. Wesentlich ist jedoch, dass Honda, wie auch die meisten anderen Motorradhersteller, die Zukunft motorisierter Zweiräder weiterhin mit Verbrennungsmotoren sieht. Neue Technologien sollen den künftigen Emissionserfordernissen gerecht werden.
Vor 50 Jahren nahm Kawasaki den Import seiner Motorräder in die Hände einer eigenen Werksniederlassung. Aus diesem Anlass bringen die Japaner die Z 900 im Design der legendären Z1 von 1972 auf den Markt.
Als Hommage an den vor 100 Jahren gegründeten Hersteller Meguro ergänzt ein Retro-Single mit 230 ccm und 18 PS die Modellpalette. Schon das Design der Estrella und der W650 war an die Formensprache der im Kawasaki-Konzern aufgegangenen Firma angelehnt.
Die Modellbezeichnung DR ist bei Suzuki seit Jahrzehnten den Enduros vorbehalten. Dem Trend zu leichtgewichtigen Dual Sport-Modellen folgend tritt die brandneue DR-Z 4 S in die Fußstapfen geländetauglicher Einzylinder, als Schwestermodell DR-Z 4 SM wurde eine Supermoto-Variante abgeleitet. An Federweg wird es nicht mangeln, doch werden beide Modelle erst ab Spätsommer verfügbar sein.
Sportlichkeit auf und abseits der Straße ist das Credo von Yamaha. Die neue, dreizylindrige YZF-R9 bietet für 13.749 Euro renntaugliche Technik mit Straßenzulassung.
Die Enduro Ténéré 700 wird in modellgepflegter Ausführung für ab 11.624 Euro angeboten; die Rally-Edition soll 12.824 Euro kosten.
Ebenfalls stark überarbeitet kommt der große Sportroller T-Max, der neben diversen Assistenzsystemen mit der My-Ride-App auch über eine integrierte Parkplatzsuche verfügt.
Dass Aprilias Enduro Tuareg auch in schwerem Gelände bestehen kann, hat sie als Gewinnerin des Africa Eco Race und der italienischen Motorally-Meisterschaft unter Beweis gestellt. Als 80 PS starke Rally-Replika kommt sie mit beachtlichen Federwegen, das Gewicht liegt fahrbereit unter 200 Kilo.
Auf Basis der vollverkleideten RS 457 legt Aprilia mit dem Naked Bike Tuono 457 nach. Der im indischen Piaggio-Werk gefertigte Tourer ist mit 35 kW Führerschein-A2-tauglich.
Ducati steht für hochkarätige Technik und leistungsstarke Motoren. Für 2025 findet sich in der Panigale V2 und der Streetfighter V2 ein neuentwickelter Motor mit 890 Kubikzentimetern, der deutlich leichter ausfällt als seine Vorgänger. Die Panigale ist ab Ende Januar ab 16.695 Euro im Handel, die Streetfighter kommt Ende März zum Basispreis von 15.795 Euro.
Ebenfalls ab März ist die vierzylindrige Streetfighter V4 erhältlich. 214 PS bei einem Trockengewicht von 189 Kilo wären noch vor wenigen Jahren der Rennstrecke vorbehalten gewesen. Die Roadster Diavel V4 (Foto) kommt für 2025 in neuer Optik daher.
Künftig verzichtet die Fantic Caballero 500 auf Motoren aus chinesischer Produktion und nutzt einen 45 PS starken Einzylinder, der von der Tochterfirma Minarelli gefertigt wird. Neben der Scrambler-Version soll es auch die sportliche Variante Imola 500 sowie den Roadster Stealth geben.
Vor 200 Jahren wurde die Stilfser Joch Passstraße eröffnet, weshalb Moto Guzzi seiner Top-Enduro Stelvio das Sondermodell Stelvio Duecento Tributo zur Seite stellt. Die in Sonderlackierung gehaltene Version wird nur 2758 mal gebaut – für jeden Höhenmeter des Alpenpasses ein Motorrad. Ausgerüstet ist die Reiseenduro mit diversen Assistenzsystemen und einer Multimediaplattform fürs Smartphone.
Dank bedächtiger Modellpflege und der Ausnutzung des Baukastensystems hat Moto Guzzi die V7 zur Basis seines Mittelklassesegments gemacht. Mit der V7 Sport wird nun auf jene Modellbezeichnung zurückgegriffen, die Anfang der 70er den Grundstein für das sportliche Image Guzzis legte. Mit Upside-down-Gabel und Ride by Wire haben technische Neuerungen Einzug gehalten, schütteln tut der V2 glücklicherweise wie eh und je.
Älteren Motorradfans ist die Moto Morini 3 1/2 aus den 70er-Jahren noch ein Begriff. Italienisches Design, ein quer eingebauter V-Motor mit 350 Kubikzentimetern. Nach einer wechselvollen Firmengeschichte tritt Morini wieder in Erscheinung: 2025 soll eine Neuauflage der 3 1/2 kommen, dazu ein Bobber mit identischer Motorisierung. Die Mittelklasse wird durch den Sporttourer Corsaro 750 abgedeckt. Die Alltrhike mit 450 cc-Paralleltwin und die X-Cape 1200 mit ihrem 125 PS starken V-Twin bilden die Eckpfeiler des Endurosektors.
Als älteste Motorradmarke der Welt überrascht Royal Enfield mit immer neuen Variationen seiner Modell mit einem und zwei Zylindern. Für 2025 wurde der Road Scrambler Bear 650 vorgestellt.
Ab März soll das Modell Classic 650 mit viel Chrom folgen. Europa gehört allerdings nicht zu den Hauptmärkten der indischen Firma, weshalb die Nachfrage das Angebot immer noch übersteigt.
Einer massiven Modellpflege erfreuen sich die Triumph Tiger Sport 660 und ihr Schwestermodell Trident 660. Beide Modelle verfügen künftig unter anderem über Kurven-ABS, Schräglagen-Traktionskontrolle und einen Schaltassistenten für kupplungsfreie Gangwechsel.
Im Gegensatz zum Autosektor spielen elektrisch angetriebene Modelle bei Motorrädern und Motorrollern keine Rolle. Dennoch will Elektropionier Zero in den nächsten beiden Jahren gleich sechs neue Modelle auf den Markt bringen. Ab dem Sommer soll die Enduro XE verfügbar sein, die auch schon mit 16 Jahren gefahren werden darf. Der Preis soll bei 6.400 Euro liegen.