Der erste Twingo hatte schnell den Status eines Kultautos erreicht, die zweite Generation punktete mit Praktikabilität, ohne groß Emotionen zu wecken. Jetzt, bei der dritten Auflage des kleinen Franzosen, ist wieder alles ganz anders. Nahezu baugleich ist der Twingo mit dem Smart Fourfour, auch die Besonderheit des Heckmotors teilt sich der Franzose mit dem Stuttgarter Kleinwagen.
Schon rein optisch zeigt der neue Twingo kaum eine Ähnlichkeit zu seinem doch arg biederen Vorgänger. Runde Formen und große Scheinwerfer verleihen dem kleinen Stadtflitzer ein niedliches Aussehen, die kecken Rallyestreifen versprechen eine sportliche Fahrperformance. Der gute erste optische Eindruck setzt sich im Innenraum fort, hier passt das Design. Runde Formen dominieren, von den Lüftungsschlitzen über die Bordinstrumente bis zu den Bedienelementen. Doch bei aller Verspieltheit haben die Designer doch nicht den Nutzwert aus den Augen verloren. Alle Instrumente lassen sich gut ablesen und sind einfach zu bedienen.
Der Twingo kommt mühelos in engste Parklücken
Dass die Rundumsicht sehr zu wünschen übrig lässt – damit steht der Twingo in der heutigen Autowelt ja nicht alleine da. Trotzdem ist es bei einem Stadtauto – das aufgrund seiner Wendigkeit auch noch mühelos in die kleinsten Parklücken kommt – ärgerlich, dass es weder nach vorne noch nach hinten gut zu überblicken ist. Hinten stört die breite C-Säule, vorne lässt die stark abfallende Klappe allenfalls Schätzwerte zu. Deshalb ist es eine gute Idee, in eine Einparkhilfe (je nach Ausstattung und Paket 290 bis 990 Euro) zu investieren. Leider gibt es für die Grundausstattung weder ein akustisches noch kameragestütztes Modell. Nach vorn gibt es keine Einparkhilfe.
Der Renault Twingo ist ein klassisches Stadtauto wie etwa der Toyota Aygo, der VW Up oder Fiat 500. In einem Punkt ist der Franzose seinen Konkurrenten deutlich überlegen: Der Wendekreis liegt bei nur 8,6 Metern. Damit wird nicht nur das bereits erwähnte Rangieren in engsten Parklücken zum Kinderspiel, auch auf der Straße wird in einem Zug gewendet.
Überraschend viel Platz im Renault Twingo
Auch wenn der Twingo ein Kleinwagen ist, so bedeutet das nicht, dass in ihm kein Platz wäre. Fahrer- und Beifahrersitz sind auch für längere Strecken gut geeignet, lediglich im Fond wird es für Erwachsene auf Dauer etwas (zu) eng. Für Kleinkram gibt es im Twingo unzählige Ablagemöglichkeiten, in alle Türfächer passt auch gut eine große Wasserflasche. Der Kofferraum lässt sich durch Verstellen der Rücksitzlehnen noch etwas vergrößern – wir waren überrascht, wie viel Gepäck wir letztendlich im Twingo gut unterbringen konnten. Einen Wermutstropfen gibt es aber doch: Durch den Heckmotor wird es im Kofferraum unglaublich warm, da hilft auch die dicke Isolierung nichts. Empfindliche Einkäufe wie Butter, Eier oder Milch sollten daher auf keinen Fall im Kofferraum transportiert werden. Allerdings scheint der Motor auch den Innenraum aufzuwärmen – im Winter ein Vorteil, im Sommer ist die Klimaanlage eine absolute Notwendigkeit und sollte auf jeden Fall dazugeordert werden (je nach Ausstattung und Paket zwischen 590 und 1290 Euro).
Der Motor des Twingo sitzt im Heck
Auf der Straße erweist sich der Twingo als spritzig und agil, seine Stärken spielt er besonders im Stadtverkehr aus. Hier überzeugt er mit einem guten Antritt. Wer konsequent den Schaltempfehlungen folgt, wird zwar mit einem niedrigeren Spritverbrauch belohnt, aber das laute Brummen beim untertourigen Fahren nervt auf Dauer. Auf der Autobahn hält er bis zur Richtgeschwindigkeit gut mit, die als Höchstgeschwindigkeit angegebenen 165 km/h sind allerdings illusorisch. Der Twingo ist nämlich extrem seitenwindanfällig, auch wenn es fast windstill ist, kommt er bei höheren Geschwindigkeiten immer mal wieder ins Schwanken – da hilft auch der (serienmäßige) Seitenwindassistent nicht wirklich viel. Grund für dieses unruhige Fahrverhalten ist der – im Gegensatz zu anderen Fahrzeugen mit konventionellem Frontmotor – wegen des Heckmotors verlagerte Schwerpunkt. Renault gibt den Spritverbrauch für den 90-PS-Benziner mit 4,3 Litern an – ein Wert, den wir in der Praxis leider nicht annähernd erreichen, unser Durchschnittswert liegt bei 6,5 Litern. Insgesamt stehen für den Twingo zwei Dreizylinder-Benzinmotoren mit einem Liter Hubraum und 71 beziehungsweise 90 PS zur Wahl.
Der Twingo ist für unter 10.000 Euro zu haben
Angeboten wird der Renault Twingo zu Preisen ab 9690 Euro. Allerdings ist die Grundvariante "Life" relativ mager ausgestattet. So fehlen beispielsweise elektrische Fensterheber, Fahrersitz und Lenkrad sind nicht höhenverstellbar. Ein Audiosystem kostet 500 Euro extra, das Audiosystem in Kombination mit einer manuellen Klimaanlage 1290 Euro. Wer nur ab und zu im Stadtverkehr unterwegs ist, der kann sich das überlegen, alle anderen sollten lieber zur Ausstattungsvariante "Experience" greifen, hier bietet auch die Aufpreisliste einiges mehr an Möglichkeiten. Das verführerischste Extra gibt es für die Ausstattungslinien "Experience" und "Intens" für 990 Euro: ein elektrisches Faltschiebedach, das dem Twingo ausgesprochen gut zu Gesicht steht.
Fazit
Es ist keine Frage, der Twingo ist für die Stadt gemacht, aber auch gelegentliche Langstrecken sind problemlos zu bewältigen.