Auf große optische Änderungen hat VW bei diesem Facelift verzichtet, dem ersten ID.3 sieht er sehr ähnlich – man muss genau hinschauen, um die beiden Varianten zu unterscheiden.
Optische und haptische Veränderungen
Am markantesten ist der Wegfall des Buckels auf der Motorhaube, außerdem gibt es neue Farben und schärfer geschnittenere Lichter.
Innen sieht er nahezu unverändert aus, fühlt sich aber ganz anders an: Diverse Stellen haben nun hochwertigere Materialauswahl und eine bessere Unterschäumung, die meisten Oberflächen fassen sich nun deutlich besser an und knarzen auch nicht mehr.
Alle weiteren Veränderungen finden sich unter der Haube bzw. in der Software.
Schnelleres Laden
Die Ladegeschwindigkeit wurde deutlich erhöht, mit dem 77 kWh-Akku sind nun bis zu 170 kW möglich (vormals 135 kW), der 58 kWh-Akku nimmt immerhin bis zu 120 kW an. Die Ladezeiten sinken so auf 30 Minuten von fünf auf 80 Prozent beim großen und 35 Minuten beim kleinen Akku.
Neu ist auch, dass jetzt per Plug&Charge geladen werden kann, sofern die gewählte Ladesäule diese Funktion unterstützt. Das bedeutet, dass der Wagen die Identifizierung an der Ladesäule selbstständig erledigt, es braucht keine Ladekarte oder App mehr, um den Ladevorgang zu starten. Sobald ein entsprechender Stromvertrag im Fahrzeug hinterlegt ist, starten die Ladevorgänge von alleine.
Was wie ein Gimmick wirkt, ist spätestens bei strömendem Regen ein wirklich nützliches Feature, weil man deutlich kürzer im Nassen stehen muss.
Software massiv verbessert
Der größte Kritikpunkt des alten ID.3 ist auch das Gebiet der größten Veränderung beim Facelift: die Software.
Gerade bei den frühen Fahrzeugen wurde zurecht viel gemeckert: Der Ladeplaner hatte immer wieder merkwürdige Vorschläge (wenn er überhaupt funktionierte), Abstürze gab es regelmäßig, die Sprachsteuerung war immer wieder sehr schwer von Begriff und selbst wenn alles wie vorgesehen funktionierte, war es doch sehr langsam.
Ladeplaner und Travel Assist sind eine echte Hilfe
In Sachen Software ist der neue ID.3 kaum wiederzuerkennen: Gedenksekunden gibt es zwar noch, aber deutlich seltener, das ganze System ist viel flüssiger geworden.
Der Ladeplaner macht jetzt einen guten Job, schlägt sinnvolle Ladestopps vor und kommt auch mit spontanen Routenänderungen besser zurecht.
Der ohnehin schon gute Travel Assist ist nun in der neuen Version mit „Schwarmdaten“ verfügbar und kann jetzt endlich auch Spurwechsel auf Blinker-Befehl. Hier muss sich VW definitiv nicht hinter der Konkurrenz verstecken: Auf langen Strecken macht das System einen exzellenten Job und entlastet Fahrerinnen und Fahrer merklich.
Der VW ID.3 im Video-Fahrbericht (Youtube): VW ID.3 im ACE-Check
Die installierten Spiele wären verzichtbar
Als besonderer Gag sind nun auch Spiele mit an Bord, hier wollte man wohl zu Tesla aufschließen. Leider sind die teilweise etwas unrund in Steuerung und Performance, dennoch: Vor wenigen Jahren wäre es bei Volkswagen wohl undenkbar gewesen, dass man überhaupt Computer-Spiele in einem Auto anbietet, mit Blick darauf muss man den Fortschritt loben.
Gewohnt gut: Verbrauch, Fahrwerk und Platzangebot
Unverändert zum Vor-Facelift, aber trotzdem gut sind der Verbrauch, das Platzangebot und das Fahrwerk. So stehen nach 900 Kilometern durch Stadt, Land und auch mal flotter über die Autobahn exakt 18 kWh/ 100 km auf dem Zähler, was mit dem in unserem Testwagen verbauten 58 kWh-Akku für eine Realreichweite von 320 Kilometern ausreicht.
Bequeme Sitze auf allen Plätzen
Langes Sitzen ist auf den ErgoActive-Sitzen kein Problem, auch im Fond sitzt man in diesem Segment wohl in keinem anderen BEV so bequem mit guter Oberschenkelauflage, ordentlich Kopffreiheit und genug Platz für die Beine.
Ideales Stadtauto
Gerade in der Stadt begeistern die kompakten Abmessungen, denn mit 4,26 Metern Länge kann man sich in viele Parklücken zwängen, die 360-Grad-Kamera hilft dabei. Mit 10,3 Metern Wendekreis ist jeder U-Turn ein Kinderspiel.
Auch das Augmented-Reality Headup-Display mit seinen Navipfeilen überzeugt nach wie vor und ist vielen Konkurrenten deutlich voraus.
Was nicht verbessert wurde
Trotz vieler positiver Änderungen sind aber auch einige grobe Schnitzer weiter an Bord: Die Touchtasten am Lenkrad beispielsweise, für die man leider allzu oft den Blick von der Straße abwenden muss, um zu sehen, was genau man eigentlich drückt. Auch im restlichen Fahrzeug sind weiterhin fast nur die unergonomischen Touch-Taster verbaut, hier hätten wir uns lieber richtige Knöpfe gewünscht.
Auch der nervige Fensterheber mit „Rear“-Button ist weiterhin dabei, sodass man an der Parkhausschranke öfter aus Versehen das hintere statt des vorderen Fensters öffnet.
Das größere Display und die 4.0 Software wurden dem ID.3 weiterhin verwehrt, die gibt es dann erst bei der vollständigen Neuauflage in ein paar Jahren. Und last but not least ist natürlich zu erwähnen, dass auch die App-Anbindung weiterhin nicht optimal funktioniert.
Die ID-Reihe wird erwachsen
Mit dem Facelift des ID.3 hat VW nun endlich das Auto geliefert, das sie schon 2019 versprochen hatten. Mit flüssigerer Software und schnellerem Laden haben die Wolfsburger die größten Kritikpunkte abgeräumt. Weiterhin durchwachsen bleibt einzig der Preis, denn wenn man auf die „nackte“ 40.000 €-Version noch etwas Ausstattung packt, steht man schnell bei 51.000 €. Da bewegt man sich dann schon fast in den Preisdimensionen von Tesla oder Kia-Hyundai, die dafür aber auch einige Features mehr an Bord haben.
Ein rundes Gesamtpaket bleibt der ID.3 dennoch, denn die kompakten Abmessungen zusammen mit der ordentlichen Reichweite, dem überzeugenden Platzangebot (insbesondere auf der Rückbank) und dem souveränen Fahrwerk findet man so bei keinem anderen Anbieter. Für einige tausend Euro weniger könnte er ein echter Kassenschlager werden.
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