26.09.2024

Herbst am schleswig-holsteinischen Wattenmeer

Wer Wind und Wetter zu schätzen weiß, ist an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste richtig. Das Wattenmeer ist nicht nur im Sommer eine Reise wert.

Friesennerz und Gummistiefel, das sind die gängigen Modeaccessoires am Wattenmeer im Herbst. Jeder Schritt durch den Schlick ist ein Kampf, doch auf den Gesichtern der Strandläufer liegt ein zufriedener Ausdruck. Wo liegt der Reiz, an ein Meer zu fahren, das die Hälfte der Zeit gar nicht da ist?

Friedrichskoog – Schafe, Robben und Meer

Die Strandkörbe in Friedrichskoog-Spitze sind gen Sonnenuntergang ausgerichtet. Bunte Lenkdrachen flattern im Wind. Ständig wandeln sich Wolkenformationen. Hinter dem noch fest erscheinenden Meeresboden glitzert bereits die aufkommende Flut.

Im Gegensatz zu den belebten Orten an den Deichen Ostfrieslands herrscht weiter nördlich eine ruhigere Stimmung. Schafe weiden auf den Deichen und stampfen gleichzeitig die aufgeschichteten Wälle immer wieder fest.

Im Windschatten der Deiche lässt sich auf den oft verkehrsberuhigten Wegen prima Rad fahren. Mit etwas Glück bekommen Besucher eine der scheuen Robben zu Gesicht. Alternativ bietet sich die Aufzuchtstation am Ortsrand von Friedrichskoog an, inklusive mehrmals täglicher Fütterung.

Idylle im Hinterland

Selbst ein paar Kilometer landeinwärts ist diese Weite zu verspüren, die den norddeutschen Küstenregionen so eigen ist. Die wenigen Bäume neigen sich im Wind, der verbliebene Sanddorn sorgt für orangene Farbtupfer. Auf den Feldern reifen Kohl und Kürbisse, die zur Erntezeit ab Hof verkauft werden. Am Feldrain warten die Zuckerrüben auf den Abtransport zur Fabrik.

Büsum – Reise in die Deich-Geschichte

Touristischer geht es in Büsum zu. Der alte Hafen eignet sich gut zum Promenieren, in der Stadt reihen sich neben den üblichen Konsumtempeln auch die Souvenirläden aneinander.

Das Aquarium am Hafen bietet einen spannenden Blick in die Welt unter dem Wasserspiegel.

Empfehlenswert ist auch ein Ausflug zum Deichbaumuseum am Stadtrand. Ganz open air wird dort gezeigt, wie früher  Deiche gebaut wurden und warum sie immer höher wurden.

Tönning – Fischbrötchen und eine versunkene Stadt

Fast in Sichtweite befindet sich der alte Hafenort Tönning. Früher Startpunkt für Handelsschiffe nach Australien, zieht heute das Nationalpark-Zentrum Multimar die Besucher an. Anschaulich werden Fragen rund ums Watt beantwortet, anschließend warten im schmucken Stadtkern die leckersten Fischbrötchen.

Die Legenden der Küste erzählen von Ereignissen, als das Meer unvermittelt kam. Die in die Geschichte eingegangenen verheerenden Sturmfluten sind ebenso präsent wie die untergegangene Stadt Rungholt, das Atlantis der Nordsee.

Husum – Zeitreise im Museum

Einen Blick in die Geschichte ermöglicht das Nordfriesland-Museum in Husum. Paradestück der Dauerausstellung sind Fundstücke des vor über 650 Jahren versunkenen Ortes. Mittlerweile konnten sowohl Schmuck und Waffen als auch Alltagsgegenstände geborgen werden, dank plastischer Rekonstruktion wird dem Rungholter sogar ein Gesicht gegeben.

Das Wattenmeer – Landschaft im Wandel

Die Küste befindet sich im steten Wandel, Inseln werden ins Meer gezogen oder aber an das Festland angebunden – so wie die einstige Insel Nordstrand, die erst seit 1987 fest mit dem Festland verbunden ist. Alle zwölf Stunden und 25 Minuten wechseln die Gezeiten von Flut zu Ebbe und wieder zu Flut.

Der Nationalpark Wattenmeer gehört zum UNESCO-Weltnaturerbe. Über 2.000 Tierarten haben sich auf die besonderen Lebensbedingungen eingestellt.

Das Watt kann entdeckt werden, am besten sachkundig geführt. Vorsicht ist angebracht. Vor allem Besucher aus dem Binnenland unterschätzen oft die Tücken der plötzlich einsetzenden Flut.

Küstenspezialitäten von Torte bis Fisch

So karg das Land auch erscheinen mag, so genießerisch sind seine Bewohner. Jedes Stückchen Torte zum Kaffee erweist sich als doppelstöckige Kalorienbombe.

Immerhin wurde auf Nordstrand der Pharisäer erfunden, bei dem der mit Rum versetzte Kaffee unscheinbar unter einem Sahnehäubchen versteckt ist. Der Grund: Die Norddeutschen wollten sich vom Pfaffen nicht den Alkohol verbieten lassen.

Wo Wasser ist, bleibt zudem der Fisch nicht lange fern. Das Fischbrötchen, vorzugsweise mit Hering, Matjes oder Krabben belegt, ist der lokale Schnellimbiss auf die Faust.

Rickelsbüller Koog und Seebüll – Nordwestlicher geht nicht

Der Rickelsbüller Koog markiert den nordwestlichsten Festlandszipfel Deutschlands. Ein simpler Zaun kennzeichnet die Grenze zu Dänemark. In der Ferne ist Sylt zu sehen.

Ganz in der Nähe ist das Emil-Nolde-Haus in Seebüll ganz der Kunst des gleichnamigen Malers gewidmet. Sehenswert hier ist auch der kunstvoll angelegte Garten.

Der Reiz des Nordens

Warum also zieht es die Menschen hierhin? Wegen der Luft, die durch den hohen Salzgehalt bei Atemwegserkrankungen, Akne und noch mindestens 1.000 weiteren Gebrechen heilsam ist. Wegen der Weite, die so in kaum einem anderen Landesteil Deutschlands zu verspüren ist. Oder wegen der vom Wind geröteten Gesichter - auch, wenn die Kapuze tief ins Gesicht gezogen ist. Jeder findet seinen Grund. Für die Bewohner ist klar: Wer diesem Wetter standhält, der trotzt auch dem Leben.

Reise-Infos Wattenmeer

Infos zu Unterkünften, Sehenswürdigkeiten etc. bietet die Nordsee-Tourismus-Service GmbH.

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